Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll68. Sitzung / Seite 194

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Auf vielen Ebenen wird Hervorragendes geleistet, und wenn man selber in der Praxis steht, wie ich jahrzehntelang an der Universität, dann hat man den Vergleich. Der Vergleich macht sicher und zeigt, dass unsere Absolventinnen und Absolventen mit internationalen Studierenden locker mithalten können, vielfach sogar besser sind. Diese Schlechtrederei und diese Katastrophenstimmung sind Alarmismus und somit unangebracht.

Natürlich soll dieser Appell aber nicht die Augen vor Reformnotwendigkeiten ver­schließen, und richtig ist auch, wie es Kollege Mayer gesagt hat, dass gerade Bil­dungs­systeme schwerfällige Systeme sind. Das hat viele Gründe, auch gute Gründe, weil sie zum Beispiel einem Bildungskanon anhängen müssen, der sich über Jahr­hunderte entwickelt hat und nicht von heute auf morgen über Bord geworfen werden kann. Sie sind also behäbig, sie sind langsam und deswegen gehen auch Reformen eher zäh vonstatten, und manchen geht es zu langsam.

Gleichwohl haben wir einige wichtige Schritte gesetzt und Weichen gestellt. Wir sind gerade jetzt wieder in einer Phase solcher Reformbemühungen mit der Arbeitsgruppe, die eingerichtet wurde und die sicher an einem Schlüssel dreht, der wichtig ist, an einer zentralen Stellschraube, nämlich an einer verstärkten Autonomie für die Schulen. Das ist sicher ein ganz wichtiger und richtiger Ansatz, der Hoffnung gibt, dass sich hier einiges ändert.

Wir haben uns im Laufe der Zeit eine sehr dichte Regelung, einen starren Bürokratis­mus geleistet, den man lockern und teilweise beenden muss, um Freiraum für Initiativen vor Ort zu schaffen. Dann hört sich auch diese öde Stundenzählerei und dieses öde Messen in Werteinheiten und die Blockierung von allen Initiativen von unten auf, weil vielleicht irgendeine Werteinheit oder sonst irgendetwas nicht zur Verfügung steht. Das ist ein ganz wichtiger Ansatz.

Ein mindestens ebenso wichtiger Ansatz wurde auch schon erwähnt, und ich darf ihn hier noch einmal in Erinnerung rufen, weil ich Mitbeteiligter war, das ist die Reform der Pädagogenausbildung, auch im Elementarbereich, das wird häufig und gerne über­sehen. Wir haben auch da die Weichen gestellt, wir haben im Gesetz immer dort, wo wir von Lehramtsausbildung sprechen, die Elementarbildung miterwähnt, das heißt, sie ist immer mitgedacht, sie ist im Gesetz mitberücksichtigt. Wir haben damit begon­nen, das zu tun, was wir für wichtig erachten, nämlich im universitären Bereich die ent­sprechenden Lehrstühle einzurichten. Solche Lehrstühle werden allenthalben einge­richtet, Studien werden folgen, und es wird dann auch tertiär ausgebildete Elementar­pä­dagogen geben. Also auch da ist die entsprechende Weiche gestellt.

Wir haben sie insbesondere auch in der Volksschullehrerausbildung gestellt. Die Volks­schule ist ein wichtiges Feld und wird als solches immer wieder betont und richtiger­weise erkannt. Durch die Verlängerung der Ausbildung für Lehrpersonen an der Volksschule von drei auf fünf Jahre – vier Jahre Bachelor, ein Jahr Master – wird es möglich sein, sich genau die Schwerpunkte, welche heute in der neuen Volksschule mit einer wesentlich heterogeneren Schülerpopulation nötig sind, im Studium zu erwer­ben, zum Beispiel muttersprachliche Kompetenz, Sozialisation und vieles andere mehr. Also da sind Weichen gestellt, das muss man sehen, das muss man natürlich auch forcieren. Gerade die Umsetzung der Pädagogenbildung Neu ist nicht ganz einfach, da zwei sehr unterschiedliche Institutionen kooperieren müssen: die Pädagogischen Hochschulen und die Universitäten. Da muss man noch kräftig begleiten und auch kräftig stützen.

Insgesamt wünsche ich mir sehr, dass die Arbeitsgruppe, die jetzt tagt und am 17. No­vember 2015 ihre Ergebnisse vorlegen soll, sehr gezielte und energische Schritte in Richtung Schulautonomie und in Richtung Entbürokratisierung der Schulen setzt.


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