14.11
Abgeordnete Brigitte Jank (ÖVP): Herr Präsident! Frau Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen und alle Bildungsinteressierten! Ja, die Absage und die Diskussionen über die Absage von Bildungstests und -standards sind nicht angenehm. Die definitive Absage – Frau Ministerin, ich stelle es gleich an den Anfang und werde es da oder dort vielleicht noch einmal wiederholen, in der Hoffnung, dass steter Tropfen den Stein höhlen könnte –, diese definitive Absage sollte vielleicht doch noch einer vertiefenden Prüfung unterzogen werden! (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Strolz und Glawischnig-Piesczek.)
Österreich war von Anfang an bei PISA dabei. Wir sind also quasi Early Adopter in dieser Frage. Das Aussetzen hat weitreichende Folgen, das ist schon vielfach angesprochen worden. Im Moment ist mir Ihre Aussage nicht ganz klar, ob es auch zu einer Verschiebung der Bildungsstandards kommen wird, mit Deutsch im kommenden Jahr, denn was würde das bedeuten? – Es gäbe keine zusammenfassenden Daten für den kommenden Nationalen Bildungsbericht 2015, eine Ableitung von Kriterien für erfolgreiche „gute“ Schulen oder Brennpunktschulen wäre erst viel später möglich.
Was bedeutet es für PISA, wenn Ihre Entscheidung dabei bleibt, wie sie nun einmal von Ihnen schon mehrfach bestätigt wurde? – Wo unsere Kinder in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften im internationalen Vergleich liegen, erfahren wir erst am Ende dieser Legislaturperiode. Ich würde gerne am Thema Naturwissenschaften, das Sie selbst angesprochen haben, festmachen, was das bedeutet.
Der letzte Test in Naturwissenschaften war 2006, also ausreichend lang her, um danach feststellen zu können, ob wir etwas bewegt haben. Wir haben damals knapp über dem OECD-Durchschnitt abgeschnitten, allerdings war, doch nicht beruhigend, aus dieser Testung damals zu ersehen, dass unsere Kinder im Vergleich zu anderen Ländern weniger Freude und Spaß am Lesen oder Lernen naturwissenschaftlicher Themen hatten. Dies ging bis zur zukunftsorientierten Motivation, wo wir noch einmal schlechter gelegen sind. Das heißt, junge Menschen haben kein Verständnis dafür, dass der Bereich Naturwissenschaften ein ganz wesentlicher ist, und er ist insbesondere ganz wesentlich in der Betrachtung unserer wirtschaftlichen Möglichkeiten. Wir haben genau dort unsere unternehmerischen Chancen, nämlich in den naturwissenschaftlichen Berufen. Aber die Betriebe kämpfen mit jungen Menschen, denen nicht zeitgerecht das Interesse und die Freude an diesen Themen nähergebracht wurde. Es ist daher gerade der Ausfall dieses naturwissenschaftlichen Tests aus Sicht der Wirtschaft ein besonders schmerzvoller.
Ich würde aber gerne noch ein paar andere Punkte ansprechen, die auch in Diskussion sind, weil ja die Diskussion allein darüber schon da oder dort entsprechende Verunsicherung schafft oder diese zumindest noch verstärken könnte. Das ist einmal der Punkt der Frage der Durchführung der Zentralmatura. Danke vielmals, dass sichergestellt ist, dass diese Zentralmatura jedenfalls in der vorgesehenen Form, egal wie die Beispiele zu den Schulen kommen, stattfinden wird. Ich glaube, das ist ganz wichtig, weil die Matura nicht nur ein zusammenfassendes Abfragen der Ergebnisse des bis dorthin Gelernten ist, sondern weil es auch ein Einschnitt oder ein wesentlicher Teil in der Lebensgeschichte von Menschen ist. Manche erzählen, dass sie noch Jahre danach von dem Tag der Matura träumen. Also das ist offensichtlich schon ein Ereignis, das man anstrebt und worauf man hinarbeitet.
Ich möchte auch ansprechen, dass die Berufs- und Bildungswegorientierung ein ganz wesentlicher Teil unserer Ausbildung sein muss. Die Verankerung dieser Berufs- und Bildungswegorientierung als verbindliche Übungen sowohl in den AHS als auch in den Neuen Mittelschulen ist aus der Sicht der Unternehmen und aus der Sicht unserer Wirtschaft extrem wichtig.
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