Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll68. Sitzung / Seite 160

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Wenn man dann die Volksschulen betrachtet, die Übergänge: Ja, Sie haben erste Pilotversuche, wie Sie den Übergang besser, fließender schnitzen können. Nur: Wir sind an einem Punkt, bei dem man nicht mit Pilotprojekten arbeiten kann, sondern bei dem man schauen muss, wie man hier in die Breite kommt, einen fließenden Übergang findet und dass man die Volksschule in den Fokus holt. Denn natürlich ist ein Problem dieses hundertjährigen Stellungskampfes: Gesamtschule: ja oder nein?, dass sich über Jahrzehnte von ÖVP und SPÖ niemand um die Volksschule gekümmert hat. Die einen haben hochlobend geschrien: Gesamtschule und alles wird gut! Die anderen haben gesagt: Teufelszeug Gesamtschule! Dann haben sie sich angeschaut, haben gesagt: Tja, unterschiedliche Meinungen, da können wir nichts tun, setzen wir uns! Und dabei gibt es hundert andere Baustellen, wo sie etwas hätten tun können und nicht getan haben.

Erst in den letzten Jahren wurde langsam der Fokus auf diese Punkte gerichtet, aber wir haben keine Zeit mehr. Ich sehe durchaus Ansätze zur Verbesserung, auch bei Ihnen, Frau Ministerin Heinisch-Hosek. Ich sage nicht, dass Sie es ignorieren. Ich sage nur, dass man Tempo zulegen muss, auch bei der ÖVP. Sebastian Kurz hat im Bereich der Sprachförderung und zum Thema Erstsprache wertvolle Beiträge geleistet.

Besonders beklemmend wird es dann – wenn man chronologisch weitergeht – beim Übergang Volksschule in die Sekundarstufe 1: Hier werden nach wie vor Zehntau­sende Menschenleben verbogen, Menschen stigmatisiert. Wir sortieren sie im Alter von neuneinhalb Jahren in gut und schlecht. Jetzt können Sie sagen: Das stimmt ja gar nicht! Aber so kommt es bei den Betroffenen an: Einen Stempel aufs Hirn, Stigmatisie­rung für das Leben. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen – und alle Eltern haben damit einen Stress, alle Eltern. Vor zehn Jahren habe ich noch darüber gelacht, ich habe mir gedacht: Ja, ist nicht so! Aber natürlich hat man auch selbst den Stress, wenn die eigenen Kinder in dieses Alter kommen, natürlich auch all die Abgeordneten, die alle möglichen ideologischen Positionen vertreten. Die eigenen Kinder hocken dann im Lycée oder in anderen Gymnasien. – Das ist Doppelbödigkeit, das ist Verlogenheit, und mit der sollten wir aufräumen!

Das heißt natürlich, dass man zu anderen Lösungen kommen muss. Das heißt, dass man diese dumpfe Zweiteilung aufgeben muss, und das heißt aber auch, dass man einen alternativen dritten Weg gehen kann, mit einer echten Schulautonomie, Frau Ministerin.

Stellen Sie sich vor, es gibt nicht zwei Töpfe, sondern es gibt hundert Töpfe. Dann funktioniert die Stigmatisierung plötzlich nicht mehr. Dann kann man dich zwar fragen: In welches Töpfchen wurdest du denn mit neun Jahren gesteckt?, aber es erwächst daraus kein stigmatisierender Nachteil, denn die Mittelschulen sollen so vielfältig sein wie die Talente und Bedürfnisse unserer Kinder und Jugendlichen. – Das ist der Ansatz von NEOS, mit einer echten Schulautonomie! (Beifall bei den NEOS.)

Natürlich braucht man dann einen anderen Blick auf die Profession des Pädagogen/der Pädagogin – das ist ein Expertenberuf! Wir haben eine Umfrage gemacht, und dabei kam heraus, dass über 1 300 Lehrerinnen und Lehrer Unterstützungspersonal haben wollen. Da hinken wir weit hinterher, Frau Ministerin! 34 Lehrerinnen/Lehrer und eine pädagogische Hilfskraft – international liegen wir damit 50 Prozent unter dem Schnitt, denn international ist das Verhältnis 13 : 1. Bei den pädagogischen Hilfskräften, bei den administrativen Hilfskräften liegt der internationale Schnitt bei 8 :1, wir liegen bei 23 : 1. Hier werden auch Expertenressourcen in administrativen Tätigkeiten vergeudet. Der Rechnungshof hat bereits vorgerechnet, dass jährlich Millionen eingespart werden könnten, wenn man sich dieses Unterstützungspersonal holen würde. Die Regierung hat es versprochen, auch der Lehrergewerkschaft – geschehen ist da nichts!

 


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