Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll12. Sitzung / Seite 211

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Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster ist Herr Abgeordneter Dr. Töchterle zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


20.11.47

Abgeordneter Dr. Karlheinz Töchterle (ÖVP): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Es gibt zwei Motive des Landes Oberösterreich und der Stadt Linz, warum man diese Medizinische Fakultät in Linz errichten will.

Ein Motiv ist explizit, nämlich die Sorge um die künftige Ärzteversorgung in Oberöster­reich und darüber hinaus. Es gibt eine Ärztebedarfsstudie, die ich seinerzeit als Minis­ter gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium und der Ärztekammer gemacht habe. Diese Studie hat 2012 ergeben, dass es in der Tat um 2030 herum unter Annahme be­stimmter Bedingungen einen Ärztemangel geben könnte, obwohl es richtig ist, dass Österreich eine der höchsten Ärztedichten Europas hat. Es ist auch richtig, dass wir, bezogen auf die Einwohnerzahl unseres Landes, sehr viele Absolventinnen und Absol­venten haben.

Klar ist: Mit mehr Absolventinnen und Absolventen wird man das Problem der Ärzte­versorgung nicht lösen. Die viel wichtigere Maßnahme ist eine Attraktivierung der post­promotionellen Ärzteausbildung und auch des Ärzteberufes und der diversen Stand­orte, wo die Ärzte ihren Beruf ausüben. Das ist ein viel wichtigerer Prozess, der da in Gang zu bringen ist.

Das zweite Motiv, das mehr implizit da ist, ist das Bemühen Oberösterreichs – und die­ses Bemühen lässt sich schon seit Jahrzehnten feststellen –, den tertiären Sektor in diesem Land zu stärken und auszubauen. Oberösterreich ist ein Land, das ein biss­chen nachhinkt gegenüber den traditionellen Standorten in Österreich. Gegen dieses Bemühen wird immer wieder ins Feld geführt, dass wir eine Strukturbereinigung brau­chen, dass wir unsere tertiären Standorte nicht zersplittern dürfen, dass der Kuchen, der ohnehin nicht groß ist, in noch mehr kleine Stücke zerteilt werde und dass damit der gesamte tertiäre Sektor in Österreich leide. Gegen diese Kritik kann man einwen­den, dass es, wenn man ein Bundesland und dessen tertiären Sektor stärkt und das nicht auf Kosten anderer Standorte geht, insgesamt eine Stärkung dieses Sektors in Österreich bedeutet. Wenn diese Stärkung in eine Gesamtstrategie eingebunden ist und auch alle anderen Standorte und der Sektor insgesamt profitieren, kann das eine positive Maßnahme sein. (Abg. Dr. Pirklhuber: Das stimmt!)

Es gibt weitere Pro-Argumente für eine Medizinische Fakultät in Linz, und diese Argu­mente sind für mich stärker als die eben genannten Kritikpunkte. Ein wichtiges Pro-Argument ist, dass wir in Österreich etwa 10 000 Bewerberinnen und Bewerber für Stu­dienplätze in der Medizin haben, aber nur 1 500 Plätze. Im UG ist festgeschrieben, dass wir diese Plätze auf 2 000 ausbauen müssen. Das heißt, wir müssen mehr Plätze schaffen – auch im Sinne der Studierenden, die in ganz großer Zahl diese Plätze nach­fragen. Wenn also ein Standort für mehr Plätze sorgt, verringert sich der Druck auf die­se Plätze und auch der Druck auf die jungen Leute, die sich um diese Plätze bemühen. Wenn sich noch dazu ein Bundesland und eine Stadt wie Linz kräftig an der Errichtung dieser Plätze beteiligen, dann ist das insgesamt etwas sehr Positives.

Ein weiteres, ganz starkes Pro-Argument ist meiner Meinung nach, dass medizinische Forschungseinrichtungen insgesamt tertiäre Standorte generell stärken. Medizinische Forschungseinrichtungen in Österreich sind sehr forschungsstark, publikationsstark, drittmittelstark, qualitätsstark. Eine Medizinische Fakultät in Linz wird die Johannes Kepler Universität insgesamt stärken. Das ist mir ein ganz wichtiges Anliegen. Vor al­lem werden hier in mehrfacher Hinsicht Synergien geschöpft, es wird kooperiert. Es wird innerhalb der Universität kooperiert. Das ist eine Fakultät, die innerhalb der Jo­hannes Kepler Universität agieren wird. Es ist eine Fakultät, die gemeinsam mit der


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