Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll3. Sitzung / Seite 35

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Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter, das geht nicht! Da müssten wir vorher die Geschäftsordnung ändern. (Beifall bei der FPÖ für den das Rednerpult verlassenden Abg. Themessl.)

Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Schmid. – Bitte.

 


10.16.22

Abgeordneter Julian Schmid (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger der Republik! Das ist jetzt meine erste Rede, entsprechend aufgeregt bin ich auch, und entsprechend aufgeregt ist man wahrschein­lich meistens an seinem quasi ersten Arbeitstag. Der erste Arbeitstag sollte eigentlich immer ein Tag der Freude, ein Tag der Neugier sein; aber wenn ich in die Welt meiner Freunde, meiner Bekannten, in die Welt meiner Studienkolleginnen und ‑kollegen, von Schülern und von Leuten, die ich noch aus meiner Schulzeit kenne, blicke, dann schaut das Ganze leider ein bisschen anders aus.

Da sehe ich, dass sich eine ganze Generation davor fürchtet, keinen Platz mehr in der Arbeitswelt zu finden, dass sich eine Generation davor fürchtet, einen Kredit für die Einrichtung ihrer ersten eigenen Wohnung aufzunehmen und sich davor fürchtet, eine Familie zu gründen, weil man sich ja Kinder leisten können muss.

40 297 junge Menschen unter 25 Jahren haben in Österreich keine Arbeit, sehr viele Junge, die Arbeit haben, haben eine schlechte Arbeit; das heißt, beschränkte Zeitver­träge mit schlechter Bezahlung, das heißt, sich von Praktikum zu Praktikum zu bewe­gen. Das heißt, heute keine Ahnung zu haben, wo man in zwei Jahren stehen wird. Das ist eine Angst, die meine Elterngeneration, zu der ja auch viele von Ihnen gehören, so nicht gekannt hat. (Heiterkeit bei den Grünen.)

Dazu kommen noch die ganze Krisen. Und das ist eine Stimmung, dass die Mehrheit in Österreich mittlerweile der Meinung ist, dass die Zeiten für meine Generation schlech­ter sein werden, als sie es noch für meine Eltern waren. Und ich frage mich: Was ist da eigentlich passiert?

Ich will ja hier nicht nur herumraunzen. Wir Junge wissen, dass es große Umbrüche in der Arbeitswelt gibt und noch viel größere geben wird. Wir wissen, dass wir nicht unser Leben lang den gleichen Job haben werden. Wir wissen auch, dass wir selbst aufste­hen, lernen und anpacken müssen. Und wir wissen auch, dass wahrscheinlich für uns ein pragmatisierter Job ab 18 Jahren und eine Pension mit 50 Jahren eher nicht mehr die Realität sein werden. (Beifall bei den Grünen.)

Gleichzeitig sind wir Junge uns ziemlich sicher, dass diese neue Realität in der Politik noch nicht so angekommen ist, dass diese Stimmung, dieses Lebensgefühl meiner Ge­neration in diesem Saal mit dem Charme der fünfziger Jahre noch nicht angekommen ist. Dabei könnten wir in diesem Parlament so vieles verbessern und verändern. Wenn wir zum Beispiel wollen, dass Schüler schon in der Schule ihre Talente entdecken, dann brauchen wir nur mehr gute Lehrerinnen und Lehrer, die dies auch fördern. So einfach ist das.

Und wenn wir wollen, dass ein Junger leichter eine gute Lehrstelle findet, dann müssen wir einfach als Staat ein Auge darauf haben, dass unsere Lehrlinge nicht nur zum Wurstsemmelholen geschickt werden, sondern dass sie in den Betrieben wirklich ar­beitsmarkt- und zukunftsfit gemacht werden. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Dr. Strolz.)

Wenn wir wollen, dass ein Junger nach der Ausbildung wirklich den Einstieg in die Ar­beitswelt schafft, dann könnte zum Beispiel das AMS zwei Drittel des Einstiegsgehaltes subventionieren. Das würde Zehntausenden helfen, gleichzeitig kostet es den Staat wahrscheinlich am Ende sogar nichts.

 


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