Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll104. Sitzung / Seite 311

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wicklung der Gesellschaft bewirken und damit eine Annäherung, ein Verständnis für ein anderes Land, für eine andere Gruppe, für den anderen, die andere schlechthin.

Kunst ist also ein Mittel zur Reflexion, zur Irritation und zum neu Hinschauen und kann daher auch ein wichtiger Beitrag zu einem Friedensprozess sein. So ist zum Beispiel auf dem Majdan Tag für Tag die Tulunbass, die traditionelle kosakische Trommel zu hö­ren. Der kasachische Künstler will damit am zentralen Platz der ukrainischen Haupt­stadt ein Zeichen setzen und symbolisch den Frieden herbeitrommeln. So gibt der welt­berühmte Musiker und Dirigent Daniel Barenboim nicht auf, mit seinem Projekt „West-östlicher Divan“ palästinensische und israelische Musiker eine neue Realität erfahren zu lassen, nämlich die des gemeinsamen Musizierens – mit der Betonung auf gemein­sam.

So haben türkisch-griechisch-zypriotische Archäologen schon lange über die geschlos­sene Grenze hinweg zusammengearbeitet, unter schwierigsten Bedingungen, um ihr ge­meinsames kulturelles Erbe sichtbar zu machen. Und so haben auch MusikerInnen und TänzerInnen 2011 in Tunis eine wichtige Rolle gespielt, in den Tagen nach dem Sturz des Diktators Ben Ali, als die Stimmung aufs Extremste angespannt war, als sich aufgebrachte DemonstrantInnen und die verunsicherten Sicherheitskräfte des gestürz­ten Regimes gegenüberstanden.

Die Situation hätte jederzeit in Gewalt eskalieren können, und da war es eine Gruppe von friedlichen MusikerInnen und TänzerInnen, die sich in Tunis zwischen die Demons­tranten und die Polizei gestellt haben. Sie haben es geschafft, durch ihre Kunst, durch Musik, durch Tanz die gefährliche Anspannung zwischen der Polizei und der Bevölke­rung zu lösen.

Kunst und Kultur spielen also gerade in Zeiten von Unsicherheit, von Konflikten und Krisen eine wichtige vermittelnde und ausgleichschaffende Rolle. Und deshalb möchte ich abschließend einen Satz von Tatjana Markova, der Leiterin der Kulturabteilung der ukrainischen Hafenmetropole Odessa, wiedergeben, die in einem Interview sagte:

„Die ganze Energie, die der Konflikt freisetzt, muss aufgefangen werden. Vor allem bei den Jungen (…). Und wir wollen, dass diese Energie in Kreativität umgewandelt wird: in Trommeln, Wände bemalen, Festivals organisieren. Das ist auch eine Art Selbstver­ständigung der Gesellschaft und nimmt den Stress, den die Leute fühlen.“ – Danke. (Bei­fall bei der SPÖ.)

12.50

12.50.10*****

 


Präsident Karlheinz Kopf: Herr Abgeordneter Rädler, es wird sich im Stenographi­schen Protokoll besagter Begriff von Ihnen finden. Ich muss Ihnen dafür leider einen Ordnungsruf erteilen. (Beifall bei ÖVP, FPÖ und Team Stronach.) – Ich bitte, von App­laus und ähnlichen Kundgebungen bei Ordnungsrufen abzusehen!

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Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Weigerstorfer. – Bitte.

 


12.51.10

Abgeordnete Ulrike Weigerstorfer (STRONACH): Ja, auch die Komödie ist Teil der Kunst- und Kulturabteilung. (Beifall beim Team Stronach.)

 


Präsident Karlheinz Kopf: Da wäre ich versucht, auch zu applaudieren.

 


Abgeordnete Ulrike Weigerstorfer (fortsetzend): Herr Präsident! Herr Minister! Das Budget Kunst und Kultur entspricht – wir haben es schon gehört – de facto dem der


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