Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll9. Sitzung / Seite 87

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gangsphase haben wir hier in Österreich die Lehrlingsausbildung beziehungsweise die Maßnahmen der Ausbildungsgarantie.

Deshalb haben wir bei den Arbeitslosen in der Altersgruppe der bis zu 19-Jährigen wirklich gute Zahlen, auch im europäischen Vergleich. Aber wenn Sie sich dann die Ar­beitslosenzahlen in der Gruppe der Jugendlichen anschauen, die über 19 sind, nämlich zum Beispiel in der Gruppe der 19- bis 25-Jährigen, dann schauen die Zahlen nicht mehr so rosig aus, sondern da sind sie sehr bedenklich. Da hatten wir im vergangenen Jahr Steigerungsraten von bis zu 20 Prozent. Das sagen Sie aber nicht.

Die Lehre bekämpft das Problem der Jugendarbeitslosigkeit nur teilweise, aber im Prin­zip verschiebt sie das Problem einfach altersmäßig nach hinten. Darauf müssen Sie schon schauen, meine Damen und Herren von der Regierung! (Beifall bei Grünen und NEOS-LIF.)

Wie gesagt, ich finde, wir können es uns nicht leisten, europapolitisch, arbeitsmarkt­politisch und bildungspolitisch immer wieder um den heißen Brei herumzureden. Ich finde, es braucht endlich Taten. Wir Grüne sind bereit, mitzuarbeiten, Vorschläge zu machen, im Bereich der Reform der dualen Ausbildung, aber auch im Bereich der Be­kämpfung der Arbeitslosigkeit insgesamt. Vor allem, Herr Bundeskanzler, möchte ich aber, dass Sie europapolitisch stärker sichtbar und hörbar werden, und ich möchte, dass Sie eine europapolitische Debatte auch hier im Hohen Haus mit uns führen und nicht eine Debatte über irgendwelche Ausweichthemen und eine Kraut- und Rüben-Debatte inszenieren. – Danke schön. (Beifall bei Grünen und NEOS-LIF.)

11.46


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Klubobfrau Dr. Nach­baur. – Bitte.

 


11.47.02

Abgeordnete Dr. Kathrin Nachbaur (STRONACH): Hohes Haus! Herr Bundeskanz­ler! Herr Präsident! Die duale Ausbildung ist grundsätzlich ein sehr gutes Modell. Ich habe das selbst schon gesehen. Bei der Handwerksmeisterschaft in Kanada war ich dabei, wo die Österreicher immer einen sehr guten Platz belegt haben, was sehr er­freulich ist.

Andererseits wissen wir, die duale Ausbildung, so gut sie auch ist und einmal funk­tioniert hat, ist so, wie sie funktioniert, heutzutage nicht mehr zeitgemäß. Das weiß ich auch aus der Magna-Zeit, denn unter Frank haben wir eigene Trainingszentren und Schulungseinrichtungen errichten müssen, weil einfach die Qualität der Absolventen auf dem freien Markt nicht gepasst hat. Wie wir alle wissen, haben die größte Karriere bei Magna die Werkzeugmacher und die Techniker gemacht. Und da braucht es ein­fach ein gewisses technisches Talent, aber auch ein Können. Da sind die Schulen aber leider nicht mehr ganz zeitgemäß. (Beifall beim Team Stronach.)

Was die Garantie seitens der Regierung betrifft, bin ich ein bisschen skeptisch, denn ich bin immer skeptisch, wenn die Regierung Garantien abgibt, ob das für Arbeitsplätze oder für Ausbildungsplätze der Fall ist. Die Politik kann nur Rahmenbedingungen schaffen. Ob die dann wettbewerbsfähig sind, das wird allein der freie Markt zeigen, und nur daran kann man die Politik dann messen. (Beifall beim Team Stronach.)

Alles andere ist meiner Meinung nach völlig realitätsfern und bestenfalls eine kosme­tische Maßnahme, um das zurückgehende Angebot seitens der Betriebe, was Lehrstel­len angeht, irgendwie auszugleichen.

Aber viel wichtiger wäre es doch, zu fragen, warum das Angebot seitens der Betriebe zurückgeht. Dafür gibt es, wie ich meine, zwei Hauptgründe, und zwar ist der eine die überbordende Bürokratie. Die Betriebe sind derart überlastet mit Vorschriften, bürokra-


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