Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll39. Sitzung / Seite 108

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Österreichs Stärken liegen in der Endoprothetik, in der Kinderkrebsbetreuung, sensa­tionell, in der Brustkrebsbetreuung liegen wir weit über dem europäischen Schnitt, 80 Prozent der Frauen überleben. Als ich im AKH angefangen habe, sind junge Frauen unter 40 Jahren, wenn sie an Brustkrebs erkrankten, gestorben – heute überleben sie. Ich glaube, das ist ein Wert per se. Es kostet viel Geld, aber das ist ein Wert, und wir sollten in der Gesundheitspolitik auch den Mut haben, über Werte zu reden.

Wir sind sehr gut in der Akutherzinfarktversorgung, in der Schlaganfallversorgung ge­worden. (Präsident Hofer gibt das Glockenzeichen.)

Unsere Schwächen mittlerweile gehen dahin, dass wir Wartezeiten bei der Kernspin­tomographie produzieren, bedeutende Wartezeiten. Wir haben eine mäßige Versor­gung in der Schmerztherapie, und in der Psychiatrie ist der Privatfaktor sehr groß. (Präsident Hofer gibt neuerlich das Glockenzeichen.)

Alles in allem: Wir haben ein gutes System, aber gut heißt nicht gut genug. Wir werden viel arbeiten müssen. In diesem Sinne reiche ich meiner bisherigen Verhandlerin und Kollegin Sabine Oberhauser die Hand, dass wir einen Schritt weiterkommen und der Sisyphus auch im Gesundheitswesen den einen oder anderen Erfolg zu verzeichnen hat. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

14.58


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Dr. Belako­witsch-Jenewein. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


14.58.35

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein (FPÖ): Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Frau Bundesminister Oberhauser, es freut mich sehr, dass Sie als Ärztin – und ich kenne Sie jetzt auch schon einige Jahre – diesen politischen Aufstieg geschafft haben, und ich gratuliere Ih­nen dazu auch recht herzlich. Ich glaube auch, dass Sie eine gute Wahl waren, aber dann ist es mit dem Lob auch schon bald wieder vorbei. Ich denke, Sie haben zwar si­cherlich das Zeug dazu, Sie haben es ja auch im Gewerkschaftsbund sehr weit hinauf geschafft, also Sie sind eine Frau mit Durchschlagskraft, die auch etwas weiterbringen könnte, aber ich glaube, Sie haben ein ganz großes Problem: Sie sind zu sehr dem verhaftet, was Ihre Partei möchte, und wenn Sie sich davon nicht lösen können, dann werden Sie, fürchte ich, auch die großen Probleme im Gesundheitswesen nicht bewäl­tigen.

Was wir in den letzten Jahren in der Gesundheitspolitik in Wirklichkeit erlebt haben, ist ein Nicht-Weitergehen. Es hat sich nichts verändert. Sie selbst haben bei Ihren Ausfüh­rungen nicht viel gesagt, aber ein Satz ist für mich markant gewesen. Sie haben ge­sagt, als Kinderärztin haben Sie sich über den weiteren Lebensweg der Kinder, die Sie auf der Neonatologie betreut haben, Gedanken gemacht. Das kann ich gut nachvoll­ziehen, so geht es wahrscheinlich jedem, der dort arbeitet und weiß, welche Kinder dort betreut werden. Es geht jetzt nicht um Frühchen, sondern um Kinder, die von Suchtproblematiken betroffen sind, und all diese Fälle. Da muss man sich natürlich Ge­danken machen, die weit über das Gesundheitssystem hinausgehen.

Sie, Frau Minister Oberhauser, haben aber noch einen anderen Satz gesagt, Sie ha­ben gesagt, am Zahnstatus der Kinder kann man ablesen, aus welchem Milieu oder sogar aus welchem Wohnbezirk sie kommen. – Ja, auch das ist wahrscheinlich richtig, so wie Sie das sagen, aber da muss ich jetzt eine ganz große Kritik üben: Ich meine, wenn man das heute immer noch ablesen kann, dann sind das die Versäumnisse der letzten 30 Jahre! Und wenn wir einen scheidenden oder einen ehemaligen Gesund­heitsminister haben – er ist es ja seit gestern nicht mehr –, der vor einem Jahr im Wahlkampf groß von einer „Gratis-Zahnspange“ gesprochen hat, die dann auch hier


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite