Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll93. Sitzung / Seite 82

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Abgeordneter Georg Willi (fortsetzend): Herr Präsident, danke für Ihre Nachsicht, aber ich habe diesen Brückenbau gebraucht, und jetzt bin ich beim Thema der An­frage: Es geht um den Fluglärm über Wien.

Dieser ist belastend, so wie die Rede von Abgeordnetem Kickl heute. Und Lärm  das hat ein mit mir befreundeter Arzt sehr gut beschrieben – ist wie eine Revier-Verletzung beim Tier. Ein Tier reagiert auf eine Revier-Verletzung mit Aggression und verteidigt dieses Revier.

Gegen Fluglärm oder Verkehrslärm können wir uns nicht wehren. Wir können nicht aggressiv gegen dieses Flugzeug auftreten, das da oben laut über unseren Köpfen fliegt, und aus der Aggression wird Depression. Menschen, die lärmbelastet sind, wer­den krank: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hoher Blutdruck, all das sind Ausflüsse von Lärmbelastung, im Besonderen von Fluglärmbelastung.

Wien wäre ja ein Flugbeschränkungsgebiet mit der Bezeichnung L OR 15, und Sinn dieses Flugbeschränkungsgebietes ist Lärmschutz für die Stadt Wien. Aber genau das Gegenteil ist der Fall: Immer mehr Flugzeuge fliegen über dicht besiedeltes Gebiet den Flughafen Wien-Schwechat an. Dabei müsste das nicht sein.

Es gibt besonders lärmbelastete Gebiete wie Favoriten, wie vor allem Liesing, Hietzing und andere Stadtteile, und die Menschen regen sich darüber auf. Sie schicken uns Mails und berichten uns, wie sehr sie unter diesem Lärm leiden. Ich selbst kenne Fluglärm, ich wohne in der Einflugschneise des Flughafens Innsbruck, aber wir haben halt 44 000 Flugbewegungen pro Jahr, der Flughafen Wien-Schwechat hat 231 000, also ein Vielfaches.

Es wäre Ihre Aufgabe, Herr Minister, dafür zu sorgen, dass der Flugverkehr so lärm­schonend abgewickelt wird wie nur irgend möglich. Ich zitiere dazu den § 120a Luft-fahrtgesetz:

„Die Austro Control GmbH hat die zur sicheren, geordneten und flüssigen Abwicklung des Flugverkehrs erforderlichen An- und Abflugverfahren und Verfahren für den Streckenflug festzulegen. Es ist dabei auf die Abwehr von den der Allgemeinheit aus dem Luftverkehr drohenden Gefahren, wie insbesondere auf eine möglichst geringe Immissionsbelastung, Bedacht zu nehmen.“

Und genau das macht die Ihnen vorgelagerte Behörde, die Austro Control, nicht. Sie macht es nicht, weil sie alles tut, damit der Flugverkehr möglichst billig und einfach betrieben werden kann.

In Ihrer Anfragebeantwortung gehen Sie auf ein Verfahren ein, das wir gerne hätten, das gekurvte Anflugverfahren, Curved Approach in der Fachsprache. Und genau zu diesem gekurvten Anflug schreiben Sie, Sie können diese Frage aus heutiger Sicht nicht beantworten, das sei alles sehr schwierig.

Es gibt einen Flughafen auf der Welt, der riesengroß ist, den praktisch jeder kennt, den John F. Kennedy International Airport in New York. Da gibt es praktisch nur Curved Approach. – Es geht also! Wenn man will, geht es, meine Damen und Herren. Und das, was in New York jeden Tag tausendfach geht, werden wir wohl in Wien auch zusammenbringen! Da sind Argumente, das sei technisch schwierig und die Fluglinien seien dafür noch nicht ausgerüstet, faule Ausreden, Herr Minister.

Ich erwarte mir von Ihnen, dass das Versprechen des früheren Chefs der Austro Control eingelöst wird. Dieser hat für 2007, also für vor acht Jahren bereits, versprochen, dass es diesen Curved Approach für Wien geben soll und geben wird. Dabei geht es darum, dass Wien umflogen wird, möglichst wenige Menschen vom Fluglärm betroffen sind und dann das Flugzeug in einer Kurve den Flughafen anfliegt.

 


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