Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll73. Sitzung, 20. Mai 2015 / Seite 292

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22.03.27

Abgeordnete Mag. Alev Korun (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! In den Neunzigerjahren habe ich in Wien Alsergrund – im 9. Bezirk – gewohnt. Und eines Tages flatterte mir in den Postkasten ein Flyer, ein Flugblatt der FPÖ Alserstadt, in dem sich die FPÖ Alserstadt furchtbar aufgeregt hat ... (Zwischenrufe bei der FPÖ. Ruf: Alsergrund!) – Alser­grund, Entschuldigung, danke für die Korrektur! Von der FPÖ Alsergrund ist ein Flugblatt gekommen, in dem sich die FPÖ Alsergrund furchtbar über die vielen Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache aufgeregt hat, mit der Behauptung, die könnten nicht einmal „Rechtsschreiben“. (Heiterkeit der Abg. Holzinger.)

Jetzt weiß ich schon, dass die FPÖ alles liebt, was rechts bis extrem rechts ist, nur auch die FPÖ hat nicht das Recht, unsere geliebte deutsche Sprache zu vergewaltigen (Zwischenrufe bei der FPÖ), zumal es Rechtschreiben heißt und nicht „Rechts­schreiben“. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Schieder: Die Linkshänder nicht aus­schließen!)

Und wie es mit der Deutschkompetenz von einigen Muttersprachlern und Mutter­sprachlerinnen unter der FPÖ ausschaut, dafür gibt es allein von heute zwei Beispiele: Im Entschließungsantrag, über den wir hier reden, kommt zum Beispiel der Satz vor: „Der oberösterreichische Landesschulratspräsident (...) hat ein ähnliche Empfehlung (...) ausgesprochen“; oder, um einfach den Abgeordneten Zanger von der FPÖ aus seiner heutigen Rede zu zitieren (Ruf: Jetzt wird es lustig!): Ich komme mir ziemlich makaber vor bei euch. (Heiterkeit bei Abgeordneten der SPÖ.)

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Sie sehen: Deutsch als Muttersprache zu haben, ist noch keine Gewähr dafür, dass man sich in seiner Muttersprache auch verständlich ausdrücken kann (Zwischenruf des Abg. Peter Wurm), geschweige denn, dass man – FPÖ aufgepasst! – rechtschreiben kann. Vorsicht!  – Nicht rechtsschrei­ben!

Mit diesem Antrag wollen Sie nichts anderes als ein Muttersprachenverbot in den Schulen einführen, wobei Sie ja selber sagen, dass die anerkannten Minderheiten­sprachen nicht verboten werden dürfen; das wissen Sie wenigstens. Das heißt, Kinder sollen in den österreichischen Schulen auch Tschechisch, Kroatisch, Romanes, Slowenisch oder Slowakisch sprechen dürfen. Englisch dürfen sie in manchen Schulen auch sprechen, weil das die Unterrichtssprache ist, zum Beispiel in der US-amerikanischen Schule oder an der Internationalen Schule. (Abg. Peter Wurm: Da gehen ja alle hin!) Französisch ist die Unterrichtssprache im Lycée oder im Sacre Coeur, das dürfen sie auch sprechen. (Abg. Peter Wurm: Lycée ist die Standardschule in Österreich!) Alle anderen Sprachen wollen Sie verbieten.

Wie gesagt: Auch seine Muttersprache kann man unzureichend sprechen oder schreiben, manche FPÖ-Abgeordnete und Mandatare sind der beste Beweis dafür. (Abg. Kickl: Das ist wichtig, das sich alle ... verstehen!)

Und wie hat eine tolle Kärntner und österreichische Schriftstellerin, Ingeborg Bach­mann, gesagt: „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.“ (Zwischenrufe bei der FPÖ.) In diesem Sinne: Hvala, spas, danke und teşekkür für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei den Grünen.)

22.07


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Hauser. – Bitte.

 


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