Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll70. Sitzung / Seite 188

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reich, vom ehemaligen Finanzminister Josef Pröll vertreten wird. Josef Pröll sitzt im Auf­sichtsrat der AMA-Marketing. Er ist also dafür, dass er die Hypo zwangsverstaatlicht hat, belohnt worden und wird hier meiner Ansicht nach mit einem Versorgungsposten bedacht. Das ist ungerechtfertigt! (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Ich komme noch darauf zu sprechen.

Zu Josef Pröll muss man nämlich noch etwas sagen: Er wurde zuerst im Raiffeisen-Sektor versorgt, bei Leipnik-Lundenburger – das wissen alle hier herinnen –, die im Üb­rigen im letzten Jahr ein großes Minus in der Höhe von 124 Millionen € geschrieben haben. Das ist also der erfolgreiche Vorstandsvorsitzende Josef Pröll, der gemeinsam im Vorstand im Übrigen eine Jahresgage von knapp 1 Million € kassiert – so wird er von Raiffeisen versorgt. Und dass er im AMA-Aufsichtsrat drinnen sitzt, das betrachte ich als Schande und als Affront gegenüber den österreichischen Bauern, die ihn zwangs­finanzieren müssen. (Beifall bei Abgeordneten der FPÖ.)

Ein weiterer Punkt in diesem Tätigkeitsbericht – und das ist eine grundsätzliche Sache des AMA-Gütesiegels, wir haben das schon mehrfach erwähnt –: Das AMA-Gütesiegel wird immer als bestes aller Gütesiegel gepriesen, aber wir haben hier ein Glaubwür­digkeitsproblem – darauf habe ich auch schon hingewiesen. Das AMA-Gütesiegel sagt nämlich nichts über die Gentechnikfreiheit von Produkten und Lebensmitteln aus. Sie können sagen, das AMA-Biosiegel vielleicht, aber das AMA-Gütesiegel, das auf unzäh­ligen Produkten drauf ist, sagt nichts über Gentechnikfreiheit aus. Das AMA-Gütesiegel sagt auch nichts darüber aus, ob ein Produkt ausschließlich aus Österreich kommt.

Wir haben einen großen Verarbeitungsbereich – ich rede hier nicht von Frischfleisch, ich rede hier von den Verarbeitungsprodukten, auch von Milchprodukten, in dem Fall von Joghurt –, wo es noch immer die unsägliche Drittel-Regelung gibt, die festlegt, dass ein Drittel der Rohstoffe nicht aus Österreich stammen muss. Ich halte es für ein unglaubwürdiges Markenzeichen, wenn nicht alle Zutaten, die im verarbeiteten Produkt drinnen sind – im Fall von Joghurt, Wurst oder Faschiertem –, aus Österreich stam­men. Hier müssen alle Zutaten aus Österreich stammen, dann hat das Gütesiegel mei­ner Ansicht nach Glaubwürdigkeit. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Kommt mir jetzt nicht mit irgendwelchen Studien! Die AMA hat auf ihrer Homepage den Bericht der Stakeholder-Tagung vor eineinhalb Jahren veröffentlicht und da wird na­türlich bekannt gegeben, dass 98 Prozent der Österreicher das AMA-Gütesiegel ken­nen. Das stimmt, das glaube ich, obwohl es eine Studie der AMA-Marketing ist. Aber die Bekanntheit des Gütesiegels sagt noch nichts über den Inhalt aus, denn diese Stakeholder-Tagung hat auch von einem unabhängigen, von der AMA beauftragten Institut für Grundlagenforschung feststellen lassen, was die Menschen mit dem AMA-Gütesiegel – obwohl man jährlich 20 Millionen € hineinbuttert in die Werbung, und das seit 20 Jahren! – verbinden, welche Assoziationen sie mit dem AMA-Gütesiegel haben.

Was sagen die Österreicher? – Kontrollierte Qualität aus Österreich? Das sagen noch 65 Prozent. Aber Ware aus Österreich sagen nur mehr 30 Prozent. Und Frische: 3 Pro­zent. Das ist vernichtend angesichts dieses enormen Werbeaufwandes, den die AMA-Marketing seit Jahrzehnten mit Zwangsgeldern der Bauern betreibt – um zu solchen Ergebnissen zu kommen, die nicht von der AMA-Marketing selbst erforscht worden sind. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Pirklhuber.)

Ich komme zu noch einem Punkt, der mir in diesem Marketingbericht auch aufgefallen ist, das ist das Personal, das Personal der AMA-Marketing. Hier steht: 53 Angestellte. Jetzt wissen wir: 53 Angestellte, für die der Personalaufwand 2,8 Millionen € beträgt, mit den gesetzlichen Beiträgen 3,9 Millionen €. – Wir haben jetzt einmal zu rechnen be­gonnen.

Ein Landwirt in Österreich verdient laut Grünem Bericht durchschnittlich 23 600 €, An­gestellte verdienen laut Statistik Austria pro Jahr im Durchschnitt 41 000 €. Was die


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