Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll102. Sitzung / Seite 45

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„Die Bundesregierung – im Speziellen der Bundesminister für Land- und Forstwirt­schaft, Umwelt und Wasserwirtschaft – wird aufgefordert, sich für die Einführung der Vollkostenrechnung in allen Produktionssparten der Landwirtschaft einzusetzen.“

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Präsident Karlheinz Kopf: Sobald das Rednerpult abgeräumt beziehungsweise wie­der frei ist, darf ich Herrn Abgeordnetem Schellhorn das Wort geben. – Bitte.

 


11.01.46

Abgeordneter Josef Schellhorn (NEOS): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! (Abg. Eßl – in Richtung des Teams Stronach –: Drei Abgeordnete haben applaudiert!) Ich möchte auch betonen, dass der Grüne Bericht im Gegensatz zu vielen anderen vorgelegten Jahresberichten tatsächlich eine umfassende und lesenswerte Zusammen­fassung ist, die auch die Leistungen des Forst- und Agrarsektors sowie des ange­schlossenen Lebensmittelsektors beinhaltet. Dafür möchte ich mich ausdrücklich beim Herrn Minister, beim Ministerium, bei seinen Mitarbeitern bedanken, dass dies verbes­sert wurde.

Ich möchte mich aber auch den Ausführungen meiner Vorredner Pirklhuber und Auer anschließen: In diesem Bericht wird auch eine Krise festgestellt. Es ist die Krise schlechthin. Ich komme ja aus einem anderen Bereich, erlebe es aber tagtäglich mit. Die Unsicherheit vor allem bei den Bergbauern, bei den Bauern im ländlichen Gebiet ist ganz extrem, auch die Unsicherheit, weil man nicht weiß, wohin die Reise gehen soll.

Wenn man sich den Einkommensbericht genau anschaut, muss man feststellen – Kol­lege Pirklhuber hat das richtigerweise auch gesagt –: Es ist fatal, hier auf Europa zu warten! Gehen wir doch wieder in die kleineren Kreise hinunter und unterstützen wir jene in der Spezialisierung! Der Fokus muss vor allem auch darauf gerichtet werden, die Bauern nicht zu Subventionsempfängern zu machen. Die Einzigen, die laut Bericht dazugewonnen haben, waren die Bergbauern, aber nicht aufgrund deren Arbeit, son­dern aufgrund der höheren Förderungen – so ehrlich müssen wir sein. Das geht auch aus dem Einkommensbericht klar hervor. Alle anderen haben beim Einkommen ein Mi­nus von 5 Prozent erzielt. (Zwischenruf des Abg. Grillitsch.)

Ich möchte aber schon darauf aufmerksam machen, dass hier weit mehr möglich wäre. Sie wissen das, Herr Minister. Seit ich hier im Parlament sein darf, rege ich eine stär­kere Zusammenarbeit zwischen Tourismus und bäuerlicher Bevölkerung an. Diese ist auch im ländlichen Entwicklungsprogramm 2020 klar festgelegt. Ich muss jedoch im­mer wieder feststellen, dass es sehr schwierig ist, dass da beide Ministerien über ihren Schatten springen. Das heißt, die Österreich Werbung und der Landwirtschaftsminister können da offensichtlich keine gemeinsame Strategie entwickeln, die notwendiger wäre denn je. Sie wäre auch notwendig, um den Bauern Zuversicht zu geben, zu sa­gen: Ja, gemeinsam mit dem Tourismus – beide Bereiche gehen nicht gerade rosigen Zeiten entgegen – kann hier in der Produktion, auch in der Spezialisierung der Produk­te vor allem in der ländlichen Entwicklung ganz Entscheidendes gemacht werden. (De­monstrativer Beifall des Abg. Pirklhuber.) – Danke vielmals.

Ich muss ganz ehrlich sagen: Es ist schon ernüchternd, wenn man auf Ergebnisse war­tet. Wir haben immer wieder von diesen Doppelgleisigkeiten gesprochen, was die Ver­marktung betrifft. Jetzt sind wir noch nicht einmal in der fokussierten Analyse, was wir in den nächsten 10, 20 Jahren neben einem Bauern, der in seinem Nebenjob Liftwart oder sonst irgendetwas ist, brauchen? Der Bauer soll doch produzieren, und er soll für das wertgeschätzt werden, was er macht, und nicht für das, was er nebenbei macht.


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