Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 177

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19.06.17

Abgeordneter Mag. Gerald Hauser (FPÖ): Geschätzte Präsidenten! Werte Kollegin­nen und Kollegen! Ich finde es grundsätzlich sehr positiv, dass bei der Schuldebatte Emotionen im Spiel sind. Ich finde das überhaupt nicht negativ, weil die Kinder, die Ju­gendlichen unser Zukunftspotenzial sind. Und wenn es uns nicht gelingt, das viele Geld, die 8,1 Milliarden €, die im Budget 2014 für den Bereich Bildung festgehalten sind, wirklich bei den Kindern in der Schule ankommen zu lassen, sie dorthin zu füh­ren, dann fehlt uns für die Zukunft das wesentliche Potenzial, nämlich das geistige Po­tenzial und damit die Wettbewerbsfähigkeit. (Beifall bei der FPÖ.)

Deshalb bin ich froh – ich bin wirklich froh darüber! –, dass hier durchaus auf den Tisch geklopft wird, dass Emotionen mit im Spiel sind, denn sonst kommen wir in dieser De­batte überhaupt nicht weiter.

Die Berichte des Rechnungshofes, Herr Präsident, sind ja hervorragend, und der Be­richt zum BIFIE, den Sie abgegeben haben, war ein vernichtender Bericht. Es reicht die Zeit nicht aus, diese Punkte zu wiederholen – das brauche ich auch nicht; jeder kann ja diese Berichte nachlesen.

Nur ergänzend dazu: Allein die Aussage der Wiener Stadtschulratspräsidentin Susan­ne Brandsteidl im „profil“ vom 3. März 2014, die festgestellt hat: „fix ist jedenfalls, dass aufgrund der offensichtlichen Unprofessionalität das Bifie künftig nicht mehr unser Part­ner“ – sprich: nicht mehr Partner des Wiener Stadtschulrats – „beim Lesetest sein wird“, spricht doch Bände!

Wenn sich Präsidenten eines Landesschulrates von dieser Institution distanzieren, dann ist wirklich höchster Handlungsbedarf gegeben, und ich bitte einfach, dass man die Berichte des Rechnungshofes ernst nimmt, diskutiert und hier nicht den Rech­nungshof rügt, wie das im Ausschussbericht passiert ist (Beifall bei der FPÖ), sondern darauf aufbauend versucht, unser Schulsystem in die richtige Richtung zu bringen.

Noch ein paar Worte aus meiner Sicht zum Schulwesen an sich: Ich habe selbst 20 Jahre Wirtschaftspädagogik unterrichtet – ich bin studierter Wirtschaftspädagoge –, und wissen Sie, was meine Erfahrungen sind? – Das Problem im Schulwesen ist mitt­lerweile, dass die Lehrpläne völlig überfrachtet sind! BWL: 350 Seiten im Jahr, die un­terzubringen sind. In der Schule bleibt aufgrund dessen keine Zeit mehr zum Üben. Die Konsequenz daraus ist, das Üben wird in die Zeit außerhalb der Schule, in den Nachmittag verlagert, und dort sind dann, wenn es die Kinder nicht schaffen, die Eltern gefordert. Die Konsequenz daraus ist, die Nachhilfekosten explodieren! – Das ist das Ungerechte am Schulwesen.

Denken wir hier wirklich einmal konsequent darüber nach, wie wir das Geld zu den Kindern bringen und wie wir vor allem das, was wir unterbringen wollen, nämlich dass Kinder und Jugendliche lesen, schreiben und rechnen können – das sind Kulturkennt­nisse! –, dass man den Kindern und Jugendlichen diese Fertigkeiten beibringt, schaf­fen. Fragen wir: Was müssen wir tun, wenn wir erreichen wollen, dass sie diese Fertig­keiten haben?

Dafür braucht man mehr Zeit. Wir müssen das Üben wieder in die Schule verlagern, müssen dort mit den Kindern, mit den Jugendlichen üben und dürfen das nicht in Richtung außerschulische Erziehung verlagern, wo viele bildungspolitisch einfach nicht mehr in der Lage sind, ihre Kinder mitzuunterrichten, und aufgrund dessen die Nachhil­fekosten explodieren.

Also da ist wirklich ein unglaublich großes Potenzial vorhanden. Man muss das Thema Schule einmal in der Breite diskutieren, so nach dem Motto: Was wollen wir und wie können wir dieses Ziel erreichen? – Die derzeitige Bildungspolitik ist eine Husch-Pfusch-


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