Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll41. Sitzung / Seite 34

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der Hass ist bald da. Die Frage ist, ob man den Hass als solchen bestrafen kann, mei­ne Damen und Herren! Erst wenn er mit Gewalt verbunden ist, wenn er wirklich mit Ge­walt verbunden ist, zu Gewalt aufruft, dann sind wir alle aufgerufen, mit aller Härte zu bestrafen. – Das ist der eine Punkt, den ich ansprechen wollte. (Beifall bei Team Stro­nach und FPÖ.)

Der andere ist der in den Medien auch immer wieder diskutierte Punkt des Landfrie­densbruchs, meine Damen und Herren! Gerade jetzt, wenn wir über Terrorismus spre­chen, sollten wir uns auch andere Möglichkeiten, die wir vielleicht bisher nicht vor Au­gen gehabt haben, vor Augen führen. Wenn wir eine mutmaßlich friedlich angemeldete islamische Demonstration hätten, die dann dschihadistisch gewaltsam ausartet, eine demokratische Institution angreift, ein jüdisches Zentrum angreift oder Ähnliches, dann weiß ich nicht, meine Damen und Herren, ob wir nicht sehr froh wären, wenn wir den Landfriedensbruchparagrafen hätten. Ich rufe also all jene, die dem kritisch gegenüber­stehen, auf, ihre Kritik an diesem Paragrafen zu überdenken, ob es nicht auch Konstel­lationen gibt – wie eben aufgezeigt –, in denen auch sie sagen würden: Ja, die Demo­kratie muss wehrhaft sein, und dieser Paragraf hilft uns, auch terroristische Gewaltta­ten zu bekämpfen und so zu bestrafen, wie wir es wirklich wollen. – Danke. (Beifall beim Team Stronach sowie bei Abgeordneten von ÖVP und FPÖ.)

9.54


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Meinl-Reisinger. Ich erteile es ihr.

 


9.54.48

Abgeordnete Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrter Herr Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! In der Puls 4-Sendung „Pro/
Contra“ am Montag haben Sie, Herr Minister, Ihren Grundsatz im Umgang mit dem Phänomen des Dschihadismus bekanntgegeben. Sie haben gesagt, Prävention ist besser als Repression. Sie haben wörtlich gesagt und heute auch wiederholt – das be­grüße ich auch sehr –, dass es genügend Straftatbestände gibt. Ich begrüße diesen Grundsatz, bin nur verwundert darüber, dass das Maßnahmenpaket, das Sie gemein­sam mit Frau Kollegin Mikl-Leitner vorgestellt haben, sehr wohl auch Repressionsmaß­nahmen beinhaltet. Also aus unserer Sicht wäre die Betonung der Prävention wesent­lich wichtiger.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, es ist tatsächlich eine schwierige Frage, wie Ös­terreich und Europa mit diesem Phänomen des Dschihadismus umgehen. Die Radika­lität und Brutalität des Terrornetzwerks Islamischer Staat, die mittels sozialer Medien eigentlich in jedes Wohnzimmer übertragen werden und denen man auch mit Mitteln wie Netzsperren oder Videos vom Netz nehmen einfach nicht Herr werden kann, sind erschreckend, und die Anziehungskraft auf junge muslimische Europäerinnen und Eu­ropäer ist eine ernste Bedrohung. Aber worin besteht diese Bedrohung? – Es ist ja schon angesprochen worden: Im Kern ist unsere gesamte Gesellschaft, das gesamte Gesellschaftsmodell Europas bedroht. Es geht um das Gesellschafts- und das Staats­modell, und das fußt auf nichts anderem als auf der Aufklärung, auf den Prinzipien ei­nes säkularen Staates, auf den Prinzipien der Grund- und Freiheitsrechte, auf den uni­versellen Menschenrechten, wonach das Individuum gleich und frei an Würde geboren ist. Darin liegen nämlich auch die ganz wesentlichen Unterschiede gegenüber diesem Terrornetzwerk, das weder die Würde des Einzelnen betrachtet noch die Freiheit noch die Gleichheit, das ein Gottesgesetz über ein weltliches und damit die Macht Gottes über die Macht des Volkes stellt.

Ich teile nicht ganz die Auffassung des Kollegen Amon, der gesagt hat, man kann das nicht rein aus dem religiösen Blickwinkel betrachten. Ich glaube auch, man kann es nicht rein aus dem religiösen Blickwinkel betrachten, es sind sehr viele soziale Fragen,


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