Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll27. Sitzung / Seite 301

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Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Dr. Franz zu Wort. – Bitte.

 


12.35.42

Abgeordneter Dr. Marcus Franz (STRONACH): Wertes Präsidium! Hohes Haus! Geschätzte Bürger und Steuerzahler! Ich höre immer im Rahmen der Gesundheits­reform, der Mensch möge im Mittelpunkt stehen. Und ich frage mich dann immer: Na wo war er denn bisher? Ich muss leider feststellen: Diejenigen, die vom Menschen am meisten reden, haben die Menschen am wenigsten im Auge, bei denen ist der Mensch am wenigsten im Mittelpunkt. Das ist mein Eindruck! Denn wer hat denn den Men­schen beziehungsweise den Patienten im Mittelpunkt? – Das sind die Ärzte, das sind die Krankenschwestern, das sind die Physiotherapeuten. Das bin zum Beispiel ich oder der Kollege Rasinger in der Ordination.

Ich habe mir in den letzten Monaten die Mühe gemacht, in meiner Ordination die Patienten zu befragen, und habe folgende Fragen gestellt: Was wollt ihr eigentlich vom Gesundheitssystem? Was stellt ihr euch unter einem gesunden und guten Gesund­heitswesen vor? – Die Leute sagten, sie wollen Sicherheit, sie wollen Ver­trauen, sie wollen sich gut aufgehoben fühlen, sie wollen eine gesicherte langfris­tige gute Behandlung ihrer Beschwerden, sie wollen ein beständiges qualitativ hochstehendes System, sie wollen schnell wieder gesund werden, wenn sie akut krank sind, und sie wollen, wenn sie chronisch krank sind, versorgt werden. Da steckt das Wort „Sorge“ drinnen. Die Leute machen sich um sich selber Sorgen, weil sie merken, dass das Gesundheitssystem, so, wie es jetzt ist, nicht mehr lange funktionieren wird.

Die Leute wollen genug Hausärzte. Die Leute wollen ausreichend Fachärzte. Die Patienten merken aber, dass es so nicht mehr lange geht. Die Menschen sind ja nicht dumm, die lesen Zeitung, die lesen von den Finanznöten im System, die lesen vom Demografieproblem – die sind selber oft schon recht alt –, die lesen von der Sparwut, die kriegen die versteckten Rationierungen mit, die im Gesundheitswesen schon statt­finden, speziell bei den Gebietskrankenkassen, wo sie zwar nicht ausgewiesen werden, aber höher als bei den kleinen Kassen sind, die oft Selbstbehalte haben. Alle diese Dinge kriegen die Patienten, die Bürger total mit.

Die Bürger kriegen auch mit, dass speziell auf dem Land der Ärztemangel, der Hausärztemangel herandräut und in gewissen Regionen schon längst da ist. Wir wissen, dass in den nächsten zehn Jahren 50 Prozent der Hausärzte in Pension gehen. Wir wissen aber auch, dass es seitens der Regierung, seitens der Zuständigen, der selbsternannten Staaten im Staat, der Sozialversicherungen, keine Pläne, keine Maßnahmen gibt, wie man diesem Megaproblem, das da auf uns zukommt, begegnen will.

Wir wissen auch vom Ärztemangel in den Spitälern. Bei der Gemeinde Wien gab es, als ich vor 25 Jahren begonnen habe, eine Wartezeit von drei Jahren. Mittlerweile ist die Wartezeit auf null gesunken. Es gibt einen extremen Nachwuchsbedarf, einen extremen Mangel bei den jungen Ärzten. Das sind genau die, die in zwanzig Jahren die Kranken versorgen sollen. Und wie geht man mit diesem Problem um? – Bisher gar nicht! Wir wissen, dass schon 3 000 österreichische Ärzte im Ausland tätig sind. In Österreich ausgebildete Ärzte gehen ins Ausland, weil dort bessere Bedingungen bestehen. 3 000 Kollegen! Das ist aus meiner Sicht ein Megaproblem!

Damit sind wir bei der Ausbildungsfrage. – Wir haben gehört beziehungsweise im Gesundheitsbudget gelesen, dass ein Betrag von sage und schreibe 900 000 € zur Verfügung gestellt worden ist, um die Lehrpraxen damit auszustatten. Immerhin, aber bitte schön, 900 000 € für ganz Österreich – das ist ein Hohn! Das ist ungefähr das Durchschnittsbudget einer einzigen Spitalsabteilung. Mit diesen 900 000 € sollen die


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