Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll94. Sitzung / Seite 25

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Aber ich glaube, dass das kein konstruktiver Beitrag zu einer Bildungsdiskussion ist. Nein, echt jetzt! (Beifall bei den Grünen.)

Autonomie ist also mit Sicherheit eines der Schlüsselthemen in dieser Reformkommis­sion. Wir unterstützen das. Vor Ort weiß man mit Sicherheit am besten, was für wen gebraucht wird: Unterrichtsmethoden, Lehrmittel, Schwerpunkte, Leistungsbeurteilung, Tageseinteilung, auch mehr Mitsprache der Kinder, der Jugendlichen, auch Team­teaching ist selbstverständlich etwas, das man ermöglichen sollte, Stärken stärken, Förderstunden, Freigegenstände, freiwillige Übungen, sehr viel mehr in der Schule er­ledigen, nicht Leistungserfordernisse an Eltern delegieren, die damit auch teilweise über­fordert sind, und selbstverständlich auch Gesundheit fördern, von der gesunden Jause bis zum gesunden Mittagessen, und selbstverständlich auch die täglichen Bewegungs­einheiten, die man sehr leicht in jede Unterrichtsstunde einbauen kann, wenn die Räum­lichkeiten einfach passen. Da wäre sehr viel mehr möglich, das können, denke ich, alle unterschreiben.

Der letzte Punkt, der, glaube ich, unumgänglich ist und ohne den diese Reform nicht auskommen kann, ist: Parteibuch und Proporz raus aus den Schulen! Es ist völlig un­verständlich, warum die Besetzung der LandesschulratsdirektorInnen nach wie vor nach Parteienproporz erfolgt und warum da mitgeredet wird. Das soll sehr viel transpa­renter erfolgen, in einer Schulpartnerschaft, und ich glaube, es gibt kein vernünftiges Ar­gument dafür – weder von Rot noch von Schwarz –, diese Parteibuchwirtschaft, diesen Proporz aufrechtzuerhalten. Das wäre mit Sicherheit einer unserer Knackpunkte für ei­ne Schulreform. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Strolz.)

Frau Bildungsministerin, ich habe es anfangs gesagt: Wir sind in Sorge! Wir erleben das schon lange – auch ich persönlich, aber jene, die sich mit dem Thema Bildungsre­form beschäftigen, erleben das mittlerweile schon über zwei, drei Jahrzehnte –, und die Schlüsselbotschaft, die wir Ihnen heute mitgeben wollen, ist: Jeder verlorene Monat, jedes verlorene Jahr kostet einfach Tausenden Kindern ihre Bildungszukunft. Deswe­gen dürfen solche bürokratischen Ausreden wie jene, wer jetzt welche Kompetenz hat und wer welchen Landeshauptmann beleidigt, weil er ihm irgendwelche Verwaltungs­tätigkeiten wegnimmt – insbesondere bei der Lehrerinnen- und Lehrerverwaltung –, ein­fach kein Argument mehr dafür sein, dass wesentliche Reformvorhaben nicht umge­setzt werden.

Österreich hinkt da wirklich hinterher. Bildung ist der Schlüssel, nicht nur für gesell­schaftlichen Zusammenhalt, sondern auch für die persönliche Entwicklung jedes Men­schen, für die persönliche Stärke, für das Selbstbewusstsein, natürlich für den Arbeits­markt, und es darf nicht sein, dass an so vielen Kindern – unter Anführungszeichen – „ein Schaden angerichtet“ wird, dass sie de facto bildungsfernst von der Schule einfach auf die Straße gesetzt werden. Das ist, glaube ich, auch einzigartig, dass bei uns die Schulpflicht de facto durch Absitzen abgeschlossen wird und nicht durch eine Garantie, dass jedes Kind Schreiben, Lesen und Rechnen kann oder dass zumindest dann, wenn es nicht geklappt hat, der Staat die Verantwortung übernimmt, diesen Kindern danach Bildungsabschlüsse zu ermöglichen.

Das ist wirklich eine der Schlüsselfragen, und wir möchten nicht zusehen, wie weitere Monate und Jahre im Parteienstreit und im Hickhack zwischen Bund und Ländern ver­geudet werden – dies auf dem Rücken genau dieser Kinder! (Beifall bei den Grünen so­wie des Abg. Strolz.)

12.22


Präsidentin Doris Bures: Zur Beantwortung der Anfrage hat sich Frau Bundesminis­terin Heinisch-Hosek zu Wort gemeldet. Frau Bundesministerin, Ihre Redezeit soll 20 Mi­nuten nicht überschreiten. – Bitte.

 


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