Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll104. Sitzung / Seite 310

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giöser Fanatismus. Es geht nicht nur darum, wie wir Kunst und Kultur messen, es geht nicht um Preise und Eintritte, es geht schon auch um eine Debatte, die Kollege Franz – der nicht da ist – als so etwas wie Leitkultur zusammenfassen würde. Und Abgeordne­ter Franz hat ja heute auf Twitter den Vorschlag gebracht:

„Ich bin dafür, dass im Plenarsaal des österr. Parlaments ein Kreuz aufgehängt wird. #Nationalrat

#Leitkultur“

Da würde ich ihn aber wirklich dringend bitten, das auch als Antrag einzubringen – so­fern man das überhaupt als Antrag einbringen kann. Dann stimmen wir darüber ab und dann sehen wir, wie das ausgeht. Und wenn da wirklich ein Kreuz hängt, dann können Sie sich denken, was ich daneben hängen werde.

Das Budget für Kultur findet auch keine Antworten auf diese Herausforderung. Es för­dert Steine und es fördert Beton. Neuere repräsentative Museen und Preise sind natür­lich super, aber es ist ja nicht so, dass es bisher keine Museen und Theater gegeben hätte, in die die zornigen, jungen, weißen Männer aus den Vorstädten gehen können oder die Einwanderer, die kriegstraumatisiert sind. (Abg. Rädler: Sie leben in einer Traum­welt!) Sie gehen nur nicht hin. – So, wie junge Menschen heutzutage auch keine ORF-Programme mehr konsumieren, so, wie junge Menschen heutzutage keine Zeitung mehr lesen, sondern sich ihre nichtlinearen TV-Beiträge aus dem Internet holen oder viel­leicht bestenfalls tageszeitungsähnliche U-Bahn-Medien konsumieren. Warum glauben Sie denn, dass Heinz Christian Strache so erfolgreich ist in den sozialen Medien? (Abg. Rosenkranz: Er ist nicht nur dort erfolgreich!)

Eine Kulturpolitik, die keine Perspektive auf Diskurse erzeugt, wird für kommende Ge­nerationen überhaupt keine Relevanz haben. Mit diesen neuen schicken Preisen und neuen unterfinanzierten Institutionen werden wir nichts gewinnen. Es wird für eine im­mer kleinere Elite vielleicht noch leistbar, sich kulturell zu unterhalten, aber einen im­mer größeren Teil der Gesellschaft werden wir damit verlieren. (Abg. Rädler: Schwach­sinn!)

Alles, was wir machen, ist so Bergmoney. Aber für ein Budget, das breite Anschluss­fähigkeit bieten soll, ist das eindeutig zu wenig. (Beifall bei den NEOS. – Abg. Lugar: Herr Präsident, er hat „Schwachsinn“ gesagt, da muss ein Ordnungsruf her! – Abg. Katzian: Vielleicht hat er „Scharfsinn“ gesagt?!)

12.46


Präsident Karlheinz Kopf: Ich muss schauen, ob ich es im Protokoll finden kann. Ich habe es nicht gehört, Herr Abgeordneter, aber keine Sorge, ich werde das verifizieren!

Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Muttonen. – Bitte.

 


12.46.46

Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Herr Präsident! Meine Herren Minis­ter! Meine Damen und Herren! Zurück zu den Kulturangelegenheiten: Ich möchte ger­ne auf den Bereich der kulturellen Auslandsangelegenheiten eingehen. Die Auslands­kultur ist zwar größtenteils im Außenministerium angesiedelt, aber das Kunst- und Kul­turministerium ist sich auch der Bedeutung, der Wichtigkeit der bi- und multilateralen kulturellen Angelegenheiten bewusst. Hierfür wurden demnach auch 1,1 Millionen € bud­getiert.

Die Stärkung und Weiterentwicklung der Positionierung Österreichs als Kunst- und Kul­turnation ist ein wichtiges Unterfangen. Aber es geht hier nicht nur um die Positionie­rung Österreichs weltweit, sondern weit darüber hinaus. Bi- und multilaterale Projekte bie­ten eine Plattform für den Austausch, für den Dialog, sollen letztendlich eine Weiterent-


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