Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll202. Sitzung / Seite 54

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und ältere Menschen Probleme bekommen. (Bundesminister Dipl.-Ing. Berlakovich: Das stimmt ja nicht, was Sie sagen!)

Das heißt, wenn Sie neben einem Bauern, der auf diese Art und Weise Ackerbau betreibt, leben würden, dann hätten Sie wahrscheinlich auch ein Problem damit. Aber da das wahrscheinlich nicht der Fall ist, ist Ihnen das ziemlich egal.

Schauen Sie, es geht ja noch viel weiter. Wenn man sich die Saatgutverordnung der EU anschaut, dann sieht man, in welchem Wahnsinn wir da gelandet sind.

Wir haben ja mittlerweile das Saatgut, das vermehrbar wäre, verboten. Das muss man sich einmal vorstellen! Seit zehntausend Jahren geht der Bauer her, erntet sein Getreide, behält sich einen Teil zurück und sät dieses Getreide wieder aus.

Sie haben es jetzt mit der Agrarlobby geschafft, genau das zu verhindern. Das heißt, es gibt aufgrund dieser neuen EU-Verordnung auf der ganzen Welt praktisch kein Getreide mehr, das wiederverwertbar und wiedervermehrbar ist und somit als Saatgut dienen kann. Das heißt, wenn einmal kein Saatgut mehr vom Lagerhaus oder von anderen Zulieferern, Monsanto und wie sie alle heißen, kommt, dann hat der Bauer keine Möglichkeit mehr, etwas zu produzieren. Und in so einer Welt leben wir!

Wir leben in einer Welt, wo Monsanto alles kontrolliert, die Saatmittel entsprechend gentechnisch behandelt, den Einsatz aller anderen Saatmittel verbietet, sogar bei Strafe verbietet, sogar Bauern verfolgt, die ihr eigenes Saatgut wieder aussäen wollen – so weit sind wir schon! –, und auf der anderen Seite dann gleich die Chemikalien produziert, um alles niederzuspritzen und alles zu vernichten, was nicht im Fokus der Profitgier steht. In genau so einer Welt leben wir!

Und da ist die Frage: Wollen wir in so einer Welt leben? – Und ich sage: Nein, wir wollen nicht in so einer Welt leben, sondern wir wollen gesunde Lebensmittel, wir wollen Bauern, die neben ihrem Profitinteresse – das gestehe ich ihnen zu, jeder Bauer muss auch leben – auch die Interessen der Menschen, der Bienen, der Lebewesen und der gesamten Umwelt mitdenken! Das könnten wir brauchen.

Beim Umweltminister haben wir das nicht, der schafft das nicht. Der Umweltminister schafft es nicht, die bäuerlichen Interessen und die Umweltschutzinteressen unter einen Hut zu bringen, das schafft er nicht. Aber vielleicht denken ja die Bauern um, oder vielleicht bekommen wir eines Tages einen Umweltminister, der diesen Namen auch verdient und der tatsächlich auch diese Komponente mitdenkt und nicht nur an das Profitstreben der Bauern denkt.

Und dann sind wir am Ziel und dann haben wir gesunde Lebensmittel. Und wenn diese Lebensmittel dann etwas teurer sind, das mag sein, dann gibt es viele Möglichkeiten, das zu kompensieren. Aber ich sage Ihnen eines: Mir sind lieber gesunde Lebens­mittel, die etwas teurer sind, als Lebensmittel, die vergiftet sind, letztlich die Menschen belasten und im System noch mehr Kosten verursachen. – Vielen Dank. (Beifall beim Team Stronach.)

13.12


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Jannach gelangt nun zu Wort. – Bitte.

 


13.12.46

Abgeordneter Harald Jannach (FPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Lieber Kollege Lugar, als Agrarsprecher der FPÖ muss ich schon noch etwas klarstellen: Ich verwahre mich auch hier ganz ausdrücklich gegen diese mittlerweile Pauschalverun-


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