Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll73. Sitzung, 20. Mai 2015 / Seite 297

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Aber auch die ehrenamtliche Arbeit wird weltweit nahezu ausschließlich von Frauen erledigt. In Asien werden heute 80 Prozent der unbezahlten Arbeit von Frauen durch­geführt. Diese Dokumentationen zeigen aber auch, dass die größten Unterschiede bei der Gleichstellung in jenen Ländern vorzufinden sind, wo die Wirtschaft unterentwickelt und die Bevölkerung von großer Armut betroffen ist, wo vor allem Bildung und Aus­bildung fehlen, um eine entsprechende Wirtschaftsentwicklung zu ermöglichen. Genau in diesen Bereichen sind es wiederum die Frauen und Mädchen, die von Ungleichheit betroffen sind. Ihnen wird sehr oft – und wir wissen das – der Zugang zu Bildung nicht nur erschwert, sondern bewusst verwehrt.

Als Negativbeispiel für Ungleichheit – das wurde schon angesprochen – und der damit verbundenen Gewalt an Frauen und Mädchen wird vor allem immer wieder Indien in den Medien genannt – abgesehen davon, dass dort Mädchen vor allem in ländlichen Gebieten bereits in der Schwangerschaft abgetrieben werden und dann, wenn sie zur Welt kommen, getötet werden, weil sie Mädchen sind. Da kommt noch hinzu dass die einheimischen Männer dort nicht davor zurückschrecken, Frauen in der Öffentlichkeit zu vergewaltigen und umzubringen. Dies ist ein unbestreitbarer Ausdruck dafür, dass Frauen und Mädchen als wertlos angesehen werden. Es ist nicht im Entferntesten die Rede von Gleichstellung. Es ist einzig und allein Wertlosigkeit, die dort für die Frauen und Mädchen vorherrscht. Hinzu kommt, dass die Gewalt, die den Frauen angetan wird, von männlicher Seite verharmlost wird, wie dies ein indischer Minister einmal auch öffentlich in den Medien kundgetan hat.

Geschätzte Damen und Herren, wir können aber auch tagtäglich über die Medien mitverfolgen, dass Frauen vor allem in den Krisenregionen nicht nur Opfer kriege­rischer Auseinandersetzungen sind, sondern im Krieg auch als zivile Schutzschilder missbraucht werden, da diese Frauen ja sowieso wertlos sind. 80 Prozent der Flücht­linge – vor allem innerhalb des afrikanischen Raums – sind Frauen und Kinder. Vielfach sind Frauen aufgrund der körperlichen Unterlegenheit – das wissen wir, es ist hier bei uns auch nicht anders – auch der Willkür sexueller Gewalt schutzlos ausgelie­fert. In der Folge werden diese Frauen vielfach von ihren Familien und den Dorfge­mein­schaften verstoßen. Männer hingegen werden als Märtyrer und Helden gefeiert.

Auch wenn wir in Europa, in der westlichen Welt von derartigen Zuständen weit ent­fernt sind – Gott sei Dank –, braucht es intensive Bewusstseinsarbeit, die schon bei den Kindern beginnen muss, und braucht es Aufklärungsarbeit, damit Werte wie Gleichheit, Respekt, Wertschätzung und Anerkennung auch für Mädchen und Frauen nicht nur nachhaltig vermittelt werden, sondern letztlich vor der Gesellschaft und in der Gesellschaft gelebt werden müssen. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

Gerade diese Kampagne dient der Bewusstmachung der Wertschätzung, des Res­pekts gegenüber Frauen und Mädchen. HeForShe zielt nicht nur darauf ab, zahlreiche Projekte zur Förderung der Gleichstellung umzusetzen, sondern auch darauf, dass Mitgliedstaaten und lokale Regierungen enger zusammenarbeiten. Diese Kampagne kann aber nur erfolgreich sein, wenn sie starke Partner hat, und das heißt auch, wenn sich Männer zur Gleichstellung von Frauen und Mädchen bekennen.

Daher darf ich Sie heute schon ersuchen – morgen Vormittag ab 9 Uhr werden in der Säulenhalle die Unterschriftenlisten aufliegen –, dass Sie sich als Herren Abgeordnete dort auch eintragen und damit nicht nur mündlich, sondern auch mit Ihrer Unterschrift zu dieser Gleichheit von Frauen und Mädchen bekennen. – Herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

22.25


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste ist Frau Abgeordnete Aslan zu Wort ge­meldet. – Bitte.

 


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