Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll86. Sitzung / Seite 60

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die in Wirklichkeit die Totengräber sind! Das muss man auch hier im österreichischen Parlament einmal in aller Deutlichkeit sagen! (Beifall und Bravorufe bei der SPÖ sowie Beifall bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Hübner: Der Cameron ist also schuld an der Griechenland-Krise!)

11.32


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster gelangt Herr Klubobmann Dr. Strolz zu Wort. – Bitte.

 


11.32.09

Abgeordneter Mag. Dr. Matthias Strolz (NEOS): Herr Präsident! Geschätzte Regie­rungsmitglieder! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Liebe Bürgerinnen und Bürger vor den Bildschirmen und auf der Galerie! Wir diskutieren hier zu Griechenland, und ja, vielfach angesprochen: Es geht hier weniger um Griechenland, sondern es geht in die­sen Tagen um Europa! Und das müssen wir verstehen.

Das ist ganz zentral! Ich weigere mich, zu akzeptieren, dass wir dieses europäische Einigungsprojekt aufgrund eines Falles wie Griechenland zu Grabe tragen wollen. Das halte ich für absurd! Griechenland repräsentiert 1,2 Prozent der Wirtschaftsleistung der Europäischen Union. Wenn wir diese Griechenland-Krise nicht auf die Reihe krie­gen, dann haben wir keine Chance, irgendetwas auf diesem europäischen Kontinent auf die Reihe zu bekommen. (Beifall bei NEOS und Grünen.)

Und das an die Adresse der FPÖ: Jetzt solche Krisen zu nutzen, um zu sagen: Ja, bauen wir einen sechs Meter hohen Zaun rund um Österreich, führen wir den Schilling ein, und alles wird gut!, das ist absurd. (Abg. Belakowitsch-Jenewein: Wer hat das gesagt?)

Wenn wir nicht gemeinsam marschieren, wenn wir in Europa ... (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich komme noch dazu, dass hier von Rot und Schwarz ein eklatantes Managementversagen betrieben wurde – auf österreichischer Ebene, auf europäischer Ebene –, aber vorneweg zu Ihrer Haltung, die da heißt: Österreich als Insel der Seli­gen, einen Zaun rundherum, und alles bleibt gut! – Das ist absurd!

Entweder organisieren wir ein gemeinsames Europa, oder es werden alle diese Länder gemeinsam absteigen. Dann werden Ihre Enkel (in Richtung FPÖ) Au-pair sein in In­dien, aber nicht, weil es für eine Auslandserfahrung lustig ist, sondern weil sie keine andere Chance haben. (Beifall bei den NEOS. – Zwischenruf des Abg. Deimek.)

Die Frauen werden in China die Altenpflege machen, und die Männer werden in den Arabischen Emiraten in den Baugruben stehen. Das ist Europa in zwei Generationen, wenn wir nicht gemeinsam marschieren! (Abg. Höbart: Das ist ein Unsinn!)

Das ist kein Unsinn! Der Abstieg geht schnell. Schauen Sie in die Geschichte! Noch vor hundert Jahren sind die Kinder aus dem Tal, wo ich aufgewachsen bin, auf die Kindermärkte in Süddeutschland gegangen, weil eben bei uns kein Wohlstand und kei­ne Wirtschaftskraft vorhanden waren. Vor hundert Jahren sind die Kinder noch auf den Kindermarkt gegangen.

Vor 70 Jahren ist in Wien jeder fünfte Säugling verstorben – vor 70 Jahren! –, weil wir nach dem Zweiten Weltkrieg eine Hungersnot hatten. 70 Jahre! So schnell kann es ge­hen. Wissen Sie, wo Griechenland damals in der Entwicklung war? Ich komme damit natürlich zu den nationalen Regierungen. Griechenland war Anfang der neunziger Jah­re hinsichtlich Staatsverschuldung besser unterwegs als Österreich heute. So schnell kann es gehen! In zweieinhalb Jahrzehnten kann sich das Blatt wenden, wenn man Managementversagen auf breiter Front zulässt. (Zwischenruf des Abg. Deimek.)

Noch einmal: Entweder Europa marschiert gemeinsam oder Europa wird nicht vorkom­men!, und zwar werden das meine Kinder und meine Enkelkinder erleben. Europa wird


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