Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll55. Sitzung / Seite 204

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Ich darf aber auch fragen: Ist es der Sinn der Kunst, dass wir sie subventionieren? Kann man Künstler überhaupt subventionieren, oder beleidigt man einen echten Künst­ler damit? Ist der Künstler nicht ein Mensch, der nicht nur aus sich schafft, sondern auch der Selbstverwirklichung dient, ein Mensch, der das nicht nur für andere macht, der aber auch für die Gesellschaft tätig ist, auch in der Vergangenheit tätig war?

Wir kennen den Pygmalion-Effekt: Er hat eben sein Kunstwerk so hoch gesehen. Oder nehmen wir diese „Olimpia“ von E. T. A. Hoffmann. Aber wir sollten da auch die politi­sche Verantwortung nicht vergessen. Wir haben ja gerade jetzt diese Schlagzeilen ge­habt.

Wie schaut das aus mit der Freiheit der Kunst? Wann bekommt jemand Geld, wenn er zum Beispiel zum falschen Zeitpunkt für ein falsches System tätig ist? Auch das ist zu klären. Oder ist der Künstler frei? Ich denke da zum Beispiel an Ezra Pound oder Pablo Neruda. Sie waren politisch immer auf der falschen Seite, und das gibt es auch in der Jetztzeit.

Ich sage: Freiheit der Kunst! Wir brauchen in jedem Fall einen anderen Zugang, ande­re Förderungsmechanismen, wie sie Kollege Mölzer zum Beispiel sehr erfolgreich vor­geschlagen hat. (Abg. Meinl-Reisinger: Leider nicht erfolgreich!) – Es ist erfolgreich in diesem Haus, wenn man den Mut hat, einmal etwas gegen den Mainstream einzu­bringen. Das zeugt, glaube ich, schon von Mut heutzutage. (Beifall bei der FPÖ sowie der Abgeordneten Meinl-Reisinger und Franz.)

Aber noch einmal: nicht übel! Claudia Schmied hat auch richtig gesagt: „Leider befin­den sich nach wie vor viele Künstler/-innen in einer schwierigen sozialen Lage.“ – Ich sage, den Künstlern müssen wir anders beikommen.

Ich wehre mich auch dagegen, dass man den Kunstbegriff definiert. Was heißt denn das bitte, zeitgenössische Kunst zu definieren, Subkulturen zu definieren? – Das ist ei­ne Beleidigung für jeden, der in einer U-Bahnstation – bitte ausschalten – verbotener­weise ein klasses Graffito sprüht. Damit beleidigen wir auch jeden Straßenzeichner, denn auch Straßenzeichner sind Künstler, auch sie haben ein Anrecht darauf, diese Förderung zu bekommen. Das geht mir an und für sich nicht weit genug.

Wir sollten andere Förderzugänge machen und nicht den Künstler zum Hofnarren ei­nes Staates degradieren. Übrigens, Schiller hat auch dazu ein wunderschönes Zitat, das würde ich zum Abschluss gerne bringen. Es gibt von ihm nicht nur das Zitat „Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit“, sondern er hat auch gesagt: „Der Künstler ist zwar der Sohn seiner Zeit, aber schlimm für ihn, wenn er zugleich ihr Zögling oder gar noch ihr Günstling ist.“ Das wollen wir eigentlich nicht. Aber alle Hilfe den Künstlern! – Dan­ke. (Beifall bei der FPÖ.)

18.56


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Dr. Franz zu Wort. – Bitte.

 


18.56.56

Abgeordneter Dr. Marcus Franz (STRONACH): Herr Präsident! Herr Minister! Hohes Haus! Seit 1982 ist die Freiheit der Kunst in der österreichischen Verfassung festge­schrieben. Das war nicht immer so. Ich denke, das ist ein ganz wichtiger Punkt, und ich denke, das ist gut so.

Warum? – Die Kunst gedeiht nur in der Freiheit. Jede staatliche Intervention in die Kunst wird die Kunst in irgendeiner Weise verbiegen. Das mögen vielleicht manche Künstler gern haben. Es gibt Künstler, die biegen gerne. Aber es wird längst nicht je­dem Künstler nützen. Es wird insgesamt der Kunst eher schaden.

 


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