Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll46. Sitzung / Seite 108

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Es ist nicht so einfach, wenn ich zum Beispiel ausreichend Stationsärzte habe, aber nur ein gewisses kleines Team habe, das Koronarangiographie machen kann, und rund um die Uhr tätig sein muss. Das ist ein Problem der Spitalserhalter, und das muss man auch sehen. Wir brauchen nicht nur ausgeruhte Ärzte, sondern wir brauchen auch kompetente Ärzte, und das eine sollte das andere nicht ausschließen.

Wir wissen aus Studien, dass Schichtarbeit nicht das Gesündeste ist. Wir wissen aus neuesten Studien, dass, wenn man nur dreimal – dreimal! – in der Nacht aufgeweckt wird, das so ist, als ob man gar nicht geschlafen hätte. Wir wissen das. Trotzdem muss, auf Wienerisch gesagt, der Laden laufen. Das ist die Diskrepanz, mit der wir leben und arbeiten müssen.

Deshalb glaube ich sehr wohl, dass dieser Schritt, den wir jetzt mit 48 Stunden setzen, ein gewaltiger Schritt ist, der nicht so en passant gesetzt wurde, den viele Länder auch nicht schaffen, das muss man einmal sagen, von Amerika angefangen, da kann man sich hinter der EU verstecken, wie man will. Letztendlich geht es um Patienten, die auf der einen Seite ausgeruhte Ärzte wollen, aber auch Ärzte, die das können oder überhaupt da sind. (Beifall bei der ÖVP.)

14.00


Präsidentin Doris Bures: Zum Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dietrich. Ich erteile es ihr.

 


14.00.34

Abgeordnete Ing. Waltraud Dietrich (STRONACH): Geschätzte Frau Präsident! Geschätzter Herr Minister! Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Auch wir sind der Meinung, dass diese Ärztearbeitszeitreduktion absolut sinnvoll ist. Ich gebe Ihnen recht, wahrscheinlich hätte dies schon vor Jahren stattfinden sollen. Aber wie wir alle aus leidvoller Erfahrung wissen, dauert es in diesem Land immer etwas länger. Wenn der Druck nicht so groß wird, dass eine Strafzahlung droht, bewegt sich nichts. Das ist unsere Erfahrung. Aber wir sind trotzdem froh, dass es endlich so weit ist, dass diese Reduktion stattgefunden hat.

Aus unserer Sicht geht es nicht nur um die Arbeitszeit, sondern es geht auch um die Qualität in dieser Zeit, das heißt, wenn viele Ärzte beklagen, dass die Bürokratie so überbordend groß ist, dass sie bereits 25 Prozent ihrer Arbeitszeit für Bürokratie aufwenden, dann ist es höchste Zeit, dass wir hier etwas ändern. Das heißt, 211 Seiten Verordnungen und Vorschriften seit 1. Jänner 2002 belasten die Ärzte unmittelbar, nämlich in der Ordination und im Spital. Es ist höchste Zeit, dass wir diesen büro­kratischen Aufwand von den Ärzten wegnehmen, die Bürokratie reduzieren und Druck von den Ärzten nehmen, damit sie eine qualitativ höherwertige Arbeit leisten können.

Ich habe mir eine IFES-Umfrage unter den Spitalsärzten angeschaut, wonach sie angeben, dass sie nur 63 Prozent ihrer Arbeitszeit tatsächlich für die Patienten auf­wenden können. 42 Prozent beklagen die Belastung in diesem Beruf, sie sagen, der Druck ist einfach zu groß. Es gibt auch Studien, wonach 50 Prozent der Spitalsärzte Burn-out gefährdet sind, und zwei Drittel der Ärzte beklagen den enormen Zeitdruck. Das heißt, wir als politische Vertreter können sehr wohl etwas machen, nämlich die Bürokratie, die Sie gestern alle abbauen wollten hier in diesem Raum, tatsächlich einmal konstruktiv zurücknehmen, nämlich dort, wo es Sinn macht, Sinn für den Patienten und Sinn für die Ärzte. (Beifall beim Team Stronach.)

Deshalb bringen wir folgenden Antrag ein:

 


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