Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll75. Sitzung / Seite 41

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Und was fällt einem dann auf? – Dass dann oft ein Kurzzeitgedächtnis einsetzt. Nach wenigen Wochen beziehungsweise Monaten, wenn die Schlagzeilen nicht mehr durch diese Katastrophe beherrscht werden, beginnt plötzlich wieder der alte Trott Einzug zu halten. Man ist dann vielleicht der Meinung: So tragisch ist das ja nicht, und die moder­ne Technik wird uns in Zukunft vor dem einen oder anderen schon bewahren.

Aber genau das ist ein trügerischer Schluss! Wenn wir diese zwei Katastrophen, Tscher­nobyl 1987 und Fukushima in Japan vor vier Jahren, wirklich beleuchten, dann müssen wir wissen, dass Hunderttausende Menschen unmittelbar zu Schaden gekommen sind, getötet wurden, schwerst verwundet wurden, dass sie nachhaltige gesundheitliche Schäden ertragen mussten und diese auch an die weiteren Generationen weitergege­ben wurden, dass ganze Landstriche entvölkert wurden, die Tier- und Pflanzenwelt nach­haltig geschädigt wurde, sich in Wirklichkeit tatsächlich eine wahre menschliche Kata­strophe und Tragödie ereignet hat.

Dieses Ausmaß, sehr geehrte Damen und Herren, sollten wir zum Anlass nehmen, um auch weiterhin in gebündelter Art und Weise, so wie es das österreichische Parlament schon mehrfach dokumentiert hat, gegen Nuklearkraftwerke aufzutreten. Etwas müs­sen wir dabei wissen: Auch auf dem europäischen Kontinent war man entsetzt und hat in vielen Ländern Umdenken versprochen.

Mittlerweile sind jedoch Maßnahmen gesetzt worden, die uns wiederum erschrecken, weil Atomkraftwerke neu gebaut werden und es Pläne gibt, die Nuklearkraft weiter auszubauen. So geschieht das etwa in Großbritannien mit Hinkley Point C: In diesem Zusammenhang hat Österreich einen sehr elementaren Schritt gesetzt, indem es eine Klage eingebracht hat. Das hat natürlich international großes Aufsehen mit sich gebracht. Aber wir als Parlament und die österreichische Bundesregierung stehen zu dieser Nichtigkeitsklage, und ich denke, wir müssen diese mit aller Konsequenz durch­tragen, das sind wir uns und unseren Kindern wirklich schuldig, denn es kann in der heutigen Zeit nicht die Antwort sein, auf die Fragen und Probleme der Energiepolitik nur mit Atompolitik zu reagieren.

Uns stehen momentan enorme alternative Energiequellen zur Verfügung, deren Tech­nik und Nutzung weiter voranschreiten. Im Hinblick darauf können wir sowohl in Öster­reich als auch auf dem europäischen Kontinent enorme Maßnahmen setzen und wirk­lich Visionen an den Tag legen, um die Energieversorgung in breiter Art und Weise alternativ und nachhaltig zu sichern. Atomenergie scheint nämlich nur momentan umweltfreundlich zu sein. Gegner können viele Aspekte anführen, warum das nicht so ist. Es braucht nur ein einziger Unfall zu passieren, und all das, was aufgewendet wur­de, ist für Jahrhunderte vernichtet.

Zweitens geht es auch um die Endlagerung. Wie wir wissen, haben auch unsere Nach­barländer bereits wieder Vorhaben eingebracht, um Endlagerstätten in unmittelbarer Nä­he Österreichs auszubauen. Auch dagegen müssen wir massiv auftreten!

Sehr geehrte Damen und Herren! EURATOM, ein Zusammenschluss der europäischen Staaten, um genau diese Fragen zu beleuchten, muss in Zukunft auch bereit sein, eine Neuorientierung vorzunehmen. EURATOM muss in Zukunft danach ausgerichtet sein, dass es bei der Atomforschung um die Sicherheitsaspekte geht, und nicht darum, den Ausbau voranzutreiben und eine nachhaltige Entwicklung von Atomanlagen zu errei­chen. Es muss ein Umdenken geben, damit die Sicherheitsaspekte in den Mittelpunkt gerückt werden. Daher wird auch unser Schwerpunkt ein Mitwirken in dieser Frage bei EURATOM sein. (Abg. Pirklhuber: Wir brauchen Geld für erneuerbare Energie!)

Sehr geehrte Damen und Herren! Österreich hat seine Chancen genutzt. Österreich hat vor einigen Jahrzehnten Nein zur Atompolitik gesagt, und daher müssen wir jetzt un­sere Kräfte nutzen, um auch andere damit anzustecken und ihnen die aktuellen Chan-


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite