Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll75. Sitzung / Seite 219

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Beispiel die Ministerin Schmied!), und dann gibt es eine Diskussion, und das regt an. Und Minister ohne Macht – die Kritik würde ich mir dann von Ihnen anhören, wenn Sie sagen: Wozu sind Sie Minister, wenn Sie keine Instrumentarien und keine Möglichkei­ten haben?! – Also dieses Argument ist ein bisschen seltsam, aber darauf will ich mich jetzt gar nicht allzu sehr konzentrieren.

Ich habe einfach Lust, nach diesen ersten Diskussionen hier auch ein bisschen etwas inhaltlich beizutragen. Wir werden irgendwann einmal Ergebnisse von der Arbeitsgrup­pe zum Haus der Geschichte haben. Und wie wir wissen, ist das seit 1945 ein Thema – Karl Renner, Theodor Körner –, es ist die lange, lange Geschichte einer Diskussion, die sich damit befasst und bei der viele Dinge angesprochen wurden.

Wir können uns dann auch hier – und nicht nur hier– über die Frage der kulturellen Identität unterhalten: Österreich als Kulturnation oder Großkulturnation – oder nicht. Wir können über folgende Fragen reden: Wie möchte man die Geschichte aufarbeiten? Soll und kann es in der Folge auch Forschungsprojekte der Zeithistoriker geben? Soll das eine abgeschlossene historische Erzählung sein, wie das der leider jüngst ver­storbene Siegfried Mattl einmal kritisiert und gefragt hat, ob das überhaupt in ein Haus gepresst werden kann oder ob das weit über das Haus hinaus wirken soll? Wir werden sehen, welches Konzept es geben wird, ob dabei das Internet eine spezielle Rolle spie­len soll, ob das über das Haus hinaus in einzelnen Bereichen, in „Zweigstellen“ – unter Anführungszeichen dargestellt werden soll und was eigentlich dann Teil der inhaltli­chen Aufarbeitung sein soll.

Ich habe vor Kurzem die Ausstellung „Wiener Kongress 1814/15“ im Belvedere be­sucht: Das ist eine rührige Ausstellung, viele Gegenstände wurden in den einzelnen Räumen gesammelt, wahrscheinlich war auch nicht viel Geld zur Verfügung, aber es ist ein, wie soll ich sagen, sehr konservativer Zugang, wie man sich damit auseinan­dersetzt. Klar werden Bilder von Talleyrand und von Metternich und so weiter gezeigt, und wer die Zeit mag oder sich damit konfrontieren will, der ist sicherlich zufrieden. Die Frage ist aber, ob man nicht weit darüber hinausgehen soll, ob da nicht Diskussionen angeregt werden sollen. Die Geschichte Österreichs gibt sehr viel her, worüber man sich, glaube ich, sehr kontroversiell auseinandersetzen könnte. Ich nehme an, es wird in dem Konzept auch dieser Vielfalt Rechnung getragen werden, das wird sicher auch als Prozess verstanden werden, wo man die Möglichkeit hat, sich dann nicht in der üb­lichen Aufarbeitungsphilosophie, sondern in einem offenen Prozess damit auseinan­derzusetzen. Da werden wir uns natürlich kaufmännisch und organisationspolitisch ori­entieren.

Also, Sie haben jetzt Wahlkampf, Frau Kollegin Meinl-Reisinger, ich weiß schon, Sie wollen jetzt mit Zahlen hantieren und herumwerfen. (Abg. Meinl-Reisinger: Nein! Ich verstehe !) Sie haben jetzt keine Lust zu inhaltlichen Debatten. Aber ich habe mir Ihre Unterlagen angesehen, Dutzende Leute haben da ihr Hirnschmalz investiert. Le­sen Sie einmal Ihre eigenen Broschüren durch, auch zu diesem Bereich! Das kann durchaus für die Diskussion einen Sinn ergeben. Schauen Sie nicht so frustriert! (Hei­terkeit bei Abgeordneten von SPÖ und ÖVP. – Abg. Meinl-Reisinger: Was meinen Sie?)

Ich habe es gelesen, Sie nicht. Also ich glaube, das ist jetzt einfach der Unterschied. (Abg. Meinl-Reisinger: Weisen Sie inhaltlich !) Das hat mich auch inspiriert  (Abg. Fekter: Josef, sei ein bisserl charmanter!) – Nein, da bin ich jetzt einmal nicht char­mant! Wir haben in Wien gerade Landtagswahlkampf, und da müssen wir, glaube ich, zum Kern der Auseinandersetzung kommen.

Da meine ich, das gibt einiges her, mit dem wir uns auseinandersetzen können. (Neu­erlicher Zwischenruf der Abg. Fekter.) – Wollen wir uns (in Richtung der Abg. Fekter) auch kontroversiell auseinandersetzen? Ich bin jetzt gerade in der Richtung (in Rich-


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