Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll17. Sitzung / Seite 102

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etwas unter 200 reduziert, die Schweiz hat viel mehr als Österreich – also, so viele sind es in Österreich gar nicht. Bitte beseitigen wir doch nicht den Rest von Vergleich­barkeit.

Es ist eine Gratwanderung. Aber den Leuten einzureden, wenn man alles zentralisiert, dann wird es in Vorarlberg, in Niederösterreich oder in irgendeinem Tal besser, ist eine Beleidigung deiner Intelligenz. Die berühmten 500 Millionen fallen am Ende nicht heraus, im Gegenteil, es wird kein Groschen herausfallen, sondern die Leistung wird schlechter. (Beifall bei der ÖVP.)

13.16

 


Präsident Karlheinz Kopf: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Franz. – Bitte.

 


13.16.18

Abgeordneter Dr. Marcus Franz (STRONACH): Wertes Präsidium! Hohes Haus! Danke für den Intelligenztest, ich hoffe ich werde ihn jetzt besser bestehen als in deiner Rede. Ich weiß, das ist ein altes Thema, das uns nicht zusammenführt, sondern entzweit – die Dramatisierung der Englischifizierung des österreichischen Gesundheits­systems, die da im Raume schwebt, denn in England ist alles so furchtbar in den Systemen, und in Ländern, die staatliche oder nationale Systeme haben, ist alles grauslich und furchtbar und da sterben die Leute in den Ambulanzen. – Das ist alles nur eine Panikmache, die hatten wir heute schon, sie ist nicht gut. (Beifall beim Team Stronach.)

In der Sachdebatte schaut es ganz anders aus. Wir wissen, das österreichische Gesund­heitswesen ist nach wie vor gut. Wir sagen oft ein bisschen überheblich, es ist das beste Gesundheitssystem der Welt, aber es ist deswegen so gut, weil die Gesundheitsberufe – und damit meine ich alle Gesundheitsberufe – idealistisch dabei sind und sich einsetzen. Die hauen sich rein – im wahrsten Sinne des Wortes.

Das ist die Oberfläche, die der Patient sieht. Sie ist nach wie vor gut. Die Oberfläche bietet einen niederschwelligen Zugang und ist für den Einzelnen, für den Bürger, den Patienten, wenn er das System braucht, wirklich noch immer in Ordnung. Aber wir haben gehört um welchen Preis: Burnout, lange Arbeitszeiten, Frühpensionierungen, Berufswechsel. Eine Schwester ist im Durchschnitt fünf bis sieben Jahre in ihrem Beruf tätig – das ist ja ein furchtbarer Jammer, wenn man weiß, dass die Ausbildung allein vier Jahre dauert. Das sind katastrophale Zustände unter dieser Oberfläche.

Was tun wir aber in Österreich? – Wir reparieren ständig die Oberfläche. Gäbe es einen „Oscar“ für kosmetische Medizin in der Politik, dann würden wir den jedes Jahr gewinnen, mit diesen Maßnahmen, die wir treffen. (Beifall beim Team Stronach.)

Wir doktern wortreich immer herum am System und versuchen zu vermitteln, dass wir uns in der Gesundheitspolitik darum kümmern. Meine Damen und Herren, das ist aber immer zu wenig, denn Gesundheitsreform ist, seit ich mich erinnern kann und seit ich in der Medizin bin – das ist jetzt mittlerweile auch schon an die 30 Jahre – ständig ein Dauerthema, geändert hat sich wenig bis nichts.

Auch die aktuelle Gesundheitsreform ist geprägt von schönen Phrasen wie „Ziel­steuerung“ und „Kostendämpfungspfad“ und der „Best Point of Service“ – der ist jetzt überhaupt in aller Munde. Das klingt alles sehr schön, ist vielleicht für sich genommen auch im Einzelfall durchaus sinnvoll, aber in der Sache wird es nichts ändern. Warum? – Wir behalten unseren Krankenkassenfleckerlteppich und wir kennen es, über den Fleckerlteppich stolpert man leicht drüber, wenn man zu schnell geht. Wir behalten das Zig-Klassen-System, weil der Beruf nach wie vor die Kassenzuge­hörig­keit bestimmt. Manche Kassen sind besser, wirtschaften besser, manche schlechter. Der Patient ist in dieses System hineingepresst und kann nicht frei entscheiden.

 


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