Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll30. Sitzung / Seite 274

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setzungen geschaffen werden. Lehrer, die nicht geschult sind, Kinder mit Förderbedarf, behinderte Kinder auszubilden, tun sich in der Ausbildung einfach schwer. Wie geht man mit den Ängsten von Lehrern um, die, eben nicht ausgebildet, Kinder mit sonder­pädagogischem Förderbedarf zu unterrichten haben? Wie schaut es aus mit Methoden zum differenzierten Unterricht? – Diese werden in der Lehrerausbildung kaum vermit­telt.

Ein weiteres Problem ist: Kinder mit Behinderung werden natürlich von Stützlehrern un­terrichtet – aber wir wissen, es gibt zu wenig Stützlehrer. Die Finanzen reichen bei Weitem nicht aus. Was geschieht also, wenn die Stützlehrer fehlen? – Es kommt zum Teil auch vor, dass die Kinder nach Hause geschickt werden, weil es eben zu wenig Stützlehrer gibt, die auch nicht entsprechend bezahlt werden.

Das heißt also – und das erwarten wir uns auch von der Frau Ministerin –, es ist zu we­nig, wenn man das Türschild ändert, sondern es müssen so wie zum Beispiel in Reutte die Eltern entsprechend beraten werden, Direktoren und Lehrkräfte auf die Aufgaben vorbereitet werden, um tatsächlich auch in die Lage versetzt zu werden, Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Regelunterricht mit zu unterrichten. Solange diese Voraussetzungen, beginnend bei der Lehrerausbildung, nicht vorhanden sind, ist das natürlich ein viel zu wenig weitreichender Schritt, einfach nur die Türschilder aus­zutauschen und zu sagen, wir streichen das „Sonder“ weg, alles andere ist paletti.

Es bedarf weiterer Schritte, die aus der Sicht von uns Freiheitlichen nicht gesetzt wer­den. Deswegen können wir das auch nicht unterstützen. Wir werden uns aber zukünftig dementsprechend einbringen und unsere Forderungen auch schriftlich über Inhalte und Anträge vorbringen. – Ich danke. (Beifall bei der FPÖ.)

21.03


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Wal­ser. – Bitte.

 


21.03.20

Abgeordneter Dr. Harald Walser (Grüne): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Hohes Haus! Herr Kollege Hauser! Ich gebe Ihnen recht, das Beispiel Reutte ist wirklich ein Vorzeigemodell. Ich war mit Kollegin Jarmer dort, wir haben uns das sehr genau ange­sehen, wir haben auch sehr viele Schulen angesehen. Das Erstaunliche an diesen funktionierenden Modellen – und daran müssen wir uns, glaube ich, ein Vorbild neh­men –, das Erstaunliche ist, es funktioniert völlig unabhängig von den gesetzlichen Be­stimmungen immer dann, wenn wir engagierte Pädagoginnen und Pädagogen haben, wenn wir Eltern haben, die mitziehen; dann ist das möglich.

Ich würde fast von einem „Wunder von Reutte“ sprechen, denn es ist geographisch ge­sehen wirklich noch zusätzlich schwierig, dort Inklusion zu betreiben. Direktor Roland Astl hat das gemacht, erfolgreich gemacht. Derzeit sind die Grünen in Tirol dran, seit sie in der Landesregierung sind – Sie haben das sicher mitbekommen –, einen eigenen Beauftragten damit zu betrauen, dieses Modell Reutte auf ganz Tirol auszudehnen. An dieser Stelle eine Empfehlung, Frau Ministerin: Versuchen wir das dann gleich für ganz Österreich! Wir Grüne sind mit dabei.

Ich gebe auch dem Kollegen Rosenkranz und seinen Parteikollegen recht: Das Ändern von Überschriften allein ist es nicht, und ich muss gestehen, wir haben lange gerungen und uns überlegt: Können wir zustimmen, können wir nicht zustimmen? Ist das Glas halb voll, ist es halb leer? Wir sehen in der jetzigen Vorlage zumindest einen Schritt, sagen wir, ein Schrittchen in die richtige Richtung, denn man hat ein bisschen mehr als nur die Überschrift verändert. Zu einem Gesetz, zur Wirksamkeit eines Gesetzes, wie Sie wissen, gehört auch die Erläuterung, gehört auch die Begründung, und in der Be­gründung – Herr Kollege, schauen Sie sich das bitte an! – steht ganz klar, die Vorga-


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