Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll203. Sitzung / Seite 118

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Gebiet – so viele haben wir da im Augenblick ja gar nicht – auch im Spitzenfeld im OECD-Vergleich vorzufinden sind.

Aber ich sage noch etwas. Vielleicht haben Sie das ein bisschen vermischt. Wenn ich mir heute anschaue  jetzt unter dem Aspekt Chancengerechtigkeit –, wie die Vertei­lung ausschaut, dann wissen wir einfach aus den Statistiken, dass von 100 Kindern, deren Eltern nur Pflichtschulabschluss haben, 14 die Matura schaffen und fünf ein Uni­versitätsstudium, und von 100 Akademikerkindern schaffen 66 die Matura und 41 ein Hochschulstudium. Da sage ich dann immer dazu, es kann ja nicht sein, dass die In­teressen, Begabungen und Neigungen so unterschiedlich in Österreich verteilt sind. Da sehen wir, dass einfach der Faktor oder die Macht der Herkunft in Österreich noch er­drückend groß ist.

Wichtig ist mir – wir investieren ja heute um etwa 1 Milliarde € jährlich mehr in das Schulsystem als zu Beginn der Legislaturperiode –, dass wir jede Mehrinvestition mit Qualität verknüpfen. Das muss gelingen, zum Beispiel über die Bildungsstandards, die neue Matura, kleinere Klassen mit Individualisierung des Unterrichts. Es muss hier ein­fach der Qualitätsanspruch immer wieder gefordert werden.

Dazu möchte ich jetzt auch etwas Grundsätzliches sagen: Ich sage Ja zur Marktwirt­schaft, und ich sage Nein zur Marktgesellschaft. Ich möchte einen leistungsstarken öf­fentlichen Sektor. Das heißt auch, dass wir hier vor allem auf Qualität und auf Inno­vation setzen. Das ist mir ein großes Anliegen, und da spielt eben auch das Dienst- und Besoldungsrecht eine ganz zentrale Rolle. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es liegen sehr große Herausforderungen vor uns, speziell im städtischen Bereich. Ich glaube, es war Herr Abgeordneter Rosen­kranz, der darauf hingewiesen hat, dass jedes zweite Kind, das in Wien die Volks­schule besucht, in einer Familie lebt, wo zu Hause nicht Deutsch gesprochen wird, und das Fatale daran ist, dass die meisten dieser Familien auch noch arme Familien sind. Das heißt, wir müssen da investieren. Ich sage auch immer, wenn ich diese Volks­schulen besuche und so in die Runde schaue, jedes Kind, das heute die Volksschule besucht, bestimmt in 15, in 20 Jahren auch die Geschicke unseres Landes  wirt­schaftlich, sozial und demokratiepolitisch. Daher müssen wir in die Sprachförderung in­vestieren, müssen die Schulen gezielt besser ausstatten und dürfen einfach nicht ver­gessen, dass die Lehrer und Lehrerinnen entscheidend sind für den Bildungserfolg, ge­nauso aber auch Eltern und Familie.

Ganz zum Schluss möchte ich betonen, dass Bildungspolitik einfach ein permanenter Prozess ist. Bildungspolitik hat in dem Sinn nie eine Pause. Da kann man sich auch, glaube ich, nie zurücklehnen. Man kann sich zwar zwischendurch freuen, wenn wieder einmal etwas gelingt, aber es liegen immer wieder große Aufgaben vor uns. Ich kann nur sagen, notwendig sind Maßnahmen, die stabilisieren, damit sie gut bei den jungen Menschen ankommen. Offene Punkte müssen couragiert und engagiert weiter bear­beitet werden. Wir haben gar keine Wahl, wir müssen vorwärts gehen und in die Zu­kunft schauen. – Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

14.26


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Jarmer. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.26.29

Abgeordnete Mag. Helene Jarmer (Grüne) (in Übersetzung durch eine Gebärden­sprachdolmetscherin): Sehr geehrter Herr Nationalratspräsident! Sehr geehrte Frau Mi­nisterin! Hohes Haus! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! (Die Rednerin lässt den Beginn ihrer Rede nicht durch die Gebärdensprachdolmetscherin übersetzen.) Ton ab! So ist es. So sieht die Realität aus.

 


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