Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll104. Sitzung / Seite 147

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Wenn man querliest zum Papier des Gesundheitsministeriums, dann kommt man drauf, diese Behauptung, dass wir alle so krank leben – 20 Jahre leben wir in Krankheit, höre ich immer wieder! –, ist völliger Quatsch. Eine Untersuchung von 5 000 Haus­halten hat gezeigt, wir haben seit 1990 6,6 Jahre Lebenserwartung und gleichzeitig 10 gute Jahre da­zugewonnen. Das bestätigt auch das, was ich in der Ordination erlebe: Die Leute be­kommen neue Hüften, neue Knie, es ist gewaltig, was da aufgrund des Fortschritts heute möglich ist. Das, glaube ich, sollte man schon in den Vordergrund stellen, denn ein we­sentliches Kriterium des Gesundheitswesens ist: Welche Leistungen erbringt es? Was die Leistung betrifft, muss ich sagen – ich bin ein Wiener Hausarzt in einem nicht so tol­len, reichen Gebiet –, ich bin dankbar für meine Patienten, dass wir solch ein System ha­ben, denn ich kenne Systeme, wo das nicht möglich ist.

Natürlich sehe ich Wolken am Himmel. Die Zwei-Klassen-Medizin wird es immer ge­ben, wir müssen nur schauen, dass der Anteil nicht überbordend wird, da müssen wir wirklich hinschauen. Denn Gesundheitswesen heißt meiner Meinung nach auch sei­tens des Ministeriums, dass man Mut hat, auch Unangenehmes auszusprechen, Mut hat, aber auch die Wahrheit zu sagen. Die Wahrheit ist, dass wir gar nicht so teuer sind, wie behauptet wird. Laut OECD-Schnitt geben wir weniger aus als die Deutschen, weniger auch als die Schweizer. Wir liegen als drittreichstes Land in der EU auf Platz acht. Ich möchte mich nicht mit der Türkei vergleichen oder mit Griechenland oder mit Rumänien, die den OECD-Schnitt auch ergeben.

Eines muss ich schon ein bisschen kritisch sagen: Wenn ich lese, dass die offiziellen OECD-Zahlen 10,1 Prozent sind, und in Österreich wird immer mit 10,8 Prozent bis 11 Prozent argumentiert, dann muss ich sagen, diese 1,9 Milliarden hätte ich gerne, denn dann hätte ich diese Schande bei der Palliativmedizin, wo 18 Millionen gebraucht werden, aber nichts weitergeht, schon längst geregelt.

Ich bleibe dabei: Ein gutes Gesundheitswesen braucht motivierte Mitarbeiter. Die wer­den wir nur motivieren, wenn wir ihnen gute Arbeitsbedingungen geben. Dass 40 Pro­zent der jungen Ärzte aus Österreich flüchten, ist eigentlich mehr als bedenklich. Und was macht einen Arzt glücklich? – Wenn er etwas kann, denn dann kann er helfen, wenn er Zeit hat, das anzuwenden, und nicht mit sinnlosen Kodierungen beschäftigt ist und wenn er drittens auch irgendwo Empathie gelernt hat.

Ich bleibe dabei, es ist ein Traumberuf. Die Gesundheitszahlen sind traumhaft gut, aber trotzdem gibt es Wolken am Himmel, und wir sollten uns bemühen, diese ein bisschen kleiner zu machen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

15.38


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Loacker. – Bitte.

 


15.38.48

Abgeordneter Mag. Gerald Loacker (NEOS): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Regie­rungsmitglieder! Hohes Haus! Herr Kollege Rasinger, wenn wir so gesund so alt wer­den, dann frage ich mich: Warum gehen wir dann so früh in Pension? (Zwischenruf bei der FPÖ.) Also irgendwo tut sich da eine Schere auf.

Sie haben auch gesagt, unsere Kosten sind so günstig. Da kann sich jeder Bürger auf bruttomat.at einmal anschauen, was er von seinem Lohn und Gehalt für die Gesund­heit zahlt. Wenn Sie da 1 900 € Bruttogehalt eingeben, dann sehen Sie, dass Sie im Jahr 2 700 € in das Gesundheitswesen einzahlen, da sind aber die Selbstbehalte noch gar nicht mitgerechnet.

Die Menschen werden älter, Innovationen kommen auf den Markt, die Kosten steigen. Wir müssen uns darum kümmern, wie das nachhaltig finanzierbar bleibt. Und da ist das Budget jetzt keine kreative Glanzleistung, die auf eine nachhaltige Wirkung abzielt.

 


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