Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll59. Sitzung / Seite 203

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petenzen bzw. Entscheidungsprozessen - den Anbau von genetisch veränderten Orga­nismen (GVO) zu untersagen.

Dennoch gilt es festzuhalten, dass abermals die Sorge besteht, dass es zu Schaden­ersatzklagen von Konzernen gegen jene Mitgliedsstaaten, die sich für Anbauverbote ent­scheiden, kommen wird.

Die österreichische Bundesregierung muss damit jetzt ihre Verantwortung zum Schutz und der Sicherung der Interessen der österreichischen Bevölkerung auf europäischer Ebene wahrnehmen, indem sie sich klar für generelles Anbauverbot von genetisch ver­änderten Organismen (GVO) in allen Mitgliedsländern der Europäischen Union aus­spricht und alle notwendigen Maßnahmen hierzu setzt.

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigenden Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die zuständigen Mitglieder der Bundesregierung werden aufgefordert, sich auf euro­päischer Ebene klar für ein generelles Anbauverbot von genetisch veränderten Orga­nismen (GVO) in allen Mitgliedsländern der Europäischen Union einzusetzen.“

*****

 


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Dipl.-Ing. Dr. Pirklhuber. – Bitte.

 


19.35.56

Abgeordneter Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber (Grüne): Werte Kolleginnen und Kol­legen! Frau Bundesministerin! Das ist an sich ein Tagesordnungspunkt, bei dem wir Kon­sens haben, es gibt nur Pro-Rednerinnen und ‑Redner, und es ist wirklich ein Tag, eine Gelegenheit, freudvoll Politik zu machen, auch wenn Ergebnisse oft lange auf sich war­ten lassen. Max Weber hat gesagt, Politik sei das Bohren dicker Bretter, und in diesem Fall trifft das zu. Es ist vor allem ein erfolgreiches Bohren von harten, dicken Brettern, und es ist ein riesiger politischer Erfolg für die österreichische Bevölkerung.

Das ist eigentlich das Besondere, denn – erinnern wir uns! – 1997 haben 1,2 Millionen Ös­terreicherinnen und Österreicher beim Volksbegehren gegen die Gentechnik klar ge­sagt, wir wollen drei Dinge nicht: Wir wollen ein Verbot der Herstellung und des Ver­kaufs von gentechnisch behandelten Lebensmitteln in Österreich, wir wollen keine Frei­setzung von GVO und wir wollen keine Patente auf Leben beziehungsweise Lebewesen!

Ein großer Teil dessen wurde in den letzten Monaten sozusagen rechtskonform auf eu­ropäischer Ebene abgesichert. Das war ein langer Weg. Ich möchte kurz einige Statio­nen erwähnen: 1998 verhinderte eine Bürgerinitiative einen Freisetzungsversuch von Gen­technikmais im Burgenland; Pioneer war das damals.

2001 – erinnern wir uns! – hatte Pioneer kontaminiertes Saatgut in Verkehr gebracht. In Oberösterreich wurden 6 000 Hektar gentechnisch verseuchter Acker umgepflügt; Kol­lege Auer erinnert sich noch. Das war ein Schock für die Bäuerinnen und Bauern, da­mals gab es Entschädigungen dafür. Und was war das Ergebnis dieses Skandals? – Wir haben die Nulltoleranz bei Saatgut in Österreich eingeführt – ein großer Meilenstein für die gentechnikfreie Saatguterzeugung in Österreich, auch für Europa. (Abg. Auer: Ober­österreich Vorreiter!) – Oberösterreich war Vorreiter, völlig richtig, Kollege Auer!

2003 ist es den Grünen gelungen, in die oberösterreichische Landesregierung einzu­ziehen, und genau in diesem Jahr, im November 2003, hat Oberösterreich federfüh-


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