Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll75. Sitzung / Seite 193

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wurde und wie viele davon Österreich wieder verlassen haben, dann ist das natürlich eine Grundlage für Spekulationen, eine Grundlage für vermehrte Kritik.

Ich darf aber Folgendes sagen: Wenn – so wie die Medien heute berichten – auch IS-Attentäter unter diesen Flüchtlingen sind, wenn der Attentäter, der angeblich mit drei Kollegen im Nationalmuseum in Tunis 22 Menschen getötet hat, in der Nähe von Mai­land aufgegriffen wurde, dann muss man auch das sehen, Frau Kollegin Korun, und kann das Ganze nicht nur von dieser fürchterlichen, menschlich tragischen Seite se­hen. (Beifall beim Team Stronach.)

Ich bin überzeugt davon, dass wir Tausende Schicksale gar nicht erfahren. Und des­halb bin ich etwas verwundert, muss ich sagen, dass du, Herr Kollege Vavrik, hier lo­cker vom „Schifferlversenken“ redest. Man müsste vielmehr – die ORF-Doku hat das klar gezeigt – vom „Leuteversenken“ sprechen.

Das, was diese kriminellen Schlepper machen, kann man nicht gutheißen. Sie lassen 300 Leute in ein Boot steigen, das nach 700 Metern sinkt. Dann werden sie zurückge­schickt, und dasselbe manövrierunfähige Boot wird wieder besetzt und wieder hinaus­geschickt. Es ist daher sicher besser, man versenkt die Karren dieser kriminellen Schlep­per, die wirklich ungeeignet sind für einen Menschentransport – wir reden hier von Men­schen –, sodass sie nicht Tausende Menschen auf das offene Meer hinausschicken, Menschen, die hoffen, irgendwo im Westen angetrieben zu werden.

Herr Kollege Steinhauser hat gesagt: Hurra, Österreich ist super! Wir öffnen die Türen, grenzenlos, alle dürfen kommen!, er spricht aber selbst von 500 Krisenherden. Da muss ich schon fragen: Wie kann das Österreich ertragen? – Nie und nimmer. Europa auch nicht.

Wir müssen versuchen – das ist der wesentliche Punkt; ich habe das gestern schon an­gesprochen –, Lösungsansätze in den Krisenregionen – wie gesagt, über 500 sind es – zu finden und dort die Probleme zu lösen. Dort gilt es anzusetzen. Wir müssen unsere konzern- und gewinnorientierte, die nach Geld gierende Politik hinterfragen und än­dern. Tausende von Hektar werden gekauft, Tausende von Hektar werden brandgero­det, na was werden die armen Leute dort machen? – Das sind die wahren Probleme, die wir haben.

Ich zitiere ein weiteres Mal Petra Ramsauer mit ihrem Buch „So wird Hunger gemacht“ mit den Cash Crops aus Äthiopien. Man liefert dorthin, anstatt der dortigen Bevölke­rung Saatgut zu liefern, dass sie sich selbst ernähren kann, selbst etwas anbauen kann, Rosensamen, Samen für Cash Crops. Ich erinnere an all die Umstände und Maßnah­men vor Ort, durch die man die Leute zu Wirtschaftsflüchtlingen macht. Das zeigt uns ja auch die Tatsache, dass von 320 Bootsbesatzungsleuten 290 männlich sind; da wis­sen wir, was wirklich los ist.

Diese Menschen kommen oft im guten Glauben als Testperson und wollen später ihre Familienmitglieder nachholen, aber das ist ein Irrglaube. Es werden ihnen bis zu 5 000 US-Dollar pro Person abgenommen, damit kriminelle Schlepper gutes Geld ver­dienen. Und das gehört abgestellt! (Beifall beim Team Stronach.)

Ich möchte hier nicht all die Doku-Filme erwähnen, etwa „We feed the World“, „Unser täglich Brot“. Es gibt diese Dokumentationen, deren Inhalt nachvollziehbar ist und die zeigen, was wir mit unserer westlich orientierten, mit unserer konzern- und gewinn­orientierten Wirtschaft verursachen. (Präsident Hofer gibt das Glockenzeichen.)

Frau Präsidentin, ich komme schon zum Ende (Heiterkeit – Abg. Auer: Leo, Herr Prä­sident!) und darf mit einem positiven Beispiel schließen. – Entschuldigung. Eindeutig: Herr Präsident!

 


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