mit rauchfreier Gastronomie versucht, wäre uns wahrscheinlich viel an Streit und an Ärgernis erspart geblieben. (Beifall bei den Grünen.)
Aber es ist trotzdem bedauerlich, dass dieses ernste gesundheitspolitische Thema so behandelt wird. Sie sprechen vom „Wirtetod“, Sie sprechen davon, dass Betriebe unter Umständen Probleme haben werden. Ich finde das sehr unpassend in einer gesundheitspolitischen Debatte, wo wir es tatsächlich jedes Jahr mit über zehntausend Todesfällen, die direkt oder indirekt auf das Rauchen zurückzuführen sind, zu tun haben. Es geht um ein großes Problem, das Sie auch komplett ausblenden, nämlich den Jugendschutz in Österreich. Es ist selbstverständlich – und all die Ärzte und Ärztinnen in Ihren Reihen (Abg. Neubauer: Da reden die Richtigen! Sie wollen die Drogen freigeben! Das ist ja unfassbar! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Jetzt schreien Sie wieder herein. Bitte hören Sie einmal ganz kurz zu, und verschließen Sie sich nüchternen Argumenten nicht!
Es geht um 240 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gastronomie, die sich ihre Arbeitsplätze wirklich nicht aussuchen können. (Abg. Neubauer: Aber Sie geben die Drogen frei! Super!) Es geht um Kinder, die sich auch in der Regel nicht aussuchen können, ob sie jetzt im Raucher- oder Nichtraucherbereich sitzen. Und ich denke, darüber sollten wir uns einig sein, dass Kinder in geschlossenen Räumen zu 100 Prozent ein Recht auf rauchfreie Umgebung haben sollen. Selbstverständlich! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ und ÖVP.)
Alle von Ihnen kennen Menschen, die den Neujahrsvorsatz haben, zu rauchen aufzuhören. Wir alle kennen Menschen, die sich darüber ärgern, wie viel Geld sie in diese „Sucht“ – unter Anführungszeichen – stecken. Und wir kennen alle auch Menschen, die sich dann am Ende ihres Lebens noch einmal zurückerinnern und feststellen: Es war die dümmste Entscheidung meines Lebens, dass ich zu rauchen begonnen habe.
Wir sollten sehr viel mehr Energie darauf verwenden, Menschen, vor allem junge Menschen, Jugendliche, zu unterstützen, dass sie erst gar nicht mit dem Rauchen beginnen, und Menschen in ihren Bemühungen auch unterstützen, mit dem Rauchen wieder aufzuhören. Das wäre eine gesundheitspolitisch vernünftige Diskussion – und nicht, das hier ins Lächerliche zu ziehen. (Beifall bei den Grünen.)
In Sachen Jugendschutz, Prävention wünsche ich mir von der Bundesregierung sehr viel stärkere Akzente. Die Anfrage von Abgeordnetem Rasinger – jetzt sehe ich ihn gerade nicht – hat noch einmal die sehr, sehr drastische Zahl ans Tageslicht gebracht: Bei den unter 19-Jährigen haben wir 53 Prozent Raucherinnen und Raucher. Das ist mit Sicherheit etwas, worüber man sich wirklich nicht freuen kann, Herr Klubobmann Strache. Das ist ein ernstes Problem.
Die Jugendlichen steigen mit 11 Jahren ein, mit 12 oder 13 Jahren rauchen sie regelmäßig, und mit 15, 16 raucht ein Drittel der jungen Mädchen in Österreich. Und das ist gesundheitspolitisch alles andere als erwünscht. Da müssen wir ansetzen!
In anderen Ländern wird sehr viel mehr in Aufklärungskampagnen gesteckt. Es gibt in Österreich einen riesigen Anteil des Budgets – 1,7 Milliarden Euro –, der aus der Tabaksteuer hervorgeht, und von diesen großen Summen geht de facto nichts in Prävention. Selbst die Jugendlichen, die gar nicht rauchen dürften, tragen mit 50 bis 60 Millionen € zum Steuertopf bei. Aber es gibt keine Aufklärung, es gibt keine Präventionsarbeit, und es gibt auch keine Unterstützung beim Aufhören. 14 000 € für das Nichtrauchertelefon, das das Gesundheitsministerium unterstützt, sind aus meiner Sicht zu wenig, um in diesem Bereich wirklich etwas zu bewirken, sage ich in aller Offenheit.
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