Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll46. Sitzung / Seite 70

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Leuten einzureden, dass jetzt der Big Bang runterfällt, aus dem das Packerl heraus­kommt und uns aus dem Neandertalerzeitalter der Gesundheitspolitik befreit.

Eine Bitte hätte ich schon, wenn ich schon Hausarzt bin: Ich habe wirklich die große Sorge, dass es in Österreich zu einem Hausarztmangel kommt. Das hat verschiedene Ursachen – die Frau Kollegin Belakowitsch hat es gesagt (Zwischenruf der Abg. Belakowitsch-Jenewein–, erstens: Deutschland und die Schweiz bilden zu wenig aus. Die Bezahlung ist nach der Ausbildung schlecht. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Das habe ich auch schon gesagt!) Wenn man in den Spitälern als Stationsarzt wesent­lich weniger verdient als der Oberarzt, ist das kein gutes Modell. Wenn Sie als Kassenarzt 40 Prozent weniger Umsatz haben, ist das kein gutes Modell. Wenn Frauen den Kassenvertrag nicht teilen können, ist das kein gutes Modell. Ich will auch die Anstellung, dass eine Kollegin von einem älteren Kollegen angestellt wird, nicht. Ich will auf gleicher Augenhöhe arbeiten! Ich will nicht, dass der alte Kollege auf den Malediven hockt und jemand anderer für ihn barabert. (Abg. Karlsböck: Das ist ja eine freie Entscheidung!) Da bin ich irgendwie stur.

Ich will auch, dass in den kleinen Orten endlich die Hausapotheke gesichert wird. Ich will nicht, dass die vielen Ärzte, die wir ausbilden, in die Schweiz und nach Deutsch­land abwandern. Die sollen in Österreich bleiben, die sollen glücklich sein, die sollen Zeit haben für ihre Patienten, und die sollen auch das Können haben, dass sie das, was sie machen, gut machen. Und da ist das Gesetz ein Punkt, um ihnen dabei zu helfen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

11.52


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Franz. – Bitte. (Abg. Steinbichler: Jetzt ein bisserl mehr Inhalt!)

 


11.52.04

Abgeordneter Dr. Marcus Franz (STRONACH): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Hohes Haus! Ich kann nur sagen: Na endlich haben wir eine Ärztereform, die die Ausbildung betrifft. Auch wenn das, was in dem Gesetz drinsteht, in vieler Hinsicht noch immer kritikwürdig ist und vor allem Entwicklungspotenzial hat, bin ich – glaube ich – der Meinung, dass damit ein wichtiger Schritt in Richtung einer besseren Ärzteausbildung getan ist. Daher werden wir für dieses Gesetz stimmen.

Was zu kritisieren ist, sind mehrere Dinge. Ich halte die festgelegten Fristen für zu lange; daher werden wir auch den Antrag der Grünen unterstützen, das muss verkürzt werden, ich glaube, dass das schneller umgesetzt werden kann. Was vor allem ganz hart zu kritisieren ist, ist der Punkt betreffend Lehrpraxis, nämlich die Finanzierung derselben. Die Lehrpraxis an sich ist etwas sehr Gescheites. Die muss im Sinne der Patienten und der Ärzte umgesetzt werden. (Beifall beim Team Stronach.)  

Nur in der Lehrpraxis kann der Allgemeinmediziner – der Hausarzt – das lernen, was er dann sein Leben lang tun muss. Er lernt das nicht im Spital. Im Spital sind die Kolle­gen – ich habe jahrelang Leute ausgebildet – leider Gottes die längste Zeit System­erhalter gewesen, wie die Grundwehrdiener beim Bundesheer. (Abg. Steinbichler: Hört, hört!) Die mussten einfach die niederen Tätigkeiten erfüllen und haben Glück gehabt, wenn sie engagierte Oberärzte, Kollegen gehabt haben, die sie zu Visiten mit­genommen und ihnen etwas beigebracht haben. Dann haben sie Glück gehabt, wenn sie irgendwo einen engagierten niedergelassenen Kollegen gefunden haben, der sie zu ohnehin bitteren finanziellen und arbeitstechnischen Bedingungen angestellt und ihnen in der Lehrpraxis etwas vermittelt hat. Wir haben das jetzt im Gesetz verankert. Das halte ich für sehr gut und weiterhin ausbauwürdig.

 


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