Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 39

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Präsident Karlheinz Kopf: Herr Abgeordneter, ich konstatiere, dass sich zumindest ein Teil Ihrer Rede mit dem Tagesordnungspunkt beschäftigt hat; soweit ist das in Ordnung.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Töchterle. – Bitte.

 


11.21.41

Abgeordneter Dr. Karlheinz Töchterle (ÖVP): Herr Präsident! Hohes Haus! Es war schon irgendwie bezeichnend: Als dieser Tagesordnungspunkt angekündigt wurde, hat sich der Saal schlagartig geleert. Das Interesse für Wissenschaft und Forschung ist also auch in diesem Haus enden wollend, konstatiere ich schon mit großem Bedauern. Ich konstatiere auch, dass mein Vorredner zwar zuerst durchaus zum Thema, dann aber lange Zeit nicht zum Thema gesprochen hat, und dort, wo er zum Thema ge­sprochen hat, muss ich ein paar Einsprüche anmelden.

Vor allem § 99, der eine Form der Professorenberufung regelt, regelt nicht die interne Berufung, sondern ist nur eine verkürzte Form des Berufungsverfahrens und kann genauso wie § 98 durchaus internationale Berufungen, also Berufungen von auswärts, betreffen.

Damit bin ich beim Thema und beim wichtigsten Punkt dieser Novelle, nämlich beim sogenannten Tenure Track, wie das international heißt – auf Deutsch: eine neue Regelung für Nachwuchswissenschaftler und Nachwuchswissenschaftlerinnen, die in Zukunft in anderer Form die Möglichkeit haben, an der eigenen Universität eine Per­spektive zu bekommen.

Das Ganze hat eine lange und auch kulturell unterschiedliche Vorgeschichte. In Österreich wie in Deutschland galt es lange Zeit als ungut und nicht günstig für Universitäten, Leute aus dem eigenen Haus zu berufen, während andere Länder, allen voran unser Vorbild in diesen Dingen, die USA, aber auch Frankreich und viele andere, tüchtige junge Leute auch innerhalb der eigenen Universität weiterkommen ließen und ihnen Karrierechancen eröffneten.

Das hat bei uns schon der Kollektivvertrag ein bisschen geändert, aber jetzt ziehen wir gesetzlich nach und machen etwas, was an der Zeit ist und wofür wir allseits Applaus bekommen: Wir ermöglichen jungen tüchtigen Leuten, wenn sie entsprechende Leistungen erbringen, eine Perspektive und eine entfristete Anstellung an der eigenen Universität zu bekommen. Sie müssen dafür, wie gesagt, entsprechende Leistungen erbringen, und sie müssen am Anfang, und das ist das ganz Entscheidende und auch das Neue, sich in einer internationalen Ausschreibung durchsetzen. Und damit sichern wir, dass die guten Leute bei uns bleiben können.

Häufig werden sie dennoch gehen. Internationalität und Mobilität sind immer ein Wesen des akademischen Betriebs gewesen. Das auch zum Vorwurf, dass wir so viele Studenten aus dem Ausland hätten. Genau das soll der Fall sein, Österreich soll für ausländische Studierende attraktiv sein und ist es auch. Und genauso gehen natürlich sehr oft junge Leute, auch wenn sie bei uns bleiben könnten, dennoch ins Ausland; manchmal kehren sie auch wieder zurück. Aber sie können in Zukunft auch bleiben, und das ist eine ganz wesentliche Errungenschaft dieser Novelle.

Wichtig ist auch die darin enthaltene Standardisierung der Studieneingangs- und Orientierungsphase, die bisher sehr unterschiedlich gehandhabt wurde, die aber insgesamt sehr gut ist, weil sie eben das leistet, was sie vom Namen her leisten muss, nämlich zu Beginn des Studiums Orientierung und Hilfe zu bieten.

Wir haben zwar die Zugangsregelungen für stark nachgefragte Fächer verlängert, leider war es aber nicht möglich, die Fächergruppe auszudehnen, was wichtig ge­wesen wäre, weil nur dadurch in diesen Fächern eine gewisse Studienqualität gewähr-


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