Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll203. Sitzung / Seite 121

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Matura, das bildet mittlerweile die Basis für jeden weiteren Bildungsweg, und das kos­tenfrei. Mehr als 10 000, glaube ich, Frau Bundesministerin, sind jetzt bereits in diesem Programm, und zirka 700 haben es bereits positiv abgeschlossen. Das ist ein ganz wichtiger bildungspolitischer Schritt für all jene, die vielleicht irgendwann vor Jahrzehn­ten einmal eine Lehre begonnen oder absolviert haben und damals nur davon träumen konnten, irgendwie weiterzukommen. Die Lehre war damals Sackgasse, heute ist das nicht mehr so.

Seit das Bildungsministerium in SPÖ-Händen ist, ist viel geschehen, aber – und das muss man dazusagen – vieles liegt noch vor uns, sehr vieles liegt noch vor uns. Alles dreht sich ums Geld, und daher, glaube ich, sollte man nach der folgenden, meiner De­vise weiterhin die Bildungspolitik gestalten: Ein Bildungsdefizit einer Gesellschaft zu korrigieren ist immer teurer, als es gar nicht entstehen zu lassen. (Beifall bei der SPÖ.)

14.35


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächste Rednerin zu Wort gelangt Frau Abge­ordnete Franz. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.35.30

Abgeordnete Anna Franz (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Ministerin! Ge­schätzte Damen und Herren! Der Nationale Bildungsbericht, der hier diskutiert wird, ist ein wichtiger Indikator für unser Bildungssystem und liefert Daten, Hintergrundberichte und Analysen für einen grundlegenden Bildungsdiskurs.

Ich habe nach den vielen Schulversuchen und deren Evaluierungen gesucht und bin leider nicht fündig geworden. Ich glaube, dass gerade die Schulversuche aussagekräf­tige Erkenntnisse liefern könnten und für eine künftige Schulentwicklung ganz wichtig wären. Sie haben ja auch recht viel Geld gekostet. Und da bin ich nun schon bei den Bildungsausgaben. Hier steht, dass zwischen 2000 und 2009 die öffentlichen Bildungs­ausgaben in Österreich um 25 Prozent gestiegen sind. Wir sind mit durchschnittlich 9 000 € pro Kopf an Ausgaben in Österreich ganz deutlich über dem Schnitt der EU-27. Trotzdem ist der Erfolg mäßig.

Ich hebe das Beispiel der Leseleistungen hervor. Da steht, dass bei der Lesekompe­tenz der Zehnjährigen Österreich unter den 14 Vergleichsländern den letzten Platz ein­nimmt. In einem BIFIE-Bericht steht, dass fast jeder dritte österreichische Schüler ge­gen Ende der Grundschule große Probleme hat, einfachste mathematische Frage­stellungen zu lösen. Das ist eigentlich ein Armutsbericht. Da steht dann weiter bei den Faktoren für geringe Leseleistung: Es ist die Begrenztheit der personellen und zeitli­chen Ressourcen in der Familie zur Unterstützung der Kinder.

Lesen lernen, Sprache, beginnt im Elternhaus. Wenn zu Hause nicht gelesen bezie­hungsweise vorgelesen wird, ist es sehr schwer, das in der Schule aufzuholen. Da ist es unverständlich, dass die Stabsstelle Lesen im Bildungsministerium abgeschafft wurde.

Bemerkenswert ist auch, dass sich bei den Fortbildungsangeboten an den Pädagogi­schen Hochschulen gerade einmal 2 Prozent dieser Angebote mit dem Problem Lesen lernen befassen. Wir haben schon gehört, dass von den Pädagogen auch kritisiert wurde, dass passende Fortbildungsangebote fehlen, wobei der Bildungsbericht in puncto Lehrerfortbildung den österreichischen Lehrerinnen und Lehrern das beste Zeugnis ausstellt. So gehört Österreich zu jenen Ländern mit dem höchsten Anteil an Lehrpersonen, die Fortbildungen besuchen, nämlich 97 Prozent. Da möchte ich ein großes Lob an die österreichische Lehrerschaft richten.

Was sind nun die Schlussfolgerungen daraus? – Je früher begonnen wird, umso bes­ser ist es. Was das Elternhaus versäumt, was in der Frühpädagogik versäumt wird,


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