Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll16. Sitzung / Seite 139

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15.58.06

Abgeordnete Barbara Rosenkranz (FPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Hohes Haus! Es ist gut, dass aus Anlass dieses Datenlecks eine Bildungsdebatte stattgefunden hat. Ich gebe meiner Vorrednerin recht, Bildungsdebatten sind natürlich in hohem Maße weltanschaulich aufgeladen, weil gerade in diesem Bereich das, was eine Gruppierung von Menschen und von der Welt hält, ganz besonders deutlich zutage tritt. Und es ist vor allem auch gut, dass diese Debatte geführt worden ist, weil es in diesem Bereich wirklich fürchterlich im Argen liegt – und die Leute wissen das auch.

Sie werden sich vielleicht erinnern, es war vor drei Wochen, denke ich, in der „Kronen Zeitung“ ein Artikel darüber, was alles am Bildungswesen falsch ist, und zwar genau mit dem richtigen Ansatz: Es war früher in Ordnung, und jetzt ist es schlecht. Da hat es eine Flut von Leserbriefen gegeben, die bis heute nicht aufgehört hat. Ich habe selber noch zwei Kinder in der Schule, acht habe ich schon durchgebracht. Wenn Sie mit El­tern reden, es wird so gesehen: Es war vortrefflich noch zu der Zeit, als ich zum Bei­spiel in die Schule gegangen bin, mit wenigen Details, die zu verbessern waren, und es liegt jetzt ganz im Argen. (Präsidentin Prammer übernimmt wieder den Vorsitz.)

Frau Ministerin! Sie sagen, es ist nicht erfreulich, dass Österreich nicht an den interna­tionalen Testungen teilnimmt. Das ist wirklich niedlich ausgedrückt – in Wirklichkeit ist es eine veritable Blamage. Sie müssen sich ja auch mit der Unterstellung, mit dem Vorwurf herumschlagen, zu Recht – man wundert sich, wie man so etwas tun kann –, dass Sie dieses Datenleck als willkommenen Anlass gesehen haben, um sich von die­sen Tests auszuschließen. (Beifall bei der FPÖ.)

Es pfeifen ja die Spatzen von den Dächern, dass die Neue Mittelschule ganz und gar nicht die Lösung der Probleme darstellt, die sie lösen sollte, sondern ganz im Gegen­teil: Das Niveau ist noch schlechter geworden. Und auch, Herr Abgeordneter, der so­ziale Ausgleich wird nicht annähernd erreicht. Was in Bezug auf dieses Thema pas­siert, ist, dass gerade in den Ballungsgebieten und genau dort, wo die integrierte Schu­le erzwungenermaßen eingeführt wird, jeder, der es sich leisten kann – seien wir doch ehrlich! – in eine Privatschule ausweicht und damit die soziale Schichtung noch viel stärker wird.

Jene aus bildungsfernen Schichten haben ja dann gar keine Chance mehr, überhaupt sozusagen das Stigma, das in ihrer Herkunft besteht, zu überwinden, indem sie die Ers­ten sind, die einen höheren Bildungsabschluss erlangen. Früher war das ja möglich: Man konnte der Erste sein, der maturiert. Man konnte der Erste sein, der auf die Uni geht. Man konnte als Bauernbub aus dem Waldviertel – ich habe da einen Historiker im Kopf, der ein bedeutender in diesem Jahrhundert war, nämlich Otto Brunner –, als 13. Kind aus einer Bauernfamilie wirklich eine exponierte Stellung im Wissenschaftsbetrieb er­reichen. Probieren Sie das heute einmal! Über die Neue Mittelschule wird es kaum funktionieren. (Beifall bei der FPÖ.)

Dieser Abstieg in der Qualität legt natürlich nahe, dass es sich nicht nur um Neben­sächlichkeiten und Details handelt, die da nicht laufen. Und so ist es auch.

Ich darf versuchen, drei grundsätzliche Dinge anzusprechen, die falsch sind, wo ein fal­scher Weg eingeschlagen wurde.

Erstens, die Menschen sind gleich an Würde und in ihren Rechten, aber sie sind ver­schieden in ihren Neigungen und Talenten. Wer mehrere Kinder hat, kann das bestä­tigen. (Beifall bei der FPÖ.) Selbe Eltern, selbe Erziehung: Wenn ich mir die Schulkar­rieren meiner Kinder anschaue – entsetzlich, hätte ich sie alle durch die selbe Schule durchboxen müssen!

Das gegliederte Schulwesen wird dem gerecht. Es geht darum, darauf zu achten, dass es durchlässig ist. Prima vista ist es das. Wie wir alle wissen, erreichen mehr Schüler


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