Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll53. Sitzung / Seite 119

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

14.08.02

Abgeordneter Rouven Ertlschweiger, MSc (STRONACH): Geschätzter Herr Präsi­dent! Werter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen hier im Plenum! Liebe Fern­sehzuschauer! Österreich ist das Land der ehrenamtlich tätigen Menschen, fast jeder Zweite engagiert sich in seiner Freizeit ehrenamtlich und macht das aus Überzeugung.

Vergangenen Freitag haben wir in Österreich den Internationalen Tag des Ehrenamtes gefeiert und haben die ehrenamtlich Tätigen quasi vor den Vorhang gebeten. Und wie das natürlich so üblich ist in einem hochpolitischen Land wie Österreich waren da na­türlich auch die Parteisekretariate auf den Plan gerufen und haben Aussendungen ge­macht, wie wichtig das nicht ist, die Ehrenamtlichen, die Leistung, die sie bringen. Wenn sich der Staat das alles selbst leisten müsste, würde das in die Milliarden gehen.

Der burgenländische Landeshauptmann-Stellvertreter Steindl von der ÖVP hat darauf hingewiesen, dass die Bereiche des Gemeinwesens ohne Freiwillige gar nicht funktio­nieren würden. Der SPÖ-Soziallandesrat Peter Rezar hat im ORF nachgestoßen und allen Menschen gedankt, die im Burgenland ehrenamtliche Arbeit leisten. Also wirklich ein Wahnsinn, Happy Pepi, die ehrenamtlich tätigen Menschen werden wirklich vor den Vorhang geholt und auch wirklich gewürdigt.

Nur, meine Damen und Herren, ganz schlüssig ist die Sache für mich trotzdem nicht, denn gerade am Tag des Ehrenamtes hat es auch im Sozialausschuss einen Antrag auf Anrechnung von Freiwilligenarbeit auf den Erwerb von Pensionszeiten von mir ge­geben, und dieser ist mit Bomben und Granaten durchgefallen.

Da kann ich mich nur bei der FPÖ bedanken, beim Kollegen Norbert Hofer, meinem burgenländischen Abgeordnetenkollegen, der die Weitsichtigkeit gehabt, mit seinen Frak­tionskollegen auch mitgestimmt und gesagt hat: Ja, das ist uns wichtig! Wir begnügen uns nicht damit, nur zu reden, die Politik schafft wirklich Rahmenbedingungen und er­kennt die Leistung der ehrenamtlich tätigen Menschen an. (Beifall beim Team Stronach.)

Im Sozialausschuss hat Kollege Wöginger argumentiert, dass eine Abgrenzung schwie­rig ist und nur zu Unmut bei anderen Vereinen führt – vollkommen richtig. Kollege Vogl hat vorhin auch vollkommen richtig gesagt, dass man während der Absolvierung des Freiwilligen Sozialen Jahres auch pensionsversichert ist – das stimmt alles, ist vollkom­men richtig. Aber ich frage mich eines: Wir sind doch hier im Hohen Haus dafür ver­antwortlich, die Rahmenbedingungen zu schaffen, mit denen die Menschen in Öster­reich in diesem Land zu leben haben. Hier hätten wir wirklich die Möglichkeit, etwas Gutes zu tun, etwas Sinnvolles zu tun und diesen ehrenamtlich tätigen Menschen zu sagen: Ja, eure Arbeit ist uns wichtig, wir zeigen Anerkennung dafür, und das soll auch entsprechend honoriert werden! (Beifall beim Team Stronach.)

Die Zahlen sprechen hier eine eindeutige Sprache: Freiwillige leisten pro Woche 15 Millionen Arbeitsstunden. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen las­sen: 15 Millionen Arbeitsstunden. Allein beim Roten Kreuz – Kollege Wöginger ist beim Roten Kreuz, deswegen finde ich es auch skurril, dass er dagegen ist – arbeiten rund 60 000 Freiwillige, die 10,6 Millionen Dienststunden pro Jahr erbringen – 10,6 Millionen Dienststunden!

Und was glauben Sie, was zu Weihnachten los sein wird, wenn wir alle beim Christ­baum stehen, wer hier die Tätigkeiten verrichten wird? Wer steht denn in der Einsatz­zentrale und nimmt die Telefonate entgegen, wenn der Christbaum brennt und der Va­ter schwer verletzt ist? Wer fährt denn mit dem Rettungswagen? – Die Ehrenamtlichen, denn zu 100 Prozent werden diese Tätigkeiten nicht von den Hauptberuflichen ausge­führt, sondern von den Ehrenamtlichen.

Deswegen finde ich es wirklich traurig, dass man hier nicht über den Tellerrand blickt und sagt: Ja, das ist ein guter Antrag, egal, ob er von der Opposition ist oder nicht –


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite