Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll59. Sitzung / Seite 29

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Der Staat bedient sich gnadenlos bei den Steuer zahlenden Bürgern, um seine Rolle als machtbewusster Umverteiler auszuüben, machtbewusst deshalb, weil Umverteilung Macht bedeutet. Er bedient sich am Geld der Bürger, um alle möglichen ineffizienten Staatsstrukturen finanzieren zu können. Dazu gehört insbesondere auch die österrei­chische Ausprägung des Föderalismus. Wir haben in unserem Land nämlich die aller­teuerste Form der Staatsstruktur: einen Einnahmenzentralismus im Wasserkopf Wien und einen Ausgabenföderalismus bei den Ländern.

Die Verantwortung für das Geldeinnehmen und -ausgeben gehört aber selbstverständ­lich zusammen, denn die Bürger brauchen einen unmittelbaren Bezug: Wofür wird ihr hart erarbeitetes Steuergeld ausgegeben? – Wenn es für etwas Sinnvolles ausgege­ben wird, dann steigt natürlich auch die Steuermoral. Sehr geehrter Herr Finanzminis­ter Schelling, Sie haben es schon angesprochen, die Schweiz ist ein gutes Vorbild, die Verwaltungskosten sind dort um ein Drittel niedriger als in Österreich. Aber Sie be­zweifeln, dass die Österreicher reif für mehr Eigenverantwortung sind, und da wider­spreche ich Ihnen. Trauen wir den Österreichern mehr zu! (Beifall beim Team Stronach sowie des Abg. Hable.)

Wichtig ist auch das Thema Transparenz. Es gibt unzählige Landeshaftungen und aus­gelagerte Schulden, und ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrem Plan der Konsolidie­rung. Dass sich beispielsweise diverse Bundesländer mit Steuergeldern an Währungs­spekulationen mit dem Franken-Kredit beteiligen, ist ein Riesenskandal. Mit Steuergel­dern dürfen selbstverständlich keine riskanten Spekulationsgeschäfte betrieben wer­den! Stellen Sie sich vor, die Stadt Wien hat mit einem Schlag seit ein paar Tagen 300 Millionen € mehr an Schulden. Und dem hätten die Wiener sicher nicht zuge­stimmt, hätte man sie gefragt.

Das Gleiche gilt für das Hypo-Alpe-Adria-Desaster und die damit verbundenen horren­den Landeshaftungen, die es nicht nur in Kärnten durch diesen Vier-Parteien-Be­schluss, sondern auch in vielen anderen Bundesländern gibt. Da komme ich wiederum zur Stadt Wien: 2001 betrugen die Haftungen der Stadt Wien für die damalige Zen­tralsparkasse 122 Milliarden €. Und trotz des Verkaufs der Bank Austria an die HVB 2006 haftet die Stadt Wien heute noch mit rund 6 Milliarden €. Auch dem hätten die Wiener sicher nicht zugestimmt. (Beifall beim Team Stronach und bei Abgeordneten der NEOS.)

Was wir brauchen, ist ein Insolvenzrecht für Gebietskörperschaften und Transparenz für alle Haftungen und Schulden. Es geht nicht, dass Bereiche ausgelagert werden und dann aus den Büchern verschwinden. Wir brauchen natürlich Steuerhoheit für gewisse Einnahmen bei den Ländern, Steuerwettbewerb ist immer gut. Da gibt es einen klaren Gewinner, nämlich den Bürger.

Und letztlich: Trauen wir den Bürgern mehr zu! Diese würden sicher nicht so viel Geld für diverse Unsinnigkeiten ausgeben wie Politiker, die wiedergewählt werden wollen. – Danke. (Beifall beim Team Stronach und bei Abgeordneten der NEOS.)

9.52


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Strolz. – Bitte.

 


9.53.06

Abgeordneter Mag. Dr. Matthias Strolz (NEOS): Herr Präsident! Herr Minister! Ge­schätzte Kolleginnen und Kollegen! Geschätzte Bürgerinnen und Bürger auf der Gale­rie, zu Hause und an den Bildschirmen! Die Aktuelle Stunde befasst sich mit dem The­ma „Vom Spendierföderalismus zum Verantwortungsföderalismus“. Ja, Herr Kollege Prinz, wir NEOS kommen nicht mit einem neuen Thema, aber wir werden immer wie­der mit diesem Thema kommen, wir werden eine neue Verantwortungskultur in diesem Land reklamieren. Und die wird es brauchen. (Beifall bei den NEOS.)

 


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