Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll70. Sitzung / Seite 132

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men, dass es dazu von der FPÖ in zahlreichen Leserbriefen, aber auch sozialen Me­dien die eine oder andere Unterstellung gegeben hat.

Da ist immer wieder geschrieben worden, der Kurz hätte gesagt, Zuwanderer wären gescheiter oder wären intelligenter. Mich erinnert das alles ein Stück weit an die De­batte, die wir im Integrationsbereich viel zu oft haben, nämlich die linke Träumerei auf der einen Seite und die rechte Hetze auf der anderen. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Belakowitsch-Jenewein: Die ist aber nicht sachlich, Ihre Aussage! – Zwischenruf des Abg. Walter Rosenkranz.)

Ich glaube, was es braucht, ist weder das eine noch das andere, sondern möglichst viel Sachlichkeit. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Wir waren eh sachlich! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ. Abg. Walter Rosenkranz: Hören wir zu!) – Herr Abgeord­neter Rosenkranz hat gerade vorgeschlagen, dass Sie mir zuhören. (Zwischenruf des Abg. Neubauer.) Insofern darf ich fortsetzen und versuchen, Ihnen ganz sachlich dar­zulegen, dass es Zahlen gibt, die vielleicht nicht die Erwartungshaltung von jedem tref­fen, die vielleicht auch nicht jeden freuen, aber die durchaus vorhanden sind, und man sollte sie, glaube ich, auch ernst nehmen.

Ich darf zunächst mit der Liste der Herausforderungen beginnen. Wenn man die Sta­tistik Austria genau liest oder wenn man sich das Statistische Jahrbuch für Migration und Integration ansieht, dann erkennt man schnell, Herr Abgeordneter Rosenkranz, dass die Liste der Herausforderungen lang ist. Kinder mit Migrationshintergrund haben zum Beispiel deutlich öfter einen Sprachförderbedarf als Kinder ohne Migrationshinter­grund.

Jugendliche mit Migrationshintergrund sind wesentlich öfter weder im Arbeitsmarkt noch im Bildungssystem verankert als Jugendliche ohne Migrationshintergrund.

Wenn man die Erwerbstätigkeit der Frau heranzieht, ist diese bei Migrantinnen wesent­lich schlechter als bei Österreicherinnen, der Mehrheitsbevölkerung.

Es gibt sehr viele Zahlen in diesen Broschüren und auch in der Statistik Austria, die uns zeigen, dass wir vor zahlreichen Herausforderungen stehen und dass es da natür­lich Bereiche gibt, in denen die Zahlen eine ganz eindeutige Sprache sprechen.

Auf der anderen Seite – und jetzt komme ich zu dem von Ihnen angesprochenen Punkt – muss man auch klar sagen, wenn man sich die Zuwanderungszahlen nach Ös­terreich anschaut, dass es nicht nur viele Menschen gibt, die nach Österreich zuwan­dern, sondern dass sich die Zuwanderung in den letzten Jahrzehnten auch sehr stark verändert hat. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Genau!) Vor einigen Jahrzehnten waren dies vor allem Gastarbeiter, davon ganz viele mit einem sehr niedrigen Bil­dungsniveau, sehr viele hatten nicht einmal einen Hauptschulabschluss, es gab auch Zuwanderer, die nicht einmal alphabetisiert waren. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Die haben wir immer noch!)

Und im Vergleich dazu kommt heute der Großteil unserer Zuwanderer aus der Euro­päischen Union – mit einem ganz anderen Bildungsniveau als es die Zuwanderer da­mals hatten. Sie haben angesprochen, dass das damit zu tun hat, dass sehr viele Stu­dierende nach Österreich kommen, und Sie haben vollkommen recht, Herr Abgeord­neter! Und genau deshalb habe ich in meine Anfragebeantwortung auch hineinge­schrieben, dass sich das Qualifikationsniveau der Zuwanderer vor allem durch die Zu­wanderung von Studenten erhöht.

Sie haben auch vollkommen recht, wenn Sie sagen, dass die Österreicher, die zu­rückkehren, auch überdurchschnittlich gut ausgebildet sind. Aber Herr Abgeordneter Rosenkranz, all das sollte uns nicht traurig stimmen, sondern es sollte uns freuen. Ich bin der Meinung, dass wir im Integrationsbereich genug Herausforderungen und Pro-


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