Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 58

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9.49.41

Abgeordneter Dr. Harald Walser (Grüne): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Hohes Haus! Ja, Frau Ministerin, Sie wollten konstruktiv-kritische Beiträge der Opposition – das können Sie haben! (Zwischenruf des Abg. Hübner.) Was wir gehört haben, be­schreibt in der Tat eine heile Bildungswelt, die mit der Realität, mit der Schülerinnen und Schüler, die Eltern, vor allem aber auch die Lehrerinnen und Lehrer konfrontiert sind, leider nicht übereinstimmt.

Wir haben hier gehört, was alles besser geworden ist, und ich spreche Ihnen das Be­mühen, in bestimmten Bereichen positive Reformen zuwege zu bringen, nicht ab. Das Wesentliche aber – und daran wird diese Regierung gemessen werden – werden wir am 17. November hören; dann werden die Ergebnisse der Bildungsreformkommission präsentiert. (Ruf bei der FPÖ: Mutige Ergebnisse!)

Das, was da so durchsickert, ist nicht das, was wir uns erhofft haben und was zu gro­ßer Hoffnung Anlass gibt, Frau Ministerin, vor allem auch, wenn wir die heile Bildungs­welt mit dem konfrontieren, was sich tagtäglich abspielt. Gestern und heute habe ich Nachrichten von empörten Lehrerinnen und Lehrern bekommen – in diesem Fall vor allem aus Oberösterreich und aus Tirol –, dass an technischen Schulen Werteinheiten gestrichen werden. Für diejenigen, die nicht wissen, was das ist: Jede Stunde wird be­wertet, also das Streichen von Werteinheiten bedeutet das Streichen von Stunden, und – auch das wird eine Aufgabe der Regierung sein, und auch daran werden Sie ge­messen werden – auch da brauchen wir nicht weniger, da brauchen wir mehr Geld. Da ist nicht nur die Frau Unterrichtsministerin gefordert, sondern da ist die gesamte Re­gierung gefordert, insbesondere auch der Herr Finanzminister. Wir müssen diese Bil­dungsreform anpacken, und wir müssen uns auch dazu bekennen, dass das Geld braucht.

Jetzt höre ich, Kindergärten sind Bildungseinrichtungen, jetzt höre ich, wir müssen die­se Übergänge machen. – Frau Ministerin, wir haben vor einem Jahr unseren Vorschlag der flexiblen Schuleingangsphase vorgebracht. Er wurde im Unterrichtsausschuss lei­der nicht mehrheitlich begrüßt, hat aber immerhin Eingang in das Programm der SPÖ am Themenparteitag gefunden – dazu gratuliere ich. Wir sind froh, wenn konstruktive grüne Vorschläge von der Sozialdemokratie aufgenommen werden. Es ginge aber da­rum, das auch umzusetzen. Wir müssen Kindern in dieser Phase mehr Zeit lassen.

Was Kollege Mayer aufgezeigt hat, ist natürlich richtig. Klar, Kinder kommen mit sehr, sehr unterschiedlichen Voraussetzungen an die Volksschulen. Wir müssen ihnen für diese Entwicklung Zeit lassen und dürfen nicht Modelle entwickeln, nach denen wir sie gar noch aussondern; Kollege Rosenkranz würde ja am liebsten schon den Einstieg in die Volksschule irgendwie durch Prüfungen und so weiter regeln. (Abg. Walter Rosen­kranz: Sind Sie verrückt …?) – Nein, nein, nein; verrückt wird man, wenn man Ihre Vorschläge anhört und das, was Ihre Leute sagen. (Abg. Walter Rosenkranz: Woher nehmen Sie das? Woher nehmen Sie diese Frechheit? Woher nehmen Sie diese Un­terstellung? Zeigen Sie mir ein Zitat dazu! Das ist unfassbar!) Sie wissen ja, dass die Volksschule eine Gesamtschule ist, Herr Kollege. (Zwischenrufe der Abg. Königsber­ger-Ludwig und bei der FPÖ.) – Nicht so aufgeregt, es nützt jetzt nichts, wenn Sie hier schreien! Ihre Sprecher haben ja anschließend die Möglichkeit, die Dinge so klarzustel­len, wie Sie das wollen.

Frau Ministerin, ein anderer Vorschlag: das Modell FörMig, das Hamburger Modell zur Sprachförderung; auch das haben wir im Unterrichtsausschuss eingebracht. Sie waren in Hamburg, Sie haben sich das angeschaut, Sie haben das für gut befunden. Es wäre übrigens nicht notwendig gewesen, nach Hamburg zu fahren, denn eine der wesent­lichen Protagonistinnen dieses Modells ist in Wien, Professor İnci Dirim. Sie steht für entsprechende Auskünfte zur Verfügung, und sie steht zur Verfügung, um dieses Mo­dell der Sprachförderung hier bei uns auch wirklich umzusetzen.

 


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