Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll68. Sitzung / Seite 212

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Ende auch die Zustimmung und Unterstützung ausfallen. Ein gemeinsames Reform­projekt muss im Rahmen eines integrativen Prozesses entwickelt werden.

Mit der Forderung nach mehr Schulautonomie ist immer auch die Forderung nach einer neuen Haltung verbunden. Die Reise hin zu einer umfassenden Schulautonomie bedeutet einen entschlossenen System- und Mentalitätswandel weg von „Verordnen, Kontrollieren und Intervenieren“ hin zu „Vertrauen, Gestalten und Begleiten“. Es ist eine Reise, zu der wir als Republik nur gemeinsam aufbrechen können.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Bildung und Frauen wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass ehestmöglich ein professionell geleiteter und parteiübergreifender Dialogprozess unter Federführung des Bildungsministeriums für Bildung und Frauen mit breiter Ein­bin­dung der Eltern- und Schüler_innenvertretung, Lehrer_innengewerkschaft, Parla­ments­parteien, Bundesländer und Sozialpartner sowie unter Einbeziehung externer Expert_innen installiert wird. Im Rahmen dieses umfassenden Dialogprozesses soll bis Jahresende eine gemeinsame Umsetzungsstrategie für umfassende Schulautonomie erarbeitet werden.“

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Präsident Karlheinz Kopf: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Cap. – Bitte.

 


18.08.04

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Also ich habe mir den Text der Dringlichen Anfrage mehrfach durchgelesen, ich hatte auch die Gelegenheit dazu, da ich die ganze Zeit an der Diskussion hier teilgenommen habe. Das ist teilweise in einer Geheim­sprache geschrieben. Wenn ich mir die Seite 2 ansehe, da befinden sich Zitate wie „intrinsische Motivation als Hebel nutzen“ – ich hab Altgriechisch und Latein gehabt, aber ich tu mir ein bisschen schwer. Oder: „flache und multiple Hierarchien aus­bilden“ – da ist die Frage: Was meinen Sie damit? Oder: „Flexibilität leben“ – das muss man definieren! In meiner Schulzeit war Flexibilität leben so viel wie: Ich gehe ins Kino und gehe einmal nicht in die Schule. (Heiterkeit bei der FPÖ.) So war das damals. Also ich verstehe das nicht ganz. Wie gesagt, es ist ein bisschen eine Geheimsprache. (Abg. Strolz: So blöd, wie Sie sich stellen, sind Sie nicht!)

Und vor der wirklich entscheidenden Frage: Wann ist der Moment der Auswahl: mit 10, mit 11, mit 12, 13, 14 Jahren?, drücken Sie sich nämlich. Und das ist in Wirklichkeit der Grundkonflikt. Das hat historische Gründe und geht zurück bis in die Vorkriegszeit. Das ist der Grundkonflikt zwischen SPÖ und ÖVP. Damit hängen das Dienstrecht, der Bau der Schulen, die Räumlichkeiten zusammen. Alles hängt damit zusammen. Und das muss man ausdiskutieren. (Abg. Strolz: Lösen wir es! Wir machen das Angebot!) Und mittlerweile ist es schon so weit, dass man unter dem Motto „Kein Talent darf verlorengehen!“ – da stimmen wir ja wieder überein – sagt: Es gibt halt welche, denen geht der Knopf früher auf, und welche, denen geht der Knopf später auf, das sind die Spätknopfler und die Frühknopfler.

Daher muss man ein Bildungssystem an den Möglichkeiten und Bedürfnissen der Schüler orientieren, die sind das Entscheidende, nicht das Dienstrecht! Das Ent­scheidende ist: Was braucht der Schüler, damit er heute mit seiner Qualifikation ein


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