Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll94. Sitzung / Seite 70

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nauer hin! In den Sonderschulen sind 27,5 Prozent der Schüler Kinder mit Migrations­hintergrund. Warum ist das so? – Das ist deshalb so, weil den Kindern zu wenig Deutschkenntnisse vermittelt werden und man den einfachen Weg geht: Man schiebt sie einfach in die Sonderschule ab. Oft werden hochbegabte Kinder in die Sonderschu­le abgeschoben.

Der zweite Faktor: Es gibt bereits Schulen, in denen es ein Fünferverbot gibt. (Abg. Steinhauser: In Privatschulen!) Da gibt die Direktorin die Devise aus, es darf keiner ein „Nicht genügend“ erhalten, damit man die Schüler so rasch wie möglich durch­bringt. Am Ende des Tages können sie weder lesen noch schreiben noch rechnen. Mei­ne geschätzten Damen und Herren, diese Kinder beraubt man jeglicher Zukunft.

Es gibt aber auch Schulen, in denen es sehr gut funktioniert. Ich nenne die Schule in St. Peter in Klagenfurt, die beispielgebend ist, weil sie einen hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund hat und diese Kinder in ihrer Muttersprache unterrichtet wer­den. Sie haben zwei oder drei Stunden in der Woche, in denen sie in ihrer Mutterspra­che unterrichtet werden, weil – und jetzt hören Sie genau zu! – die Kinder in der zweiten und dritten Generation weder Deutsch noch ihre Muttersprache können, son­dern ein Mischmasch reden. Man besinnt sich wieder darauf und lehrt sie quasi ihre Muttersprache, damit die Sprachkompetenz erhöht wird und sie über diese Schiene auch die deutsche Sprache besser verstehen können.

Wenn man sich die Rahmenbedingungen dieser Schule in Klagenfurt ansieht: Sie sind eine Schande für das österreichische Schulsystem! In dieser Schule ist es nämlich so, dass es durch die Fenster zieht, dass die Decke halb herunterfällt, dass die Rollos ste­cken, dass die Sanitäranlagen derart desolat sind, dass Fäkalwasser regelmäßig die Gänge überflutet, weil kein Geld da ist. (Rufe bei SPÖ und Grünen: Wo denn? Wo? Wo ist die Schule?) Da sage ich Ihnen: Das dürfte es in Österreich nicht geben! (Abg. Walser: Wo ist die Schule? Fäkalwasser auf dem Gang?) – Das ist St. Peter, Kla­genfurt. (Abg. Walser: Das zeigen wir sofort an, wenn es der Wahrheit entspricht!) Da gibt es einen Zeitungsbericht darüber, in welchem die Direktorin genau diese Mängel aufzeigt. (Abg. Walser: Die Schule muss geschlossen werden! Sagen Sie, wo sie ist!)

Ich habe es gesagt – bitte zuhören! –: St. Peter, Klagenfurt, eine Neue Mittelschule, die Mittelschule NMS 6, wo mehr als 150 Schülerinnen und Schüler tagtäglich hineingehen (Abg. Walser: Und Fäkalwasser auf dem Gang ist?), Fäkalwasser regelmäßig auf dem Gang ist. (Abg. Walser: Regelmäßig?) – Das steht in diesem Zeitungsartikel.

Meine geschätzten Damen und Herren! Die Bildungsreform ist dringend notwendig, und ich würde mir wünschen, dass wirklich alle Betroffenen mit eingebunden werden, dass auch die Schülerunion als Vertretung der SchülerInnen mit dabei ist. Denn es sind immerhin 1,1 Millionen betroffene Schüler, die diese Bildungsreform ertragen müs­sen, die mit dem Ergebnis leben müssen.

In diesem Sinne wünsche ich mir, dass die Schule in Zukunft entpolitisiert wird, dass die Bildungsreform wirklich im Sinne der SchülerInnen, der Eltern und der Lehrer statt­findet, denn die Kinder sind die Zukunft unseres Staates. Und wenn wir auf diese Zu­kunft nicht schauen, dann hat die gesamte Gesellschaft keine Zukunft. (Beifall beim Team Stronach.)

14.31


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Mag. Jarmer zu Wort. – Bitte.

 


14.31.39

Abgeordnete Mag. Helene Jarmer (Grüne) (in Übersetzung durch eine Gebärden­sprachdolmetscherin): Sehr geehrter Herr Nationalratspräsident! Hohes Haus! Sehr ge­ehrte Frau Minister! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Liebe Zuschauer und Zuschaue-


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