Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll94. Sitzung / Seite 84

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lerinnen und Schüler zu unterstützen, damit sie einen ordentlichen Schulabschluss er­reichen. Die Realität schaut aber ganz anders aus. Wir haben heute schon gehört, es gibt sehr viele Jugendliche, die nach neun Pflichtschuljahren nicht ordentlich rechnen und lesen können, massive Defizite in Deutsch und Mathematik haben. Das kann es nicht sein, meine Damen und Herren!

Wir haben gehört, dass es immer mehr Schulabbrecher gibt. Wir haben immer mehr, die ihre Lehre abbrechen. Die Lehrpersonen werden mit der Bürokratie überhäuft, so­dass sie ihren ursprünglichen Aufgaben nicht mehr nachkommen. Und, meine sehr geehrten Damen und Herren, es gibt auch ein Streichkonzert in den Schulen – zum Beispiel in Salzburg –, und es heißt, der Sparkurs gilt nur heuer. Das glaubt niemand. Seit Schulbeginn wurden insgesamt 320 Stunden gestrichen, fielen Freifächer und ver­tiefter Sprach- und Musikunterricht an vielen Gymnasien weg. Wo gespart wird, heißt es, kann jede Schule selbst entscheiden – eine großartige Errungenschaft, meine Da­men und Herren.

Ich sage, das ist ein Kahlschlag für das gesamte Bildungssystem und stellt dieser Bun­desregierung ein schlechtes Zeugnis aus. – Herzlichen Dank. (Beifall beim Team Stro­nach.)

15.18


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Schmid. – Bitte.

 


15.18.04

Abgeordneter Gerhard Schmid (ohne Klubzugehörigkeit): Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Frau Minister! Staatssekretär und Staatssekretärin! Zur Bildung, zum Bildungs­notstand: Für mich ist die parteifreie Bildung die Grundlage für jede spätere Erwerbs­form – egal, ob als Arbeiter, Angestellter, Selbständiger oder im öffentlichen Dienst.

Die Bildung unserer Kinder außerhalb des Elternhauses beginnt zu einem gewissen Teil bereits im Kindergarten und zieht sich – der jeweiligen Eignung, aber auch dem je­weiligen Fleiß und Willen entsprechend – über die Pflichtschule bis hin zur Matura, Pflichtmatura oder Fachmatura oder bis hin zu einem möglichen Studienabschluss.

Diese österreichischen Bildungsstrukturen mit ihren verschiedenen, den Kindern ange­passten Bildungsmöglichkeiten genossen im Großen und Ganzen bisher überaus ho­hes Ansehen und damit auch Zustimmung in der Bevölkerung. Nunmehr fühlt sich un­sere Bundesregierung gezwungen – ganz dem Zuruf aus Brüssel folgend –, unser Bil­dungssystem dem sogenannten internationalen Standard anzupassen und in ein Ein­heitssystem zu verwandeln. Diese Anpassung bedeutet jedoch zunehmend den Rück­bau anerkannter Bildungssysteme, wie zum Beispiel des nach wie vor wichtigen Gym­nasiums.

Die Beherrschung unserer deutschen Muttersprache ist wichtigste Grundlage eines Bil­dungserfolgs in unserem Heimatland sowie Grundlage eines anzustrebenden Dienst­verhältnisses. Dies wird jedoch durch einen viel zu hohen Anteil der deutschen Spra­che nicht mächtiger Schüler erschwert. Durch diese grenzenlose Zunahme an nicht deutschsprachigen Schülern und Auszubildenden besteht die Notwendigkeit, Grund­kenntnisse in separat geführten Klassen und Vorschulen zu vermitteln. Dies hat nichts mit Ausländerfeindlichkeit zu tun, ist jedoch für den Bildungserfolg heimischer wie auch nicht deutschsprachiger Kinder und Jugendlicher dringend erforderlich.

Das Bildungsniveau beziehungsweise die Aussetzung der Teilnahme am PISA-Test sprechen eine deutliche Sprache. Der amtierenden Bundesregierung, insbesondere dem Bundesministerium ist hier Versagen vorzuwerfen. Bildungsdefizite bestehen in hohem Ausmaß gerade bei jenen Schülern, welche nach der Pflichtschule einen Lehrberuf an­streben. Seitens der Wirtschaftskammer wird mit Recht kritisiert, dass Hauptschulab-


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