Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll16. Sitzung / Seite 137

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Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Ing. Dietrich. – Bitte.

 


15.49.46

Abgeordnete Ing. Waltraud Dietrich (STRONACH): Geschätzter Herr Präsident! Frau Ministerin! Hohes Haus! Bildung ist ein wesentliches Fundament einer Volkswirtschaft, und Österreich kann auf eine große Vergangenheit zurückschauen. Wir haben viele Nobelpreisträger in den letzten Jahrzehnten gehabt, aber das ist, wenn man zurück­schaut, schon mehr als lange her.

Zum Beispiel haben wir in Physik 1945 den letzten Nobelpreisträger gehabt, in der Me­dizin 1978. (Abg. Schieder: Und Literatur?) Im Bereich der Chemie waren wir wirklich einmal eine Großmacht: 1923, 1925, 1938 und zum Glück 2013 wieder einer. (Abg. Hakel: Und Jelinek?) Dieser Standard, den Österreich erfüllt hat, ist Geschichte.

Das Datenleck, Herr Kollege, ist vielleicht ein Problem, aber das ist nicht das große Problem, das wir haben. Unser Problem ist, dass die Bildungsqualität von Jahr zu Jahr absackt, dass Österreich – man sieht das bei den PISA-Studien – immer schlechter ab­schneidet. Wenn wir uns Lesen herausnehmen, dann sind wir bereits so schlecht, dass wir im OECD-Vergleich im unteren Schnitt sind. Das heißt, wir sind nicht mehr oben, nicht mehr dort, wo jene Länder sind, in denen auch die Volkswirtschaft gut funktio­niert, in denen es gut ausgebildete Lehrlinge, gut ausgebildete Schüler gibt, dort, wo sich was rührt, sondern wir sacken ab. Das, meine geschätzten Damen und Herren, ist die wahre Katastrophe.

Wenn nämlich von den Schülern nur mehr 5 Prozent sinnerfassend lesen können und sich auf der oberen Skala, nämlich unter jenen, die Kompetenzwerte zwischen 5 und 6 haben, auch nur mehr 5 Prozent befinden, dann schaut es um dieses Bildungssystem wohl mehr als schlecht aus.

Andere Staaten haben sich etwas überlegt, und vor allem die ostasiatischen Staaten überholen uns bei Weitem. In Shanghai, eine der führenden Städte, sind die Kinder im vergleichbaren Alter um drei Jahre weiter in der Bildung. Das heißt, bei uns sind of­fensichtlich (Zwischenruf des Abg. Schieder. Ja, Herr Kollege Schieder, sind Sie zufrieden damit, dass unser Bildungssystem permanent (Abg. Schieder: Nein, aber wollen Sie so einen asiatischen Drill?)

Ich will keinen „asiatischen Drill“, aber ich möchte aufzeigen – wir sind im internatio­nalen Wettbewerb –, dass wir uns anstrengen müssen (Abg. Schieder: Also doch?), dass wir unser Bildungssystem flottmachen müssen und dass es so, wie es die letzten Jahrzehnte gegangen ist, eindeutig der falsche Weg ist. (Abg. Schieder: Ich will Kin­der, die auch Zeit zum Spielen haben!)

Dass dieser Weg falsch ist, das zeigt sich auch bei den Universitäten. Es kann doch für niemanden hier befriedigend sein, dass keine Universität mehr unter den Top 100 ist. (Beifall beim Team Stronach.) Die Uni Wien ist abgesackt auf Platz 110 bis 120, die TU Wien ist überhaupt nur mehr auf Platz 160 bis 170.

Welche Antworten gibt die Regierung auf dieses Dilemma? Eine Antwort ist die Neue Mittelschule. Und das, meine geschätzten Damen und Herren, ist ja wohl mehr als eine Fehlgeburt. Wenn man sich anschaut, wie die SchülerInnen dort bei den Tests ab­schneiden, dann muss man sagen: Dieses Projekt ist gescheitert. Das ist eindeutig der falsche Weg. (Beifall beim Team Stronach.)

Wir müssen wieder mehr in Richtung Qualität gehen. Wir müssen in individuelle Förde­rung hineingehen. Wir müssen den Schulen auch die Kompetenz zugestehen, sich selbst die Lehrer auszusuchen, und die Eltern müssen sich den Direktor wieder aussu­chen können.

 


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