Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll94. Sitzung / Seite 81

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Sie, Herr Kollege Walser, haben von Mut in Wien gesprochen. – Ja, dazu kann ich Sie nur ermuntern. Es ist Zeit, wie Julian Schmid gesagt hat, dass wir eine Veränderung in Wien haben, denn es darf nicht weiter sein, dass man in Wien keine Wahlfreiheit mehr hat, ob man in eine verschränkte Ganztagsschule oder in eine offene Volksschule geht. Es ist ganz wichtig, dass auch hier die Erziehungsberechtigten und die Lehrer die Mög­lichkeiten haben, mitzustimmen für eine verschränkte Ganztagsschule oder eine offene Ganztagsschule. (Abg. Walser: Das ist die Gesamtschule!) Wir sollten ihnen die Wahl­freiheit lassen und ihnen diese nicht nehmen, wie Sie es gerade in Wien tun, sodass an bestimmten Standorten nur mehr eine verschränkte Ganztagsschule ist, wobei die Eltern erst um 15.30 Uhr die Möglichkeit haben, ihre Kinder abzuholen, und ihren Kin­dern keine andere Freizeitmöglichkeit mehr zukommen lassen. (Abg. Matznetter: Nicht nur in Wien! Auf der ganzen Welt!) Das ist leider der falsche Weg, Herr Kollege Walser! (Beifall bei der ÖVP.)

Es ist ganz wichtig, dass wir den Kindern auch Freude am Lernen lassen. Sie lernen gerne gehen, sie lernen gerne reden, und sie lernen auch gerne lernen, und das ganz unterschiedlich. Nicht nur Wissensvermittlung steht an, es steht auch Sozialverhalten an. Es geht auch darum, dass die Menschen ihre ganze Persönlichkeit wirklich entwi­ckeln können. Und da geht es auch um musische Bildung, da geht es um handwerkli­che Fähigkeiten, um ganz, ganz viel, und das hat alles seine gleiche Wertigkeit.

Daher, Frau Kollegin Kuntzl, ist es nicht wichtig, dass wir Nachhilfe für alle anbieten, weil es nicht notwendig ist, dass alle in die gleiche Schule gehen, sondern es sollte jedem Kind die Schule zukommen können, die ihm gefällt und die nach seinen Nei­gungen auch für das Kind geeignet ist. (Zwischenruf der Abg. Kuntzl.) Ich denke, dass wir da ganz bewusst wirklich die Schule zum Kind kommen lassen sollten und nicht umgekehrt, das Kind immer in die Schule gehen lassen müssen, wobei es keine Wahl­möglichkeit hat.

Es liegt an den handelnden Personen in der Schule, ob Schule gelingt. Und daher hier von meiner Seite noch eine Bitte: Unterstützen Sie die Lehrerinnen und Lehrer! Die brauchen jetzt auch vonseiten der Politik jeden Support, gerade in Wien. Wir haben eine große Anzahl von Flüchtlingskindern, die brauchen auch Vorbereitungskurse in Deutsch. Die brauchen die Möglichkeit, dass, wenn sie in den Unterricht kommen, sie ihm auch folgen können. Hier können Sie von Rot-Grün in Wien einmal wahre Bei­spiele setzen, wo Sie den Menschen unmittelbar helfen können – den Flüchtlingen und den Kindern, die jetzt schon in der Klasse sind –, damit ihnen die Leistung gebührt, die sie sich verdienen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Walser: Wir tun das!)

15.09


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Mölzer. – Bitte.

 


15.09.13

Abgeordneter Wendelin Mölzer (FPÖ): Herr Präsident! Frau Minister! Frau Staatsse­kretärin! Hohes Haus! Was wir heute in dieser Bildungsdebatte wieder einmal sehen, ist, dass sie wie ein Ei dem anderen Ei gleicht, das in dieser bildungspolitischen Dis­kussion gelegt wird und immer mit den gleichen, sage ich einmal, Schlagwörtern ge­schmückt wird – mit Jahrhundertreform, Wohlfühloasen und dergleichen fort –, und dass da über eine schöne heile Welt bramarbasiert wird, die es da draußen in unseren Schulen geben soll. Die Realität, das wissen wir aber alle, schaut natürlich etwas an­ders aus und wird sich, das ist zu befürchten, mit dieser Bildungsreform, die da kom­men wird, auch nicht ändern.

Wir alle wissen, dass die Ankündigungen, dass es mehr Geld gibt, zwar schön und nett sind, dass aber im harten Schulalltag etwa Kleinschulen geschlossen werden, dass


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