dass es sozusagen ein bisschen ins österreichische Bildungssystem-Regelwerk übernommen wird, dass man auch später den Pflichtschulabschluss nachholen kann. Das wäre uns noch lieber gewesen.
Das Zentrale ist nämlich auch: Ich finde, Bildung ist grundsätzlich kein Selbstzweck, sondern sie hat sozusagen einen gesellschaftlichen Mehrwert. Und ein Punkt davon ist, dass sich unsere Wirtschaft jetzt im 21. Jahrhundert einfach gewaltig geändert hat. Das heißt also, wenn man ganz wenig Ausbildung hat, gibt es eigentlich immer weniger Jobs, die man mit diesem ganz geringen Niveau an Qualifizierung ergreifen kann. Von diesen Jobs gibt es bei uns immer weniger, während man für immer mehr Jobs eine gewisse höhere Qualifikation braucht. Deshalb brauchen wir natürlich auch Maßnahmen, weil wir das Gesamtbildungsniveau ein bisschen heben müssen.
Und da gibt es einige Maßnahmen der Bundesregierung, die ich – das ist etwas Ungewöhnliches, was ich als Oppositionspolitiker jetzt sage – sehr gut finde, nämlich beispielsweise folgende: Ich war einmal einen Tag lang inkognito beim AMS Wien Jugendliche. Ich finde, die machen eine sehr gute Beratung, die sind tatsächlich wirklich sehr engagiert dort, jungen Leuten eine Chance zu geben und sie in gescheite Ausbildungen zu stecken, und sie bemühen sich dort wirklich um jeden Einzelnen. Diese Jugendcoachings, die es gibt, halte ich für einen sehr innovativen Ansatz.
Ich finde dieses Projekt gut, ich finde aber auch die überbetrieblichen Lehrwerkstätten gut. Es gibt zwar viele Mängel dabei, aber es ist besser, dass es sie gibt, als dass es sie nicht gibt. – Das alles sind Maßnahmen, die gut sind.
Der zentrale Punkt ist nur, und da kann ich mich Kollegin Meinl-Reisinger vollinhaltlich anschließen, dass das österreichische Bildungssystem an sich das eigentliche Problem ist. Die Frage ist also, warum Leute die Schule abbrechen müssen. Warum brechen diese 8 000 jungen Leute pro Jahr die Schule ab?
Diese Frage habe ich auch Ihnen, Frau Ministerin, im Ausschuss gestellt, als ich gefragt habe, was die Grundthese der Bundesregierung ist, warum junge Leute die Ausbildung abbrechen. – Ich finde, diesen Punkt sollten wir eigentlich viel mehr diskutieren, denn, ja, man kommt sich als Oppositionspolitiker zwar schon sozusagen wie eine Gebetsmühle vor, wenn man sagt, das Bildungssystem muss reformiert werden, es braucht eine Bildungsrevolution und so weiter, der Punkt ist nur, das muss tatsächlich passieren.
Die Leute in all diesen Ausbildungsstätten leisten zwar tagtäglich teilweise wirklich übermenschliche Arbeit, aber wenn man die Leute des Jugend-AMS fragt, was jetzt eigentlich wirklich das Problem ist, dann werden alle – und zwar jeder Einzelne! – sagen, das wirkliche Problem ist, dass die Schüler aus der Schule herauskommen und die Schule einfach nicht geklappt hat. Das ist das Kernproblem.
Wenn man junge Leute, wenn sie anfangen in die Schule zu gehen, wenn man da ein kleines Kind fragt, sind alle noch total neugierig und entdecken jeden Tag ganz viele Dinge. Wenn man sie am ersten Schultag fragt, ob sie sich auf die Schule freuen, dann freut sich fast jedes Kind darauf; wenn man sie ein paar Jahre später fragt, hat fast keiner mehr Bock auf Schule.
Ich finde, eine bessere Problembeschreibung kann man eigentlich gar nicht machen. Man muss nur die Jugendlichen fragen. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Haider.)
Wenn man jetzt dieses Problem erkennt, dass die Schule sehr viele Jugendliche wirklich frustriert, dann, so finde ich, muss man da viel genauer hinschauen, denn es schaffen eigentlich nur jene Jugendlichen die Schule und die Ausbildung, deren Eltern zumindest irgendwie Interesse daran haben, dass sie es schaffen, deren Eltern das
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