Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll86. Sitzung / Seite 91

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Dann werden die Grünen aus einem deutschen Bundesland zitiert: „Wir Grünen wollen Schulen nach finnischem Vorbild schaffen.“

Und jetzt? – „Lernerfolg schwindet wundersamerweise“; innerhalb von zehn Jahren ei­ne Jahresstufe.

„In keinem Land gehen Schüler so ungern zur Schule“

Zur Autonomie: Was sagt Schweden, wo die Autonomie ja eingeführt wurde, mittler­weile dazu? – Bei allen positiven Ansätzen, die die Autonomie hat – und jetzt wende ich mich an den Kollegen Strolz, weil er auch ein Fürkämpfer ist –, aber:

„Seither müssen schwedische Schulen um Schüler aktiv werben. Die Folge war, dass ein Run auf gute Schulen einsetzte und schlechte noch schlechter dastanden. Zudem fand eine starke soziale Segregation statt. Die Leistung der Schweden wurde gleich­zeitig mitnichten besser, weil viele Schulen damit für sich warben, besonders viele gute Noten und Abschlüsse zu vergeben. Dies drückte zwangsläufig das Niveau nach un­ten.“

Das ist mit Sicherheit nicht die Autonomie, die wir wollen, die wir uns vorstellen. (Zwi­schenruf der Abg. Gusenbauer-Jäger.) – Sie haben Ihre Vorbilder in Finnland, in Schwe­den, die Sie reinbringen wollen, aber ich sage Ihnen eines: Immer dann, wenn aufs Aus­land, auf die Erfahrungen geschielt wurde, dann wurde es in Österreich gut gedacht und – vor allem unter den SPÖ-Bundesministerinnen der letzten Jahre – schlecht ge­macht. (Beifall bei der FPÖ.)

13.19


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Walser. – Bitte.

 


13.20.01

Abgeordneter Dr. Harald Walser (Grüne): Herr Präsident! Frau Ministerin! Hohes Haus! Herr Kollege Rosenkranz, bei Ihnen kann man sicher sein, dass Sie zielgerichtet die falschen bildungspolitischen Themen aufgreifen und hier mit einer gekünstelten Aufge­regtheit Unsinn von sich geben (Abg. Mayer: Blanker Unsinn!), von wegen frühe Sexu­alisierung von Kindern. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Bitte, die Zeiten sind vorbei, in denen Erwachsene keine Ahnung von Verhütung hat­ten, keine Ahnung davon, was im Körper vorgeht. Zum Glück leben wir in anderen Zei­ten (Zwischenrufe der Abgeordneten Mölzer und Peter Wurm), zum Glück sind wir heute in der Lage, in unseren Schulen vernünftig mit Kindern über Sexualität zu reden (Zwischenrufe der Abgeordneten Rädler, Peter Wurm und Deimek), ihnen zu helfen, wenn sie Fragen haben, Probleme zu diskutieren. Das ist die Aufgabe der Schule, und natürlich nimmt niemand den Eltern diese Aufgabe ab. (Abg. Deimek: Aber er hat eigentlich recht, besonders bei den Grünen ist das wichtig!) Das ist doch absoluter Unsinn, sondern Schule hat die Aufgabe, unterstützend einzugreifen. (Zwischenruf des Abg. Peter Wurm.)

Den PISA-Artikel haben Sie leider auch nicht sinnerfassend gelesen, denn in diesem „Welt“-Artikel über PISA wird überhaupt nicht bezweifelt, dass die PISA-Ergebnisse gut sind. Es wird über die Methoden, wie man zu diesen Ergebnissen kommt, diskutiert – darüber müsste man reden –, und da will niemand eins zu eins ein Schulsystem aus skandinavischen Ländern übernehmen. Es will auch niemand das Schulsystem aus Hongkong oder aus Singapur übernehmen (Abg. Walter Rosenkranz: „Wir Grünen wollen Schulen nach finnischem Vorbild schaffen“, Zitat!), sondern wir wollen ein Schul­system, das auf unseren Traditionen aufbaut, aber mehr Gerechtigkeit bietet als die­ses. Ihr blaues altnationales (Abg. Höbart: Altnational!) Elitenprogramm, das Sie ver­treten wollen, Ihre These betreffend Schule, die Sie aus dem 19. Jahrhundert übernom-


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