Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 229

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Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Wei­gerstorfer. – Bitte.

 


22.14.51

Abgeordnete Ulrike Weigerstorfer (STRONACH): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Hohes Haus! Zuerst kurz zum Thema Wale und Delfine. Ich finde, es ist sehr zu begrüßen, dass hier eine gewisse Wertschätzung Lebewesen gegenüber erbracht wird, auch wenn es jetzt nicht uns unmittelbar betrifft, weil wir einfach in Österreich keine Wale und Delfine haben. Aber Tierschutz und Tiere kennen halt keine Grenzen, darum ist dieser Antrag sehr zu begrüßen.

Ich möchte mich, da diese zwei Anträge jetzt zusammen abgehandelt werden, zu Bis­phenol A, kurz BPA, äußern. Das ist eine in großen Mengen produzierte Basischemika­lie. Um ein bisschen ein Bild dazu zu bekommen: Allein in der EU werden über eine Million Tonnen von diesem BPA verbraucht. Also wir reden da schon von richtigen Massen, und der Verbrauch ist stetig steigend, nämlich um 8 Prozent pro Jahr.

Wo ist BPA drinnen? – Fast schon überall: in Kunststoffen, in zahlreichen Gegen­ständen des täglichen Gebrauchs. Das Dramatische ist, dass sehr oft auch ein direkter Kontakt von BPA zu Lebensmitteln und Getränken besteht. Sie sehen, BPA ist eigent­lich überall drinnen. Um Ihnen das noch ein bisschen zu veranschaulichen, möchte ich ein paar Dinge aufzählen: in mikrowellenfestem Geschirr, in Milchpackerln, wir haben es gerade gesehen, in Lebensmittelverpackungen, in ganz, ganz vielen Dosenbe­schichtungen. (Zwischenruf bei den Grünen.) – In Milchpackerln ist es drinnen, außer es steht drauf „BPA-frei“. – Es ist drinnen in Brillengläsern, in Kassabons, da ist es schon wieder ein bisschen rückläufig, in CDs, in DVDs. Also alles, was wir eigentlich tagtäglich angreifen, hat mit BPA zu tun.

Nicht nur in allen Gegenständen, sondern mittlerweile ist es so weit, dass BPA in Ober­flächengewässern, in der Luft und im Meerwasser ebenso nachgewiesen werden konnte. Die langfristigen Auswirkungen von BPA auf das Ökosystem und auf das Trink­wasser et cetera sind leider noch nicht ausreichend erforscht beziehungsweise sind diese Ergebnisse noch sehr unterschiedlich. Ich wünsche mir, dass in diesem Bereich weiter recherchiert wird.

Jetzt kommen wir aber zum wahrlich Besorgniserregenden: Sehr bedenklich ist, dass dieses BPA besonders im menschlichen Körper nachgewiesen werden konnte, im Blut, im Urin, im Fruchtwasser, in der Muttermilch et cetera. Das heißt, wenn man es jetzt ein bisschen krass ausdrücken will, wir haben Plastik im Blut, und das ist deshalb so, weil einfach alle Gegenstände rund um uns dieses BPA enthalten. Um das auch mit Zahlen zu unterlegen: Die Menschen in den industrialisierten Staaten sind mittlerweile zu über 90 Prozent chronisch mit Bisphenol A belastet. Das sind schon Zahlen, wo ich sage, da muss man sehr, sehr vorsichtig sein.

Vor allem die Auswirkungen dieser Basischemikalie stellen eindeutig eine Gefahr für unsere Gesundheit dar, denn sie wirkt vor allem hormonell. Da müssen eigentlich alle Alarmglocken läuten, denn alles, was auf Hormone wirkt, ist natürlich für uns sehr, sehr bedenklich.

Die Experten äußern sich dazu sehr unterschiedlich, sage ich jetzt einmal. Je nach­dem, wer die Studie bezahlt, werden die Auswirkungen in die eine oder andere Rich­tung beschrieben. Manche warnen sehr extrem davor, manche sagen, in gewissen Mengen macht es nichts aus. Nur diese „gewissen Mengen“ sind für mich zu wenig greifbar, da es ja nicht um nur ein Produkt geht, in dem BPA enthalten ist. Egal, was wir angreifen, ob wir unsere Milchpackerln angreifen, ob wir eine Verpackung aufma­chen, ob wir ins Auto steigen, überall ist dieses BPA drinnen, und da gehen die Mei­nungen zu sehr auseinander, inwieweit die Summe dieser BPA-Kontakte sehr wohl auf den menschlichen Körper wirkt.

 


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