Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll68. Sitzung / Seite 159

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Strukturen gefangen ist. Da kann gar nichts ... (Abg. Darabos: Das sind Sprech­blasen!) Nein, das sind keine Sprechblasen! (Abg. Darabos: Das sind Sprechbla­sen!) Nein, das sind keine Sprechblasen! Wenn Sie sagen, Herr Darabos, dass das Sprechblasen sind, dann finde ich das einfach unmöglich! Warum? – Sie können nicht sagen: Das sind Sprechblasen! (Zwischenruf des Abg. Walter Rosenkranz.) Das sind Statistiken. Wenn von den 15-Jährigen ein Fünftel nicht „gerade lesen“ kann, dann können Sie sich nicht fett zurücklehnen und sagen: Eh alles in Ordnung! – Ich bin nicht bereit, das zu akzeptieren, diese Wurstigkeit in der Bildungspolitik! Das bin ich nicht. Okay!?

Ich bin ja nicht der Einzige, der sagt, dass man auf die verkrusteten Strukturen schauen muss, das sagen doch auch alle Expertinnen, Experten. Erkundigen Sie sich einmal! Führen Sie einen wirklich differenzierten Bildungsdiskurs! – nicht so wie der Bürgermeister in Wien, der im Vorbeigehen schnoddrig auf eine Berufsgruppe hinhaut, der er eigentlich als Dienstgeber vorsteht. (Beifall bei den NEOS. – Ruf: Unerhört!) Ja, das ist unerhört!

Der Verteidigungsminister macht Werbung für die Soldaten, die Innenministerin macht Werbung für die Polizisten, und als Lehrer kriegt man von seinem Dienstgeber eine verbale Gnackwatschen. So geht das nicht! Wenn Sie sich nicht ernsthaft dieser Debatte widmen, wird dieses System um keinen Deut besser.

Es besteht in Österreich natürlich eine ausgeprägte Weisungs- und Misstrauenskultur, wir unterliegen einer Steuerungsillusion. Es werden an entfernten Orten Festlegungen getroffen, die dann durch militärisch inspirierte Weiterleitungsstrukturen an die Schulen weitergegeben werden, und vor Ort ist der Lehrer/die Lehrerin als Befehlsempfänger. So schauen Sie auf den Expertenberuf Pädagoge! Und daran hat sich leider über Jahre und Jahrzehnte nichts geändert.

Die letzte Schulreform ist an und für sich im Großen und Ganzen 100 Jahre her – eh aus Ihrer Hälfte mit dem Herrn Glöckel. (Redner blickt in Richtung SPÖ.) Aber seit damals hat sich nichts mehr Großes geändert. (Zwischenruf des Abg. Walter Rosen­kranz.– Na ja, ich denke schon, dass das ein wichtiger Wandel war, um Bil­dung in die Breite zu bringen.

Die aufgeblähte Bürokratie ist natürlich ein Ergebnis dieser Misstrauenskultur. Politische Interventionen sind ein Ergebnis dieser verkrusteten Strukturen und auch ein überbordender Verordnungsdschungel. Das Ergebnis ist beklemmend, denn die Ergebnisse sind sehr mittelmäßig. Es ist uns, glaube ich, allen klar, dass, wenn wir uns in diesem Mittelmaß – im internationalen Vergleich im Bildungsbereich teilweise schlechtem Mittelmaß – einzementieren, es sich nicht ausgehen wird, dass wir in zehn, 20 Jahren beim Wohlstand vorne mitspielen. Das geht sich schlichtweg nicht aus. Deshalb muss darauf geschaut werden, dass man hier Meter macht.

Aber dazu fehlen eben die Strategien. Das fängt bei der Elementarpädagogik an und hört bei den Hochschulen auf. Überall fehlt in Fragen strategiescher Festlegungen die Klarheit. Ich darf einige Baustellen auflisten:

Die Elementarpädagogik: Es gibt keine Klarheit, wie in diesem Bereich für Qualität gesorgt werden soll. Ja, in der Quantität, in der Versorgung ist einiges geschehen, aber nach wie vor gibt es keine entschlossenen Mehrheiten und Herangehensweisen für ein bundeseinheitliches Qualitätsrahmengesetz. Es gibt keine Gemeinsamkeiten darüber, wie man die Weiterbildung der Pädagoginnen/Pädagogen im Elementarbereich wirklich zeitgemäß angeht. Es fehlt auch die Herangehensweise für eine zeitgemäße Sprach­förderung, insbesondere in den Erstsprachen.

 


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