Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll68. Sitzung / Seite 199

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rum ist das so? – Faktum ist ja, dass sich vor allem Landeshauptleute und die Gewerkschaft – und hier vor allem die mächtige AHS-Gewerkschaft – querlegen und die Hand über die Schule halten, und die Bundespolitik beißt sich die Zähne aus. Hier müssen wir den Hebel ansetzen.

Ich bin im burgenländischen Landtagswahlkampf jetzt an sehr vielen Schulen unter­wegs. Der Landesschulrat hat Bildungsdiskussionen initiiert, ich habe mittlerweile schon acht Schulen besucht, und dort ist immer die Zentralmatura ein Thema. Wenn ich jetzt an die Zentralmatura denke, dann sage ich, das ist ja prinzipiell etwas Gutes, etwas Vergleichbares zu haben, europäisch quasi standardisiert zu sein. Das ist ja nichts Neues, in der Welt gibt es das ja schon, und Österreich muss da das Rad nicht neu erfinden. Das Problem, das ich hier orte, ist nur: Warum wird eine Zentralmatura derart dilettantisch vorbereitet und umgesetzt? Die Lehrer kennen sich nicht aus, die Schüler kennen sich nicht aus, die Eltern sind frustriert und verzweifelt.

Meine Damen und Herren, das kann es ja nicht sein – oder? –, dass man jahrelang Zeit hat (Beifall des Abg. Steinbichler) und sich dann am Ende des Tages hinstellt und zu den Schülern sagt: Es tut mir leid, beim BIFIE gehören in Wahrheit alle aus­getauscht, die haben das versaut. – Den Schülern ist das egal. Die sind die Leidtragen­den! Die maturieren heuer, die stehen in der Pflicht, und für die geht es um sehr viel. Und wenn man Elternteil ist und mit den Schülern oder mit seinen Kindern darüber spricht, dann ist die Freude enden wollend, wenn gesagt wird, nächstes Jahr werde es ohnedies besser und man evaluiere und repariere. Ich kann das schon nicht mehr hören, dieses Evaluieren und das Reparieren! Vielleicht schaffen wir es einmal, etwas aufzusetzen, was beim ersten Mal funktioniert!

Finanzminister Schelling hat vor ein paar Wochen im „Kurier“ gesagt, seine Experten­gruppe hat festgestellt, dass im Bildungssystem nur jeder zweite Euro de facto im Klassenzimmer ankommt. Nur jeder zweite Euro – der Rest versickert. Das ist ja auch eine Tatsache, das muss man ja hinterfragen: Wie kann das sein? Wo versickert das Geld? Wo kommt das Geld hin? (Abg. Steinbichler: die Schüler weniger geworden sind!) Wir haben Schulorganisationen, die total aufgebläht sind. Das meiste Geld fließt in die Länder, und die Länder lassen sich nicht in die Karten schauen. Die sagen: Hände weg, das ist Länderkompetenz! – Und das ist das Problem.

Und da sind wir gleich bei der Politik: Warum muss der Landeshauptmann der Prä­sident des Landesschulrates sein? Was weiß der Herr Landeshauptmann mehr als Pädagogen, als Direktoren? Was hat die Politik in der Schule verloren? – Gar nichts! (Beifall bei Abgeordneten des Teams Stronach.)

Wir haben es heute schon gehört: Für die Politik ist die Schule ein Spielball. Da geht es um Postenbesetzungen. Im Burgenland ist es sogar so weit gegangen, dass bis Jänner der amtsführende Landesschulratspräsident ein eigenes Dienstauto mit Chauffeur gehabt hat und bei jeder SPÖ-Veranstaltung erste Reihe fußfrei gesessen ist. – Wo gibt es das? Was ist das für eine Optik, meine Damen und Herren? Was ist das für eine Optik dem Lehrerkollegium gegenüber? Was ist das für eine Optik den Schülern gegenüber? – Also für mich ist das nicht nachvollziehbar.

Ich würde mir wünschen, dass die Schulen mehr Autonomie bekommen, mehr Eigen­verantwortlichkeit. Das ist auch nichts Neues, das haben wir heute auch schon gehört: Der Direktor eines Gymnasiums in Mattersburg weiß wohl besser, was für seine Schule gut ist, als irgendeine zentrale Stelle in Wien. Und der Direktor einer Neuen Mittel­schule im 21. Bezirk weiß das für seine Schule. Das heißt: Trauen wir den Direktoren doch zu, mehr Verantwortung zu übernehmen, das Management der Schule zu führen! Die Bundespolitik muss die Bildungsziele vorgeben. An dem wird man ja dann ohne-


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