Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll86. Sitzung / Seite 92

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men haben – das passt nicht mehr ins 21. Jahrhundert. Tut mir leid! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Frau Ministerin, wir haben heute mehrere Gesetze zu ändern, ein Sammelsurium. Es sind zum Teil Regeln – ich sage, die Zeiten ändern sich, die Politik muss reagieren –, die einfach überholt waren, Reformen, die notwendig sind, weil wir Strukturen haben, Benennungen haben, die überholt sind; dazu gehört natürlich vor allem die Sonder­schule, dazu gehört auch die Tourismusschule. Das ist okay, das muss sein.

Was weniger okay ist und wo wir große Probleme haben, sind aber Reparaturen bei Gesetzen, die wir vor zwei Jahren in diesem Haus beschlossen haben. Wir Grüne ha­ben Sie – Ihre Vorgängerin – und die Regierungsparteien damals gewarnt, beispiels­weise bei diesem Schulpflichtgesetz. Dieses Gesetz sieht eine derartige bürokratische Abfolge an Sanktionen gegen Schulschwänzerinnen und Schulschwänzer vor, fünf Stu­fen sind da vorgesehen: Gespräch mit dem Direktor; Einbindung von Schulpsycholo­ginnen und Schulpsychologen; Schulsozialarbeiter müssen kontaktiert werden (Zwi­schenruf des Abg. Lugar); es müssen da irgendwie Protokolle verfasst werden; über diese Protokolle muss wieder diskutiert werden, und, und, und.

Also das ist ein Procedere, da sind wir schon längst in den großen Ferien, bis Schü­lerinnen und Schüler, die im November geschwänzt haben, in irgendeiner Form sank­tioniert sind. Dass wir das reparieren müssen, das ist bitte hausgemacht. Ich glaube, dass wir hier heute sagen: Ja, lassen wir die Lehrerinnen und Lehrer, die Direktorinnen und Direktoren an den Schulen entscheiden, wie man da vorgehen muss!, das ist über­fällig und das können wir hier nur unterstützen. Ich sage noch einmal dazu: In den skandinavischen Ländern – von den Blauen heftig bekämpft – gibt es ein Verhältnis von einer Schulpsychologin, einem Schulpsychologen zu 800 Schülerinnen und Schü­lern; in Österreich ist das Verhältnis eins zu 8 200. – Da müssen wir ansetzen, da ha­ben wir enorm viel Reformbedarf.

Über weitere Reformen wird Kollegin Jarmer noch sprechen, sie wird auch einen ent­sprechenden Antrag einbringen. Ich darf nur eines vorwegnehmen: die Umbenennung der „Sonderschulen für schwerstbehinderte Kinder“ in „Sonderschulen für Kinder mit er­höhtem Förderbedarf“.

Das ist für uns ein ganz zentrales Thema, deshalb wird sich Kollegin Jarmer aus­schließlich dem widmen; ich sage Ihnen nur: Die Reaktion der Betroffenen ist eindeu­tig.

Der Unabhängige Monitoringausschuss schreibt: Diese Reform „bleibt in kleinen Schrit­ten hängen“. BIZEPS, eine ganz wichtige Organisation, die sich für Kinder mit Defiziten einsetzt, spricht von „Pseudo-Aktivitäten“. Die Arbeiterkammer sagt, „dringlicher erscheint die Umsetzung wichtiger Inklusionsmaßnahmen“. Die Österreichische Arbeitsgemein­schaft für Rehabilitation schreibt, dass „die Änderung einer Bezeichnung für die Son­derschule allein nichts an dem Stigma für Menschen mit Behinderungen und deren Aus­sonderung und Benachteiligung zu verändern vermag“.

Da müssen wir ansetzen. Wir haben die entsprechenden Hinweise seitens der UNO, seitens internationaler Organisationen schon bekommen. Bitte, schauen Sie sich das an! Nehmen Sie künftig grüne Einwände ernster, dann ersparen Sie sich solche Repa­raturgesetze! (Beifall bei den Grünen.)

13.25


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich Frau Bundesministerin Heinisch-Hosek zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


13.25.39

Bundesministerin für Bildung und Frauen Gabriele Heinisch-Hosek: Bevor ich kurz auf die Gesetzesänderungen eingehe – es sind ja schon viele Redebeiträge, konstruk-


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